26.04.2024

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Folge 43-21 vom 29. Oktober 2021 / Europäische Union / Goldman Sachs warnt vor großflächigen Stromausfällen / Ein massiver Preisanstieg bei Strom und Gas gefährdet die Realisierung des „Green Deal“ der Kommission

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-21 vom 29. Oktober 2021

Europäische Union
Goldman Sachs warnt vor großflächigen Stromausfällen
Ein massiver Preisanstieg bei Strom und Gas gefährdet die Realisierung des „Green Deal“ der Kommission

Mit Hinweis auf niedrige Speichervorräte, nur spärlich fließenden Nachschub und einer weltweit steigenden Nachfrage nach Erdgas warnt die Investmentbank Goldman Sachs in ihrer Gasmarktübersicht vor der Gefahr von großflächigen Stromausfällen in Europa im kommenden Winter. Sollte dieser so kalt werden und lange andauern wie im vergangenen Jahr, dann könnten laut Goldman Sachs Regierungen gezwungen sein, einzelne Industriezweige zu schließen. Schon jetzt haben die hohen Gaspreise Düngemittelhersteller veranlasst, ihre Produktion zu drosseln. Setzt sich diese Entwicklung bei der Düngemittelproduktion fort, wird dies unmittelbar auf die Lebensmittelpreise durchschlagen.

Der massive Preisanstieg bei Strom und Gas kann die Pläne der EU-Kommission für einen „Green Deal“ gänzlich kippen. Sollte es im kommenden Winter tatsächlich zu Stromausfällen und Energierationierungen kommt, dann wird mit aller Wucht die Versorgungssicherheit zum Top-Thema der politischen Diskussion werden.

Brüssel gibt sich stur

Zumindest öffentlich hält Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Ziel der Energiewende fest. Als beim EU-Gipfeltreffen in Slowenien über den Anstieg der Energiepreise gesprochen wurde, erklärte von der Leyen: „Die Gaspreise sind in die Höhe geschossen, die der Erneuerbaren Energien sind jedoch in den vergangenen Jahren gesunken und jetzt stabil. Für uns ist daher klar, dass es bezüglich der Energie langfristig wichtig ist, in Erneuerbare Energien zu investieren, die uns stabile Preise und mehr Unabhängigkeit bieten.“ Unbeachtet lässt die EU-Kommissionspräsidentin bei dieser Darstellung, dass es die Unzuverlässigkeit der „erneuerbaren Energien“ ist, die in diesem Jahr die Gasspeicher stark geleert hat.

Fürchten muss die EU-Kommission, dass steigende Strom- und Gaspreise insbesondere in Ost- und Südeuropa zu Protesten nach dem Vorbild der französischen „Gelbwesten“ führen. Spanien, Italien und auch Frankreich haben inzwischen Maßnahmen ergriffen, um dem Anstieg der Energiepreise etwas entgegenzusetzen. Mittlerweile hat auch die EU-Kommission die Mitgliedstaaten dazu aufgefordert, Verbrauchern und kleineren Unternehmen sogenannte Entlastungsfonds zur Verfügung zu stellen. 

Wie angespannt die Lage bei Europas Energieversorgung derzeit ist, macht auch die Tatsache deutlich, dass sich die EU-Kommission auffällig zurückhielt, als unlängst eine Gruppe von Mitgliedern des EU-Parlaments den Verdacht äußerte, der beispiellose Anstieg der Erdgaspreise sei auf „Maßnahmen“ des russischen Lieferanten Gazprom zurückzuführen.N.H.