29.03.2024

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Folge 40-21 vom 08. Oktober 2021 / Gold / Wie der Preis für das Krisenmetall manipuliert wird / Währungshüter sehen steigenden Edelmetall-Kurs als Ärgernis – Gefahr, dass Sparer Einlagen abziehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-21 vom 08. Oktober 2021

Gold
Wie der Preis für das Krisenmetall manipuliert wird
Währungshüter sehen steigenden Edelmetall-Kurs als Ärgernis – Gefahr, dass Sparer Einlagen abziehen
Wolfgang Kaufmann

Der Goldpreis steht momentan stark unter Druck. Aktuell liegt er bei rund 1490 Euro für die Feinunze. Damit hat der Preis im Vergleich zum Jahreshoch im Juni 2021 um rund fünf Prozent nachgegeben. Noch größer ist der Abstand zum Rekordniveau im August 2020. Der beläuft sich auf 14,5 Prozent. Das ist recht mysteriös, denn eigentlich müsste der Goldpreis von den schlechten Wirtschaftsdaten und der galoppierenden Inflation im Euro- und Dollar-Raum profitieren. Deshalb steht der Verdacht der Manipulation im Raum.

Und tatsächlich fanden Edelmetallmarktanalysten wie Dimitri Speck immer wieder Hinweise auf gezielte Eingriffe. So beim Kurssturz an den asiatischen Börsen am 9. August dieses Jahres. Anlass war eine gigantische Verkaufsorder genau zu einem Zeitpunkt, zu dem normalerweise kaum Gold gehandelt wird. Diese erzielte angesichts des volumendünnen Marktes durchschlagende Wirkung: Der Goldpreis fiel schlagartig um 100 Dollar. Ähnliches ereignete sich im August 2013. Damals enteignete der zypriotische Staat die Sparer um einen Teil ihrer Guthaben. Laut Speck sollte den Bankkunden durch den mittels Massenverkäufen künstlich herbeigeführten Einbruch beim Goldpreis die Botschaft vermittelt werden, dass selbst bei Gold Verluste möglich seien, weswegen das Geld auch gleich auf der Bank liegen bleiben könne.

Dieses Beispiel zeigt, wer in der Regel die Akteure sind, die den Goldpreis drücken, und welche Absichten diese verfolgen. Gold gilt als Krisenmetall, das immer dann besonders gefragt ist, wenn das Vertrauen ins Papiergeld sinkt. Deshalb betrachten die Währungshüter einen steigenden Goldpreis als Ärgernis, denn dieser offenbart die Schwäche von Dollar, Euro und Co. Insofern haben die Zentralbanken das stärkste Motiv, wenn es darum geht, das Edelmetall unterzubewerten: Angesichts steigender Inflationsraten wollen sie die nervösen Sparer beruhigen und ein lawinenartiges Abziehen der Einlagen verhindern. Und sie verfügen auch über die Möglichkeiten dazu, von denen es noch mehr gibt als nur gezielte Verkäufe an einem handelsschwachen Montagmorgen.

Besonders wirksam ist dabei die Vermischung von physisch vorhandenem Gold mit „Papiergold“, den sogenanntem Exchange-traded Commodities (ETC). Das sind börsengehandelte Wertpapiere, die Anlegern eine Investition in Rohstoffe wie eben Gold ermöglichen sollen. Der Unterschied zwischen echtem Gold und den ETC liegt darin, dass nur eine begrenzte Menge des Edelmetalls zur Verfügung steht, woraus sich dessen immerwährender Wert ergibt. „Papiergold“ kann von den Banken hingegen in größeren Mengen als reales Gold in Umlauf gebracht werden. Zwar sollen die ETC mit tatsächlich existierenden Barren besichert sein, es ist aber ebenfalls zulässig, die Deckung mittels bloßer Versprechen auf die Lieferung von Gold vorzunehmen. Durch den massenhaften Verkauf solcher ETC, hinter denen also oft gar kein wirkliches Gold steht, kann der Goldpreis natürlich auch gedrückt werden.