26.04.2024

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Folge 39-21 vom 01. Oktober 2021 / Hinterpommern / Reisestation Rummelsburg – einst Tuchmacherstadt / Die von Massows und der Räuber Rummel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-21 vom 01. Oktober 2021

Hinterpommern
Reisestation Rummelsburg – einst Tuchmacherstadt
Die von Massows und der Räuber Rummel
Brigitte Klesczewski

(Fortsetzung aus Nr. 38)

Von Schneidemühl ging es mit dem Zug über Neustettin nach Rummelsburg 

[Miastko].

Im Hotel Dom Pomorskie erhielten wir gute Tipps vom Hotelbesitzer. Er machte uns auf den Skwer (Square) der Partnerstädte aufmerksam. Bad Fallingbostel ist die deutsche Partnerstadt von Miastko. In der Nähe dieses Skwers (Platzes) steht eine kompakte, menschengroß geschnitzte Holzfigur. Es ist der Räuber Rummel. Sein Name erinnert heute nur noch an den deutschen Städtenamen Rummelsburg. 

Rummelsburg wurde erstmals 1478 als Dorf und 1506 als Städtchen im Besitz der adeligen Familie von Massow erwähnt. Ein Heinrich von Massow taucht aber schon 1333 als Gebieter über dieses Land auf. Zwischen den von Massows als Grundherren und den Bewohnern des Landes gab es häufig Streit. Rummel war zu der Zeit ein legendärer Räuber, der hier sein Unwesen trieb. Er bestahl die Reichen und verteilte die erbeuteten Schätze an die Armen. Er selbst behielt nicht viel für sich und soll sehr dünn gewesen sein. 

Die Familie von Massow beschloss, mit dem Räuber Frieden zu schließen. Sie erlaubte ihm einen Ritt, der von der Morgen- bis zur Abenddämmerung dauern durfte. Das Land, das er dabei umritt, sollte ihm gehören. In diesem umrittenen Land lag Rummelsburg die Hauptstadt, und der Räuber Rummel wurde hier Bürgermeister. 

Rummelsburg war zur deutschen Zeit eine Kreisstadt. Zu Friedrichs des Großen Zeiten erblühte sie zu einer besonders geförderten Tuchmacherstadt. Im heutigen Rummelsburg gibt es laut Information aus dem Informationszentrum keine Webereien mehr. 

Die hübsche Stadt an der Stüdnitz wurde Ende des Zweiten Weltkriegs stark zerstört. Die Stadtmitte bildet die Stadtkirche. An dieser heute katholischen Kirche Zur Heiligen Jungfrau steht ein Informationsschild auf dem vermerkt wurde, dass 1727 Valentin von Massow die Schirmherrschaft über die Kirche übernommen hätte und 1876 eine zwölfstimmige Orgel von der Orgelbauanstalt Barnim Grüneberg aus Stettin installiert wurde. Die Stadtmitte wurde 1945 durch die Russen niedergebrannt und die Kirche erheblich zerstört. Heute befindet sich eine neue Orgel in ihr.

Auf einem Kurzausflug per Bahn entdeckten wir am Bahnhof Hammermühle [Kepice] riesige Holzstapel. Doch die Papierfabrik, einst ein bedeutender Indu­striestandort in Pommern, ist hier nicht mehr in Betrieb. 

Sehr bedeutend für Rummelsburg war stets das Quempassingen zu Weihnachten. Am 25. Dezember 1945 soll der letzte Quempas in Rummelsburg in der Friedhofskapelle gesungen worden sein.

Fortsetzung folgt – die nächste Station ist Bütow. 





Rummelsburger Quempas

Die Tradition des Quempas-Singens zur Weihnachtszeit nahmen die Rummelsburger mit in den Westen. In verschiedenen Kirchen in Norddeutschland wurde die Tradition fortgeführt. Am 9. Dezember 1995 konnte der uralte Brauch der „Rummelsburger Frühkirche“, der „Rummelsburger Quempas“, erstmals wieder in der heimatlichen Kirche in Rummelsburg gefeiert werden. Der letzte Quempas fand am Vorabend des 2. Advents 2019 in Rummelsburg statt. Im Jahre 2020 musste die Christmette wegen Corona abgesagt werden. (Die Pommersche Zeitung berichtete in der PAZ-Ausgabe 51–52 vom 21. Dezember 2018 und in Ausgabe 49 vom 4. Dezember 2020.)BS