20.04.2024

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Folge 41-21 vom 15. Oktober 2021 / Ludwig III. / Bayerns letzter König / Im Gegensatz zu seinem Vater begnügte sich der vor 100 Jahren gestorbene Wittelsbacher nicht mit der Regentschaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-21 vom 15. Oktober 2021

Ludwig III.
Bayerns letzter König
Im Gegensatz zu seinem Vater begnügte sich der vor 100 Jahren gestorbene Wittelsbacher nicht mit der Regentschaft

Als Bayerns späterer König Ludwig III. am 7. Januar 1845 in der Münchner Residenz zur Welt kam, war nicht absehbar, dass er einmal eine Krone tragen würde. Entsprechend bürgerlich, um nicht zu sagen normal war seine Kindheit und Jugend. Statt Privatunterricht zu erhalten, besuchte er während seines Studiums 1864/65 öffentliche Veranstaltungen der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Im Deutschen Krieg von 1866 war er als Ordonanzoffizier seines Vaters echten Gefahren ausgesetzt und wurde auch tatsächlich bei Helmstedt verwundet. 

Diese Verwundung gilt als Grund, dass er Militärischem eher ablehnend gegenüberstand. 1875 kaufte er das Schloss Leutstetten am Starnberger See und baute dort ein landwirtschaftliches Mustergut auf. Außer für praktische Landwirtschaft interessierte sich der Prinz auch für Tiermedizin, Technik und die Energiegewinnung durch Wasserkraft. Als „Millibauer“ (Milchbauer) wurde er deshalb auch bezeichnet. Diese Bodenhaftigkeit und seine Leutseligkeit machten ihn zu einem beliebten Prinzen im Land der Bayern.

Mit der Entwicklung in der Zweiten Reihe war Schluss, als 1886 sein Vater Luitpold von Bayern Prinzregent wurde. Ludwig war dessen ältester Sohn, und so war absehbar, dass die Regentschaft nach dem Tode seines Vaters auf ihn zukommen würde. Luitpold ließ sich indes mit dem Sterben Zeit. Erst im gesegneten Alter von 91 Jahren schloss er 1912 für immer die Augen. Da war Ludwig bereits 67 Jahre alt. 

Im Gegensatz zu seinem Vater begnügte sich Ludwig jedoch nicht mit der Regentschaft. Obwohl Otto I., der geisteskranke jüngere Bruder und Nachfolger Ludwigs II. auf dem bayerischen Thron, noch bis 1916 lebte, ließ sich der Prinzregent 1913 als Ludwig III. zum König proklamieren. Für hartgesottene Verfechter des Gottesgnadentums und des Legitimitätsprinzips machte sich Ludwig damit zum Usurpator, zum Thronräuber, und setzte sich ins Unrecht. Otto I. mochte sich durch seine Geisteskrankheit als Regent disqualifiziert haben, nicht aber als König.

Zur Legitimation des Königtums Ludwigs wurde die Verfassung geändert. Diese Verfassungsänderung wurde vom Landtag als Volksvertretung gebilligt. Diese Absegnung durch das Volk beziehungsweise deren Vertretung war auf der einen Seite modern und demokratisch. Auf der anderen Seite wirkte sie insofern System-destabilisierend, als damit Ludwigs Erhebung zum König auch auf Volkes Wille basierte, damit begründet war und insofern davon abhing. 

Dass man sich der Rechtmäßigkeit seiner Sache in München nicht wirklich sicher war, lässt der Verzicht darauf vermuten, Otto seinen Königstitel zu nehmen. So hatte Bayern bis Ottos Tod das Kuriosum, zwei Könige parallel zu haben.

Kaum dass Ludwigs Regentschaft begonnen hatte, fing der Erste Weltkrieg an. In diesem trat der König kaum hervor. Standesgemäß bekleidete er den höchsten militärischen Rang eines Generalfeldmarschalls, aber er befehligte nur das Ersatzheer in Bayern. Politisch bewegte er sich wie die meisten anderen Regenten der Bundesstaaten im Fahrwasser von Kaiser und Reich. Hervor trat er nur mit optimistischen Plänen einer Vergrößerung Bayerns im Falle eines Kriegssieges.

Dazu kam es indes nicht. Am 2. November 1918 verkündete der Monarch zwar die Einführung des parlamentarischen Regierungssystems und eine rasche Regierungsbeteiligung der Mehrheitssozialdemokraten, aber diese Demokratisierung des Königreiches kam zu spät. Sechs Tage später fiel mit der bayerischen die erste Monarchie im Deutschen Reich der Novemberrevolution zum Opfer. An jenem 8. November erklärte Kurt Eisner den bayerischen König für abgesetzt und proklamierte den Freistaat Bayern. Ludwig ging ins Exil.

Der Wittelsbacher war nicht nur der Sohn, sondern auch der Ehemann einer Habsburgerin. Ab 1868 war er mit Marie Therese von Österreich-Este verheiratet. Dadurch verfügte das Paar über ein Erbgut in Ungarn, das Schloss Nádasdy in Sárvár. In seiner letzten Lebensphase von Magenblutungen geplagt, starb dort in seinem 77. Lebensjahr am 18. Oktober 1921 Bayerns letzter König.M.R.