24.04.2024

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Folge 39-21 vom 01. Oktober 2021 / AKW Ragnit / Mega-Batteriefabrik anstelle eines Kernkraftwerks / Der Energiekonzern „RosAtom“ steigt in den Bau von Lithium-Ionen-Zellen ein – Ziel: Förderung der E-Mobilität

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-21 vom 01. Oktober 2021

AKW Ragnit
Mega-Batteriefabrik anstelle eines Kernkraftwerks
Der Energiekonzern „RosAtom“ steigt in den Bau von Lithium-Ionen-Zellen ein – Ziel: Förderung der E-Mobilität
Bernd Polte

Im Jahr 2010 begann 13 Kilometer südöstlich von Ragnit, nördlich von Budwethen (Altenkirch), auf der Gemarkung Laskowethen/Brandwethen, der Bau des Atomkraftwerkes „Baltijskaja AES“. Mit der Leistung von zweimal 1200 Megawatt sollte es die Energieversorgung des Königsberger Gebiets sicherstellen und Strom in die baltischen Staaten und die EU exportieren. 2014 wurde die Baustelle bereits wieder stillgelegt und die Pläne wurden nach umgerechnet 589 Millionen Euro angefallenen Baukosten offensichtlich auf Eis gelegt. 

Ursache für den Baustillstand waren wohl die eingetretene politische Situation im Ukrainekonflikt, der Wiederanschluss der Krim an die Russische Föderation sowie die in diesem Zusammenhang erlassenen Sanktionen und Embargos des Westens gegenüber Russland. Die wahrscheinliche Kündigung der Vorverträge der Stromexporte des bis 2016 lieferfähigen Atomkraftwerkes machten den Bau nicht mehr profitabel, und für das Königsberger Gebiet allein war es zu groß dimensioniert. 

Seitdem wurde es ruhig um die Baustelle. Der örtlichen Presse und dem in Königsberg ansässigen deutschsprachigen Informationsportal „Kaliningrad-Domizil“ war zu entnehmen, dass der Bau durch den russischen Staatskonzern „RosAtom“ einer neuen Verwendung zugeführt werden soll. Bereits im März 2021 wurden Verhandlungen des Konzerns mit dem südkoreanischen Energiekonzern „Enertech International“ zur Kooperation beim Bau einer Batteriefabrik in der Russischen Föderation bekannt. Zum Standort wurde damals nichts vermeldet. Neuesten Meldungen zufolge soll eine Megafabrik zur Herstellung von Lithium-Ionen-Zellen und neuesten Systemen zur Speicherung von Elektroenergie auf der Baustelle des ehemals geplanten Kernkraftwerkes errichtet werden. Spätestens 2026 soll die Produktion für die russische Fahrzeugindustrie und die unabhängige Stromversorgung aus Speichern für das Königsberger Gebiet beginnen. 

2000 neue Arbeitsplätze in der Region

Die Standortwahl erfolgte im Interesse der Erschließung und Entwicklung des bisher industriell benachteiligten Nordostens der Region. So sollen zirka 2000 Arbeitsplätze, Wohnungen, Schulen und Verkaufseinrichtungen entstehen sowie und die Infrastruktur in der Region Ragnit entwickelt werden. Der Investitionsbedarf liegt bei umgerechnet etwa 471 Millionen Euro. RosAtom wendet sich neben dem Atomkraftwerksbau zunehmend dem Ausbau alternativer Energieformen zu.