29.03.2024

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Folge 40-21 vom 08. Oktober 2021 / Zeitungsmacher / Ein Ostpreuße aus Pommern / Horst Zander zum 90. Geburtstag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-21 vom 08. Oktober 2021

Zeitungsmacher
Ein Ostpreuße aus Pommern
Horst Zander zum 90. Geburtstag
Klaus Weigelt

Heute bedarf es einer langen Reise, um das Paradies von Horst und Lydia Zander, den Lindenhof im fernen Hinterpommern, in dem Schimmerwitz Wald, südlich von Lauenburg, zu finden und zu erreichen. Wenn man aber da ist, erlebt man einen prächtigen Blumengarten, einen Hühnerhof, ein gemütliches Haus, eine wunderbare Ruhe und nachts einen weiten, schwarzen, sternenübersäten Himmel, kurz: einen schönen Ruhesitz für Horst Zander, der so viel in seinem Leben gearbeitet und bewirkt hat.

Geboren ist der Jubilar 1931 wirklich im pommerschen Köslin, was viele Ostpreußen nicht glauben konnten, als er 1994 in Anklam das erste Kösliner Heimattreffen organisierte. Man kannte Horst Zander vor allem als unermüdlichen Redakteur, der von 1967 bis 1995 das Ostpreußenblatt in jeder Hinsicht geprägt hat. Auch ich lernte Horst Zander dort 1986 kennen, weil er einen tief empfundenen Nachruf auf Pfarrer Werner Weigelt publizierte, meinen Vater.

Nach der Vertreibung aus seiner Heimat hat sich Zander konsequent der Arbeit für die Heimatvertriebenen sowie der Erhaltung und Verbreitung des Wissens um das ostdeutsche, das preußische Kulturgut im Westen seines Vaterlandes gewidmet. Er war Gründungsmitglied der Ostdeutschen Jugend, seit 1951 Deutsche Jugend des Ostens (DJO). Er war Jugendreferent der Pommerschen Landsmannschaft, Landesjugendreferent in Niedersachsen und Mitglied der Pommerschen Abgeordneten-Versammlung.

Als Zander zum Ostpreußenblatt ging, musste er sich von seinem Vater bald sagen lassen: „Du weißt mehr über Ostpreußen als über Deine Heimat.“ 

Zander arbeitete unter den Chefredakteuren Eitel Kaper, Hugo Wellems und Horst Stein, und er hatte legendäre Mitarbeiter wie Ruth Maria Wagner, Peter Paul Brock, Heinz Passarge und Ruth Geede als Kollegen. Ihm verdankte das Ostpreußenblatt richtungsweisende Impulse. Er richtete die Rubriken „Rundfunk und Fernsehen“, „Spiegel der landsmannschaftlichen Presse“ und „Blick nach drüben“ ein sowie zusätzlich die Seiten „Deutsches Schicksal“, „Literatur“, „Mitteldeutschland“ und „Ostpreußen heute“. Sein Ziel war es, einen Bogen aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu spannen. Ab 1977 war Zander Chef vom Dienst und zuständig für die Koordination der Arbeit mit der Druckerei Rautenberg in Leer.

In dieser Zeit war Zander viel gefragter Ansprechpartner für Landsleute und Journalisten, für Medien wie den WDR, den „Readers Digest“ oder den „Spiegel“, von denen kaum jemand wusste, dass er kein Ostpreuße war. 

Über die Ferientreffen im kärntnerischen Seeboden wurde Zander weiteren Kreisen bekannt, auch als gelernter Buchhändler über die zusätzliche Tätigkeit in seiner Versandbuchhandlung. Der Bürgermeister der österreichischen Gemeinde Seeboden verlieh ihm 1999 die Goldene Ehrennadel.

Aus Königsberger Sicht ist Zander als Pionier der ersten Stunde nach der Öffnung der Stadt zu bezeichnen. Schon im März 1990 gelangte er von Hamburg aus über Stockholm, Reval und Riga nach Königsberg. 1991 reiste er im Februar über Riga, im April über Wilna und am 27. August mit dem ersten deutschen Flugzeug nach 1945 nach Ostpreußens Hauptstadt. Im November 1991 hielt Zander seinen ersten Vortrag in Goslar zum Thema „Wiedersehen mit Königsberg 1991“.

Königsberg blieb sein Reiseziel: 1992 mit der Eisenbahn über Braunsberg und Heiligenbeil, im Februar mit einen Pkw-Hilfsgütertransport von Hamburg aus, im April mit einem Aeroflot-Non-Stop-Flug, im August wieder mit der Bahn über Elbing, im Mai 1993 flog Zander mit Hamburg Airlines nach Königsberg, Ebenfalls im Mai nahm er an der Eröffnungsfahrt von Berlin Hauptbahnhof nach Königsberg teil, und im Juni an der Eröffnungsfahrt der Fähre Kiel–Königsberg. In zwei Monaten des Jahres 1993 erreichte Zander also zu Lande, zu Wasser und durch die Luft Königsberg – was für eine engagierte Reisetätigkeit in die alte ostpreußische Hauptstadt.

Parallel nahm Zander im Februar 1993 am ersten Köslin-Seminar seines Heimatkreises in der Ostsee-Akademie Lübeck-Travemünde teil und besuchte im April 1993 zum ersten Mal nach der Flucht 1945 seine Heimatstadt Köslin. Zu Ostern 1993 erfolgte sein erster Besuch am Jamunder See in der polnischen Woiewodschaft Westpommern, von dem er sich einen blank geschliffenen runden Stein als Andenken mitnahm.

Im Jahre 2000 veröffentlichte Zander das zwölfseitige, bis heute informative Faltblatt „Köslin in Pommern, Geschichte–Kultur–Bevölkerung“ und hatte bis 2004 die Redaktion des „Köslin-Kurier“ inne. Später gab er noch viele Jahre privat die „Kösliner Nachrichten“ heraus, die der unvergessene Sieghard Rost „eine literarische Fundgrube für alle Kösliner“ nannte. Die Jubiläumsausgabe 25 erschien im Herbst 2017. Im gleichen Jahr zeichnete ihn die Pommersche Landsmannschaft mit ihrer „Ehrennadel in Gold“ aus.

Inzwischen ist es stiller um Zander geworden. 2020 durfte er mit seiner Lydia das Fest der Silbernen Hochzeit auf dem Lindenhof feiern – ein schönes Fest für den hochbetagten Jubilar, dem Brückenbauer zwischen Ostpreußen und Pommern! Wir wünschen ihm und seiner Lydia noch eine gesegnete Zeit in guter Gesundheit.