19.04.2024

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Folge 40-21 vom 08. Oktober 2021 / Filmheld / Lässiger Herzensbrecher / Galionsfigur in Frankreich – Vor 100 Jahren kam der Schauspieler Yves Montand zur Welt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-21 vom 08. Oktober 2021

Filmheld
Lässiger Herzensbrecher
Galionsfigur in Frankreich – Vor 100 Jahren kam der Schauspieler Yves Montand zur Welt
Helga Schnehagen

Yves Montand ist in Frankreich  eine ähnlich unvergessene Schauspiel-Ikone wie hierzulande ein Hans Albers oder Curd Jürgens. Der Name, der Charme, die Gewandtheit und das Temperament dieses schlanken, charismatischen Mannes machten ihn für die Franzosen zur nationalen Identifikationsfigur. Dabei stammte der große Chansonnier und Schauspieler aus Italien. Als Ivo Livi wurde er am 13. Oktober 1921 in Monsummano Terme in der Toskana geboren.

Wie Charles Aznavour oder Frank Sinatra gehört Montand zu den begnadeten Multitalenten seiner Generation. Das Publikum lag ihm zu Füßen. Die Damenwelt vergötterte ihn – und er sie frei nach der Devise „Machen wir’s in Liebe“, so der Titel eines seiner Erfolgsfilme von 1960. Seine Affären machten Schlagzeilen, allen voran seine Beziehung zu Filmpartnerin Marilyn Monroe. „Er ist der aufregendste Mann, den ich je traf“, soll sie später gesagt haben. 

Dennoch, Simone Signoret, mit der Montand seit 1951 verheiratet war, blieb die Frau an seiner Seite. Ihre Beziehung füllte in Frankreich ebenso die Klatschspalten wie jene von Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre. Als Signoret 1985 starb, war Montand am Boden zerstört. Drei Jahre später heiratete er mit 66 Jahren seine persönliche Assistentin, die erst 27-jährige Carole Amiel. Mit der Geburt von Sohn Valentin 1988 wurde der berühmte Herzensbrecher erstmals Vater. 

Das Schauspielerpaar Signoret und Montand verband mehr als ein Gefühl. Lange Zeit war das Paar eine der Gallionsfiguren von Frankreichs linksintellektueller Szene. Mitglied der Kommunistischen Partei waren die beiden aber nie. Montands Kämpfernatur, sein Ehrgeiz und seine Disziplin verhalfen ihm bei allem Talent zum beruflichen Aufstieg.

Aus armen Verhältnissen stammend zog er mit 23 Jahren von Marseille nach Paris, lernte die Chansonsängerin Edith Piaf kennen und lieben und reifte an ihrer Seite zum Star wie so viele andere – Charles Aznavour, Gilbert Bécaud, Georges Moustaki, um nur einige zu nennen. 

Wenn Montand mit offenem braunem Hemd, brauner Hose und braunem Gürtel lässig die Bühne betrat und mit unvergesslich-sanftem Timbre „Les feuilles mortes“ sang, trug er bis zuletzt das schlichte Kostüm, das ihm „Mutter“ Piaf verpasst hatte und das ihn bei seinen tänzerisch-akrobatischen Einlagen nicht behinderte.

Auch seine ersten Schritte auf der Leinwand machte Montand 1946 in „Chanson der Liebe/ Étoile sans lumière“ an der Seite von Edith Piaf. Darauf folgten über 50 Filme und Welterfolge wie „Die Helden sind müde“ (1955) mit Curd Jürgens und Gert Fröbe, „Lieben Sie Brahms?“ (1961) mit Ingrid Bergmann und Anthony Perkins, „César und Rosalie“ (1972) mit Romy Schneider oder „I wie Ikarus“ (1979). Egal ob kalter Spion oder glühender Liebhaber, Montand schienen alle Rollen auf den Leib geschneidert. 

Das Schicksal wollte, dass sogar sein eigener Tod ins Drehbuch passte. In seinem letzten Film „IP5-Insel der Dickhäuter“ spielte der begnadete Charakterdarsteller einen Sonderling, der an einem Herzinfarkt stirbt. Als alle Szenen abgedreht waren, wurde Montand plötzlich übel. Kurz darauf starb er im Alter von 70 Jahren am 9. November 1991 im Krankenhaus des im Norden Frankreichs gelegenen Ortes Senlis an den Folgen eines – natürlich – Herzinfarkts.