29.03.2024

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Folge 43-21 vom 29. Oktober 2021 / Kolumne / Letzter Sieg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-21 vom 29. Oktober 2021

Kolumne
Letzter Sieg
Vera Lengsfeld

Es mutet an wie Satire, ist aber bittere Wahrheit. Demnächst soll auf der Dachterrasse des Berliner Schlosses eine Tafel aufgestellt werden, auf der steht, dass alle „Institutionen im Humboldt Forum sich ausdrücklich von dem Alleingültigkeits- und Herrschaftsanspruch des Christentums, den die Inschrift zum Ausdruck bringt“, distanzierten. Stein des Anstoßes ist eine Inschrift, die König Friedrich Wilhelm IV. 1844 ausgesucht hat: „Es ist in keinem andern Heil, (…) denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ (Apostelgeschichte IV, 12 und Philipper II, 10). 

Vom Dachterrassencafé ist diese Inschrift besonders gut zu lesen. Damit hat die Politik, die immer wieder in den Bau des Schlosses hineingeredet hat, etwa indem sie sich ausdrücklich dieses Café wünschte, dafür gesorgt, dass die Besucher den Bibelworten so nahe kommen. Nun haben die politisch-korrekten Gesinnungswächter ein Problem. Auf keinen Fall dürfen Bürger mit dieser kontaminierenden Botschaft alleingelassen werden. Sie müssen unmissverständlich gesagt bekommen, was sie davon zu halten haben. 

Dass niemand im Forum es gewagt zu haben scheint, dieser absurden Aktion zu widersprechen, sagt viel über die Feigheit gegenüber den Vernichtern unserer Kultur aus. Es half nicht, dass der katholische Erzbischof Heiner Koch darauf hinwies, dass beide Bibelworte betonen, „dass die Menschen sich nur vor Gott verbeugen und keiner irdischen Macht diese Ehre erweisen sollen“. Daraus spreche eine große Freiheit. Gerade dies ist den Gesinnungswächtern ein Dorn im Auge. Der Mensch soll auf den Staat hören, nicht selbst denken. Eine Sprecherin des Forums distanzierte sich von der gesamten Fassade, die von vielen Symbolen des Herrschaftsanspruchs übersät sei. Der Bau des Schlosses war vielleicht der letzte Sieg der Bürger über die Politisch-Korrekten. Deshalb ist heute die Fassade da, aber der humboldtsche Geist soll im Schloss nicht einziehen.