24.04.2024

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Folge 41-21 vom 15. Oktober 2021 / Ausstellung / Preußisch Blau in China / Ein Hamburger Museum erklärt die Farbenlehre in handkolorierten Landkarten Ostasiens und Europas

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-21 vom 15. Oktober 2021

Ausstellung
Preußisch Blau in China
Ein Hamburger Museum erklärt die Farbenlehre in handkolorierten Landkarten Ostasiens und Europas
Harald Tews

Eine Landkarte könnte man einfach Schwarz auf Weiß zeichnen. Das Problem ist dabei nur, dass man bei den schwarzen Linien nie auf Anhieb sicher sein konnte, ob sie Flüsse, Grenzen oder Gebirgsumrandungen darstellen. Also begannen die Kartenzeichner schon früh, Farbmittel zur Unterscheidung zu verwenden, wobei gleich eine politische Komponente mit ins Spiel kommt. Territorialer Freund und Feind ließen sich so gut zu propagandistischen Zwecken optisch hervorheben.

Diese Erkenntnis ist zwar nicht ganz neu, doch das Hamburger Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt, das ab 1879 Völkerkundemuseum hieß, ehe es 2018 aus Rücksicht auf den antikolonialen Zeitgeist kurz in MARKK umgetauft wurde, untermauert das aktuell mit wissenschaftlicher Akribie. In der bis 30. Januar 2022 laufenden Ausstellung „Farbe trifft Landkarte“ werden handkolorierte ostasiatische Karten aus dem eigenen Bestand und europäische Karten aus dem Bestand der Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Wissenschaft regelrecht auf Herz und Nieren untersucht. Man entnahm Pigmentproben, stellte fest, dass sich die Europäer die aus Schildläusen hergestellte rote Farbe „kulturell angeeignet“ hätten und dass nahezu gleichzeitig das in der Ausstellung als Berliner Blau bezeichnete Preußisch Blau, das auf der Karte „Bataille bey Freiberg“ preußische Truppen von den feindlichen Österreichern unterscheidet, auf chinesischen Karten des 18. Jahrhunderts auftauchte.

Von solchen akademischen Pedanterien abgesehen, beeindruckt die Ausstellung mit ihrem Kartenmaterial. Unübersehbarer Mittelpunkt ist eine etwa sechseinhalb mal vier Meter große Karte Koreas von 1861, die, so heißt es, sogar dem modernen GPS standhält. Dass einige dieser Karten nach der chinesischen Fünf-Farben-Lehre koloriert wurden, ist nichts weltbewegend Neues, wird aber dem in dieser Hinsicht unwissenden Laien hinreichend erklärt.