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Folge 39-21 vom 01. Oktober 2021 / Niederlande / Das Manhattan an der Maas / Hollands verkannte zweitgrößte Stadt – Wer den Touristenmassen in Amsterdam ausweichen will, ist in Rotterdam gut aufgehoben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-21 vom 01. Oktober 2021

Niederlande
Das Manhattan an der Maas
Hollands verkannte zweitgrößte Stadt – Wer den Touristenmassen in Amsterdam ausweichen will, ist in Rotterdam gut aufgehoben
Andreas Guballa

Keine Stadt wird in den Niederlanden so verkannt wie Rotterdam. Neben Amsterdam galt sie immer als hässliches Entlein. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Innenstadt von der deutschen Luftwaffe fast dem Erdboden gleichgemacht. 

Doch die Holländer sahen in der Katastrophe eine Chance. Die Stadt wurde nur zu einem kleinen Teil restauriert, das meiste komplett neu gebaut. Gläserne Kuben und moderne Wohnhochhäuser wachsen in den Himmel. Rotterdam ist ein Experimentierfeld für Architekten, und genau das macht die Stadt so spannend, sie ist ständig in Bewegung, ihr Erscheinungsbild ändert sich immer wieder. Heute ist diese Modernität das Markenzeichen der Stadt. 

Mit dem Wassertaxi, dem Fahrrad oder zu Fuß lässt sich das futuristische Rotterdam gut erkunden. Die beeindruckende Silhouette – auch „Manhattan an der Maas“ genannt – prägt das Gesicht der Stadt. Ihr Wahrzeichen ist die Erasmusbrücke über die Neue Maas, einem Strom des Rheindeltas. Mittendrin befindet sich viel nostalgischer Charme – so im Veerhafen mit den Segelbooten oder in den alten Stadtvierteln mit ihren Backsteinhäusern. 

Dem historischen Rotterdam nähert man sich am besten in Delvshafen, dem alten Hafen und „Tor zur Welt“. Von dort brachen schon die Pilgerväter Richtung Amerika auf. Einen großen Teil ihres Wohlstands verdankt die Stadt ihrem Zugang zum Meer. Mit fast 420 Millionen Tonnen Güterumschlag hat Rotterdam den mit Abstand umsatzstärksten Hafen Europas. 

Seit einiger Zeit nimmt ein gelber Linienbus Kurs auf eine Rampe im Hafen, um sich dort gezielt ins Wasser plumpsen zu lassen. Nachdem das abgesehen von seiner Farbe eher unscheinbare Vehikel die architektonischen Aushängeschilder Rotterdams zuvor auf dem Landweg erkundet hat, setzt es seinen Rundkurs unbeeindruckt im Wasser fort. „Splashtours“ nennt sich der 75 Minuten dauernde Spaß. Dahinter verbirgt sich eine niederländische Entwicklung, für deren Genehmigung nicht weniger als 29 verschiedene Lizenzen notwendig waren. 

Als weitere Attraktion im Hafen lockt ein historisches Kreuzfahrtschiff, das auf der Halbinsel Katendrecht vor Anker liegt, Einheimische und Touristen gleichermaßen an. Die „SS Rotterdam“ ist das ehemalige Flaggschiff der Holland-Amerika-Lijn und mit einer Länge von 228 Metern und 13 Decks das größte Passagierschiff, das je in den Niederlanden gebaut wurde. Nachdem die Stil-Ikone Ende der 90er Jahre ausgemustert wurde, war ihr Schicksal lange Zeit ungewiss – bis sich eine Gruppe niederländischer Investoren des einstigen nationalen Stolzes annahm.

Mit viel Aufwand wurde das Schiff in den darauffolgenden Jahren restauriert und als eigenständige Attraktion wieder eröffnet. Vier Landungsbrücken führen die Besucher seitdem in Schiffsbereiche unterschiedlichster Funktionen. 

Glamouröser Mittelpunkt ist ein Vier-Sterne-Hotel mit 258 Kabinen, die über mehrere Decks verteilt und mit Originalmöbeln ausgestattet sind. Außerdem fungiert die „Rotterdam“ als ein Museum, das sich selbst und seiner reichen Historie gewidmet ist, als Konferenzstandort und als gastronomische Attraktion – inklusive Freiluft-Bar und Sonnendeck.

Nur wenige Minuten von Rotterdam entfernt liegt in Kinderdijk ein Stück Holland, wie es holländischer nicht sein könnte, mit Käse, Holzschuhen und vielen Windmühlen, die zu den schönsten Ausflugszielen Hollands gehören. Die 19 noch gut erhaltenen Mühlen stammen aus dem 18. Jahrhundert und wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Von der Erasmusbrücke in Rotterdam fährt regelmäßig ein Wasserbus in dieses Freilichtmuseum.

Touristinformation Rotterdam (auf Englisch) en.rotterdam.info