25.04.2024

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Folge 40-21 vom 08. Oktober 2021 / Unionspolitikerinnen / Die Ära der Frauen in der CDU-Spitze scheint vorerst vorbei / In den Debatten um die Zukunft der Partei fallen kaum weibliche Namen. Über ein interessantes Faktum am Ende der Ära Merkel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-21 vom 08. Oktober 2021

Unionspolitikerinnen
Die Ära der Frauen in der CDU-Spitze scheint vorerst vorbei
In den Debatten um die Zukunft der Partei fallen kaum weibliche Namen. Über ein interessantes Faktum am Ende der Ära Merkel

Zu den Charakteristika der Ära Merkel gehört eine starke Präsenz von Frauen in Spitzenpositionen von Union und Staat. Mit Ilse Aigner, Dorothee Bär, Monika Grütters, Anja Karliczek, Julia Klöckner, Annegret Kramp-Karrenbauer, Ursula v. der Leyen, Hildegard Müller, Annette Schavan, Kristina Schröder, Johanna Wanka und Annette Widmann-Mauz wurden soviele Ministerinnen aus den Reihen von CDU und CSU berufen wie nie zuvor. 

Um so erstaunlicher, dass diese am Ende der Ära Merkel kaum noch eine Rolle spielen. Manche von ihnen haben die politische Bühne ganz verlassen, manche haben auch nur den Schauplatz gewechselt und sind in Richtung EU oder Wirtschaftsverbände abgewandert. 

Ein wesentlicher Grund für die nachlassende Bedeutung der Frauen an der Unions-Spitze ist, dass viele von ihnen vor allem als Unterstützerinnen Angela Merkels agiert haben und weniger als eigenständige politische Größen. So konnte sich „AKK“, die als Generalsekretärin an die Parteispitze kam, nie richtig aus dem Schatten der Kanzlerin lösen. Und Widmann-Mauz ging lieber auf die Merkel-Kritiker von der Werte-Union los als auf die Konkurrenz aus anderen Parteien.  

Julia Klöckner gehört mit 48 Jahren noch immer zu den jüngeren Gesichtern ihrer Partei. Als CDU-Landesvorsitzende in Rheinland-Pfalz ab 2010 sowie Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft ab 2018 gehörte sie in den vergangenen Jahren zweifelsohne zum politischen Spitzenpersonal. Nachdem sie bei der Bundestagswahl ihren Wahlkreis verlor und lediglich über die Landesliste wieder in das Hohe Haus einzog, gab sie jedoch bekannt, nicht mehr für den Landesvorsitz kandidieren zu wollen. 

Spitzenkräfte, die niemand kennt

Eine typische Figur für die letzten Jahre ist auch Silvia Breher, die selbst manchem Insider des Politikbetriebs kaum etwas sagen dürfte. Dabei ist die Südoldenburgerin seit fast zwei Jahren stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU. Aufgefallen durch politische Äußerungen ist sie bislang jedoch nicht; wenn überhaupt, dann eher dadurch, dass sich Beobachter fragten, wer eigentlich die Frau mit dem nach oben stehenden Haar ist, die seit geraumer Zeit bei Veranstaltungen in der ersten Reihe sitzt und immer so stolz lächelt, dass sie dort Platz nehmen darf. Doch wofür sie steht? Wer weiß das schon ... 

Typisch für die Ära Merkel und deren innerparteiliche Koordinatenverschiebung ist auch Karin Prien. 1965 geboren, wurde sie erst in den vergangenen Jahren über ihre Wahlheimatstadt Hamburg hinaus bekannt. 2017 wurde Prien Kultusministerin in Schleswig-Holstein, 2021 Mitglied des Bundesvorstandes der CDU. Für Aufsehen sorgte sie zuletzt, als sie in das „Zukunftsteam“ von Kanzlerkandidat Armin Laschet berufen wurde und dort nicht etwa die erwarteten bildungspolitischen Akzente setzte, sondern sich laut fragte, was der ehemalige Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen „eigentlich in der CDU sucht“ und indirekt zur Wahl von dessen Gegenkandidaten im Wahlkreis 196 aufrief. 

Schaut man sich die Phalanx der genannten Frauen – sowie zahlreicher weiterer CDU-Politikerinnen – an, scheint es, dass es für diese fast noch wichtiger ist, sich von Merkel zu emanzipieren, als für die Herren in der Partei. Viele von ihnen verdanken ihren Aufstieg der Förderung durch die Kanzlerin. Sollten sie nicht eigenständig werden, wäre es nur konsequent, wenn mit Merkels Abgang auch ihre Zeit vorbei wäre. P.M.