26.04.2024

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Folge 42-21 vom 22. Oktober 2021 / Hinterpommern / Die Kirchenruine in Hoff an der Ostseeküste / Die Petrus-Figur befindet sich in Greifswald, der prächtige Altar schmückt die jetzige Kirche

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-21 vom 22. Oktober 2021

Hinterpommern
Die Kirchenruine in Hoff an der Ostseeküste
Die Petrus-Figur befindet sich in Greifswald, der prächtige Altar schmückt die jetzige Kirche
Erwin Rosenthal

Die Kirchenruine in Hoff [Trzęsacz] ist eine viel besuchte Attraktion an Hinterpommerns Ostseeküste

Im Pommerschen Landesmuseum Greifswald befindet sich eine Petrusfigur aus dem früheren Altar der Kirche in Hoff. Pfarrer Mielke, der letzte Pfarrer der Kirche, hatte sie als Geschenk erhalten und auf Umwegen gelangte sie an ihren heutigen Platz. Es ist gewiss ungewöhnlich, dass ein Pfarrer ein solches Geschenk bekommt, in dem kleinen, 1,5 Kilometer westlich von Rewahl gelegenen hinterpommerschen Kirchdorf Hoff, das vor Jahrhunderten neben einem Rittergut entstanden war, tickten jedoch die Uhren anders. Am 2. August 1874 war in der dortigen Kirche der letzte Gottesdienst gefeiert worden. Ein Jahrzehnt später trug man den Dachstuhl ab und versteigert das Mauerwerk. Einen Teil der Kirchenausstattung, darunter ein prachtvolles spätmittelalterliches Triptychon, übernahm das Camminer Dommuseum. Die besagte Petrus-Figur gelangte schließlich im Jahr 2012 – auch mit Hilfe der Pommerschen Landsmannschaft – ins Pommersche Landesmuseum. 

Die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts etwa zwei Kilometer von der Küste entfernt, mitten im Dorf erbaute, spätgotische Nikolaikirche, deren hölzernen Turm im Jahre 1760 ein Blitzschlag zerstört hatte, war über Jahrhunderte das festgefügte Gotteshaus des Dorfes. Lange Zeit hatte es niemand beunruhigt, dass sich die See dem Ort jährlich etwa zwei Meter näherte. 1730 standen seewärts nur noch zwei Bauernhöfe. Im Jahre 1771 war die Kirche schließlich nur noch zehn Schritte vom 20 Meter hohen Uferabbruch entfernt. Das Domkapitel und der Landrat ordneten daher an, weitere Bestattungen nicht mehr auf dem alten Kirchhof vorzunehmen. Auch die Sorge um die Stabilität des Gotteshauses nahm zu. Man wandte sich daher an den preußischen König Friedrich II. und verwies darauf, dass man möglicherweise die Kirche in Kürze abbrechen und an einem anderen Orte wieder aufbauen müsste, obwohl sie eins der ältesten und besten Gebäude in Pommern sei. Friedrich der Große lehnte jedoch das Ersuchen nach einer landesweiten Kollekte ab. 

Ein Jahrhundert später ereilte die Kirche ihr Schicksal. Schwere Stürme in den Jahren um 1850 ließen den Abstand zwischen dem Abgrund und der Kirche auf wenige Fuß schrumpfen. Die Summe von 22.000 Talern für einen steinernen Schutzwall vermochte jedoch niemand aufzubringen. Im Jahre 1900 stürzte die Nordwestecke ab, 1901 die gesamte Nordwand. Nach und nach verschwanden immer größere Teile des Bauwerkes in der Tiefe. Heute existiert nur noch ein Teil der Südwand mit drei Bögen.

Nachdem man die alte Kirche aufgegeben hatte, entstand um 1880 in 200 Metern Entfernung eine neue Dorfkirche, die den prächtigen Altar der verfallenen Kirche erhielt. Sie war im Krieg beschädigt worden, wurde jedoch mittlerweile restauriert.

Seit 2004 verhindern massive Schutzbauten das weitere Abrutschen der weithin bekannten Kirchenruine, die heute die Touristen-Attraktion des Ortes bildet. 2009 wurde neben der Ruine eine zehn Meter hohe Stahlbrücke errichtet, die als Aussichtsplattform und Strandzugang dient. 

Lyonel Feininger inspirierte die Ruine von Hoff, die für Pommern ein wichtiges Denkmal ist, zu etwa 30 Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden.