26.04.2024

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Folge 42-21 vom 22. Oktober 2021 / Aufgefallen / Steinmeier schreibt Geschichte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-21 vom 22. Oktober 2021

Aufgefallen
Steinmeier schreibt Geschichte
Erik Lommatzsch

Am 30. Oktober 1961 schloss die Bundesrepublik das Anwerbeabkommen mit der Türkei ab. Zum 60. Jahrestag sprach der Bundespräsident nun bei einem Festakt der Türkischen Gemeinde in Deutschland. Laut Frank-Walter Steinmeier sei das Abkommen „kein Akt der Nächstenliebe“ gewesen, „Deutschland war knapp an Arbeitskräften“, Wachstumsverzicht habe gedroht. Einen „angemessenen Raum“ verdienten die Gastarbeiter in „unseren Schulbüchern und unserer Erinnerungskultur“. 

Gewandt an die erste Generation rief der Bundespräsident aus: „Sie haben Deutschland mit aufgebaut – Sie haben unser Land bereichert, wirtschaftlich, aber vor allem menschlich!“ Er sei „zutiefst dankbar“. Er fügte hinzu: „Ihre Kinder und Enkel bauen an diesem Deutschland weiter“, als „Handwerker, Künstlerinnen und Musiker, Unternehmerinnen und Impfstoffentwickler, Richterinnen und Staatsanwälte, Abgeordnete, Staatssekretärinnen und Minister“. 

Die „Geschlechtergerechtigkeit“ gehört zu den lässlichen Peinlichkeiten dieser Rede. Mehr ins Gewicht fallen dürften einige offene Fragen. Sind wirklich alle „Kinder und Enkel“ in den genannten Berufen tätig? War Deutschland 1961 möglicherweise schon „aufgebaut“? War es nicht eher so, dass das Abkommen auf Initiative der Türkei zustande kam, die auf Lohntransfer und gut ausgebildete Rückkehrer setzte? Vielleicht kennt das Präsidialamt die Antworten.