25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 41-21 vom 15. Oktober 2021 / Hinterpommern / Sommerreise durch Hinterpommern / Letzte Station Stolp – die pommersche Geschichte ist hier überall präsent

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-21 vom 15. Oktober 2021

Hinterpommern
Sommerreise durch Hinterpommern
Letzte Station Stolp – die pommersche Geschichte ist hier überall präsent
Brigitte Klesczewski

Stolp war einmal die größte Stadt in Hinterpommern. Wegen ihrer guten Einkaufsmöglichkeiten, Kaufhaus Zeeck wäre da zu erwähnen.  Wegen der günstigen Verkehrslage an der hinterpommerschen Eisenbahn Stettin-Stargard-Danzig, sowie ihrer alten Stadtkerne um das Mühlentor und um den Marktplatz herum verglich man sie gern mit Paris. 

Im heutigen Stolp [Słupsk] stehen an den historischen Gebäuden oder Plätzen bebilderte Hinweisschilder, die aus der Vergangenheit berichten. Auf unserem Rundgang durch die Stadt sahen wir an der Nordostseite einen großen Granitstein, aufgestellt zum Gedenken an den polnischen Augenarzt Ludoviko Zamenhof, der am 15. Dezember 1859 in Białystok geboren wurde und am 14. April 1917 in Warschau starb. Er erfand und entwickelte 1887 das Esperanto, eine Welthilfssprache, die alle Menschen auf der Welt sprechen und verstehen sollten. Heute kommt man mit der Symbollingua weiter.

Heinrich von Stephan kam aus Stolp

Unvergessen blieb auch Stolps bekanntester Einwohner Heinrich von Stephan. In der Nähe der Marienkirche weist ein gerahmtes Bild in einer Baulücke auf das Geburtshaus von Heinrich von Stephan hin. In der Hauptpost gegenüber der Marienkirche wurde kürzlich ein Relief aus Metall mit dem Porträt von Heinrich von Stephan enthüllt. Auf ihm steht auf Deutsch und Polnisch: „Heinrich von Stephan 1831–1897 Initiator und Mitbegründer des Weltpostvereins, geboren in Stolp.“ Er gründete 1874 den Weltpostverein und schuf damit das moderne Postwesen. In den Jahren von 1863 bis 1877 führte er den öffentlichen Fernsprechverkehr ein. Für seine vorbildlichen Leistungen im deutschen Postwesen wurde er 1885 von Kaiser Wilhelm I. geadelt. Er starb am 8. April 1897 in Berlin.

Epitaph Anna von Croys und Sohn

Das Renaissanceschloss wurde 1945 von den Russen zerstört und durch die Polen wieder rekonstruiert. Es beherbergt ein sehenswertes Museum. Stolp war vom 14. bis 16. Jahrhundert Residenz eines Pommerschen Herzogtums. Herzog Boguslaw X., Erbauer des Schlosses, steht als Denkmal vor dem Schloss. 

Ein Besuch der Schlosskirche aus dem 15. Jahrhundert ist empfehlenswert. Hier betreut eine ältere Dame schon seit Jahren unaufgefordert deutsche Touristen. Sie machte mich auf die Epitaphien von Anna von Croy (1590–1660) und ihres Sohnes Herzog Ernst Boguslaw von Croy aufmerksam.

Anna von Croy war die jüngste Tochter von Herzog Boguslaw XIII. und seiner Gemahlin Klara von Braunschweig-Lüneburg. Sie war die Schwester des letzten pommerschen Herzogs aus dem Greifen-geschlecht. Anna heiratete 1619 den Herzog Ernst von Croy, der schon 1620 starb. Ihr gemeinsamer Sohn Ernst Boguslaw kam 1620 zu Welt. 

Schloss Stolp wurde ihr Witwensitz. Gern weilte sie während des Sommers in Schmolsin, einem größeren Dorf im Kreis Stolp. Es liegt am Fuße des 115 Meter hohen, sagenumwobenen Revekols. Ihr waren die Schmolsiner Güter um 1630 übertragen worden. Anna von Croy war in diesem Ort sehr beliebt. Im Jahr 1632 ließ sie dort eine Kirche bauen. 

Als sie 1660 starb, wurde sie in der Stolper Schlosskirche beigesetzt. Ihr Epitaph, wie auch das ihres Sohnes sind heute noch in der Schlosskirche zu sehen. Ihr Sohn, Ernst Boguslaw Herzog von Croy, schenkte der Universität Greifswald den Croy-Teppich, den man heute im Greifswalder Museum betrachten kann. Von Stolp aus kehrten wir mit der Bahn über Belgard, Stargard, Stettin und Berlin nach Braunschweig zurück.

Geplant ist für das Jahr 2022 eine Reise mit den Enkeln zu den pommerschen Orten meiner Kinderzeit. Hoffentlich können die Tagungen des Historischen Arbeitskreises Stettin und des Vereins für Pommersche Geschichte, die wegen Corona 2021 leider ausfielen, im Jahr 2022 stattfinden.