26.04.2024

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Folge 42-21 vom 22. Oktober 2021 / Daseinsfürsorge / Öffentlich-private Partnerschaft auf Dänisch / Kommunen stellen Privaten Läden zur Verfügung, damit diese auf dem Land die Bevölkerung versorgen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-21 vom 22. Oktober 2021

Daseinsfürsorge
Öffentlich-private Partnerschaft auf Dänisch
Kommunen stellen Privaten Läden zur Verfügung, damit diese auf dem Land die Bevölkerung versorgen
Frank Bücker

In Dänemark schlossen in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr kleine Läden auf „dem platten Land“. Die Umsätze waren zu gering, die Handelsketten rationalisierten und sparten Mieten wie Personalkosten ein. Die dort lebenden Menschen mussten und müssen nun längere Wege zum Einkaufen hinnehmen. Ortschaften mit weniger als 600 Einwohnern sind für potentielle Ladenbetreiber unattraktiv.

Vor diesem Hintergrund fordert die Universität von Esberg (Esbjerg), dass die betroffenen Kommunen die Initiative ergreifen, eine Art öffentlich-private Partnerschaft (Public Private Partnership) mit potentiellen Ladenbetreibern eingehen. „Historisch gesehen gibt es etliche Beispiele von Ortschaften, die Geld gesammelt haben, um ein Geschäft auf die Beine zu stellen. Daher denke ich sicher, dass es machbar ist. Ich halte es auch für eine gute Initiative“, so der Professor Egon Noe vom Zentrum für Landdistriktforschung.

Ein Beispiel ist Rapstedt (Ravsted). Der Ort in Nordschleswig in der Nähe von Apenrade (Aabenraa) hat nur 450 Einwohner, aber die Einwohner wollten in ihren Ort trotzdem wieder ein Geschäft haben. So wurde der frühere Supermarkt der Kette SuperBrugsen erworben, und nun betreibt die Let-Køb-Kette dort wieder einen Laden. Let-Køb gehört ebenso wie Spar, Min Købmand und Meny zum Handelskonzern Dagrofa, der bereits hundert Läden in strukturschwachen Kreisen neu eröffnet hat. 

Noe ist davon überzeugt: „Wenn man Miteigner des Konzeptes ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man es unterstützt, auch größer und damit auch, dass es ein Erfolg wird. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass eine gute Partnerschaft zwischen den Anwohnerinnen und Anwohnern und dem Kaufmann zum Erfolg führt.“ 

Dagrofas Chef Thomas Pietrangeli ist von der Geschäftsidee überzeugt, dass die öffentliche Hand in Form von Kommunen Läden bereitstellt und private Investoren diese dann betreiben. Pietrangeli preist die angeblichen Vorteile: „Erstens ist es für Menschen, die nicht so mobil sind, wichtig. Sie bekommen ein Geschäft, in dem sie selbst einkaufen können. Das gilt zum Beispiel für Rentner, die den Führerschein abgegeben haben. Außerdem kann es ein Treffpunkt für den Ort werden, wo man einander begegnet, miteinander spricht und Nachrichten auf der Anschlagtafel aufhängt.“ Man hofft auch darauf, dass die kleinen Läden ein sozialer Ort werden, den viele inzwischen vermissen. 

In Deutschland gibt es in strukturschwachen Gegenden gelegentlich „Landläden“, in denen Landwirte ihre Erzeugnisse direkt verkaufen. Diese folgen aber einem ganz anderen Geschäftsmodell als in Dänemark. Sie wollen auf diese Weise die oft magere Ertragslage der Bauern aufbessern. Meist werden dort hochwertige Bio-Produkte angeboten. Die Kunde gewinnt dort auch Einblick in das bäuerliche Leben.