20.04.2024

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Folge 42-21 vom 22. Oktober 2021 / Islamischer Terror / Tod in der Kirche / England unter Schock – Auf der Insel ist erneut ein Politiker von einem radikalen Moslem getötet worden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-21 vom 22. Oktober 2021

Islamischer Terror
Tod in der Kirche
England unter Schock – Auf der Insel ist erneut ein Politiker von einem radikalen Moslem getötet worden
Claudia Hansen

Siebzehn Mal hat der Attentäter auf Sir David Amess mit einem Messer eingestochen. Danach blieb der Täter am Tatort ruhig stehen und ließ sich festnehmen. Sein Opfer verblutete derweil. Nach zwei Stunden starb der britische Parlamentsabgeordnete Amess. Er hatte wie so oft eine Bürgersprechstunde in seinem Wahlkreis in Essex abgehalten, in einer Kirche im Ort Leigh-on-Sea. 

Sein grausamer Tod am Freitag vor einer Woche hat das Land erschüttert. Die Polizei bewertet die Tat als Terrorismus. Premierminister Boris Johnson, Oppositionsführer Keir Starmer, Innenministerin Priti Patel und Unterhaussprecher Lindsay Hoyle eilten mit Blumenkränzen zum Tatort, etwa 65 Kilometer östlich von London. Anwohner legten Hunderte Blumensträuße und Abschiedsgrüße dort ab. „Er war ein Gentleman und ein sehr feiner Mann“, stand auf Karten. 

Amess, 69 Jahre alt und Vater von fünf Kindern, war einer der beliebtesten Tory-Abgeordneten des Landes. 38 Jahre lang vertrat er Wahlkreise im Südosten Englands. Der gläubige Katholik galt als großer Menschen- und Tierfreund. Amess stand auf dem rechten Flügel der Konservativen Partei. In der Thatcher-Zeit erstmals gewählt, hat er gegen Abtreibung und Homo-Ehe gestimmt und machte sich zuletzt vor allem für Tierrechte stark.

Nicht nur werden jetzt Fragen gestellt, wie die Sicherheit von Abgeordneten besser gewährleistet werden kann. Viele fragen sich, wer der Attentäter war, der solchen Hass hatte, dass er kaltblütig einen Volksvertreter abstechen konnte.

Radikalisiert durch YouTube-Videos

Der Täter, ein Muslim namens Ali Harbi Ali, ist 25 Jahre alt und stammt aus einer Familie aus Somalia. Sein Vater war dort einst Regierungssprecher, kam in den 1990er Jahre aus dem ostafrikanischen Bürgerkriegsland ins Vereinigte Königreich. Sohn Ali wurde in London geboren und wuchs in einer relativ wohlhabenden Gegend auf. Zuletzt soll er vier Jahre Medizin studiert haben. 

Der Vater des Attentäters zeigte sich „überrascht und traumatisiert“ nach der Verhaftung seines Sohnes. Ali Harbi Ali war den Sicherheitsbehörden kein Unbekannter. Der Geheimdienst MI5 geht von 3000 Extremisten im Königreich aus, überwiegend radikale Moslems, denen er Anschläge zutraut. Ali gehörte nicht zu denen, die überwacht wurden, aber er nahm kurzzeitig an dem Präventions- und Deradikalisierungsprogramm „Prevent“ teil. Geholfen hat es offensichtlich nichts.

Wie nun herauskam, schaute Ali auf YouTube Videos des radikal-islamischen Predigers Anjem Choudary. Er sei davon „besessen“ gewesen, bestätigte ein Freund der Zeitung „Sun“. Choudary war Anführer der Gruppe „Islam4UK“ und zuvor führendes Mitglied der später verbotenen Organisation Al-Muhajiroun. In den späten 1990er Jahren organisierte er militärische Trainings für radikale Moslems in Großbritannien. Mehrere seiner Anhänger haben Anschläge verübt, darunter Michael Adebolajo und Michael Adebowale, die 2013 den Soldaten Lee Rigby grausam mit Messern abstachen. 

Fortsetzung einer Anschlagswelle

2016 wurde Choudary wegen Werbung für den Islamischen Staat zu einer Haftstrafe verurteilt, ist aber seit 2018 wieder aus dem Gefängnis entlassen und betreibt erneut Propaganda.

Die Ermordung des Abgeordneten Amess trifft die Briten auch deshalb so stark, weil es der zweite tödliche Anschlag auf einen Parlamentarier innerhalb von fünf Jahren ist. 2016 fiel die Labour-Politikerin Jo Cox einem rechtsradikalen Briten zum Opfer. 2010 war ein anderer Labour-Abgeordneter nur knapp dem Tod entkommen, nachdem eine radikal-islamische Studentin, die Kontakte zu Personen von Al-Kaida unterhielt, ihn mit einem Messer attackiert hatte.

In Großbritannien gibt es eine große radikal-islamische Szene. Immer wieder verüben Einzeltäter oder Gruppen Anschläge. Bei den Terroranschlägen im Juli 2005 auf einen Bus und drei U-Bahnen in London kamen 55 Menschen ums Leben, und 2017 starben bei einem Bombenattentat auf ein Popkonzert der Sängerin Ariana Grande 23 junge Menschen.