25.04.2024

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Folge 43-21 vom 29. Oktober 2021 / Schweden / Von der Stadt der Judenrettung zur Hauptstadt des Antisemitismus / In Malmö haben Immigranten die Stadt nahezu in ihrer Hand – Leidtragende ist die jüdische Bevölkerung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-21 vom 29. Oktober 2021

Schweden
Von der Stadt der Judenrettung zur Hauptstadt des Antisemitismus
In Malmö haben Immigranten die Stadt nahezu in ihrer Hand – Leidtragende ist die jüdische Bevölkerung
Bodo Bost

Ausgerechnet in Malmö diskutierten kürzlich 400 Konferenzteilnehmer aus Politik, Religion und Wirtschaft über den wachsenden Antisemitismus und seine Ursachen in Europa. Tatsächlich kann keine andere Stadt die Gefahren des neuen Antisemitismus in Europa besser darstellen als Malmö. Die im Süden Schwedens gelegene Stadt gilt nicht nur als Hauptstadt der Banden- und Drogenkriminalität in Europa, sondern steht inzwischen auch international als „Symbol für den neuen Antisemitismus“. 

Juden, wenn sie sich überhaupt noch aus ihren Häusern trauen, tun dies ohne erkennbare Abzeichen ihrer Religion, wie Kippa, Davidstern oder Schläfenlocken. Holocaustüberlebende werden in Schulen von Malmö gemobbt und als Lügner bezeichnet. Ein Drittel der Stadtbevölkerung, etwa 70.000 Menschen, kommt aus muslimischen Ländern, in den Schulen bilden Muslime bereits die Mehrheit. Von diesen muslimischen Immigranten geht der neue Antisemitismus in Schweden aus. Schweden war neben Deutschland das Land, das während der Asylkrise 2015/16 die meisten Zuwanderer aus dem Nahen Osten aufgenommen hat. 

Der Malmöer Rabbiner Shneur Kesselman hat es aufgegeben, die Polizei zu rufen, wenn er auf dem Weg zur und von der Synagoge Drohungen oder Einschüchterungen hört. Die Polizei, so seine Erfahrung, kommt doch nicht, und wenn doch, dann tut sie nichts. Besonders gefährlich ist es für ihn immer, wenn sich im Nahen Osten, zumeist in Gaza, Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern zuspitzen, wie im letzten Jahr, aber auch 2009. Dann spitzt sich auch in Malmö die Lage zu, und für die noch 500 in der Stadt verbliebenen Juden wird es gefährlich. Während des Gaza-Krieges 2009 eskalierte die Lage, als auf dem Hauptplatz der Stadt Polizisten tatenlos zusahen, wie Juden in eine Seitengasse flüchten mussten, nachdem sie von steinewerfenden Schlägern angegriffen worden waren. 

Reisewarnung für Malmö

Auch linke Mitglieder des schwedischen Parlaments nahmen in Malmö an Anti-Israel-Kundgebungen teil, bei denen die israelische Flagge verbrannt wurde, während die Flaggen der Hamas und der Hisbollah geschwenkt wurden. Muslime, die antisemitischer Straftaten beschuldigt werden, sehen sich durch die Politik Israels in den besetzten Gebieten entschuldigt. Im Jahre 2010 sprach das Simon Wiesenthal Center deshalb eine Reisewarnung für Malmö aus.

Am 6. September 2012 forderte die internationale Organisation United Nations Watch die Schweden auf, die jüdische Gemeinschaft angemessen zu schützen und spezielle Initiativen zur Aufklärung gegen Antisemitismus zu entwickeln. Im Dezember 2017, nach der Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, kam es zu spontanen Demonstrationen auf dem zentralen Platz Möllevångstorget, bei der etwa 200 Menschen meist immigrantischen Ursprungs ungestraft riefen: „Wir werden die Juden erschießen.“ 

In der Vergangenheit war der Antisemitismus in Schweden hauptsächlich auf Rechtsextremisten zurückzuführen. Doch eine Studie aus dem Jahr 2013 zeigte, dass 51 Prozent der antisemitischen Vorfälle in Schweden muslimischen Extremisten zugeschrieben werden. Nur fünf Prozent wurden von Rechtsextremisten verübt, dagegen 25 Prozent von Linksextremisten. Schwedische Politiker haben kein Problem damit, Antisemitismus, der von Rechtsextremisten verübt wird, zu verurteilen. Aber wenn der Antisemitismus von der muslimischen Minderheit kommt, schauen sie weg. Die Angst, der Intoleranz bezichtigt zu werden, hält sie ab, die tief verwurzelte Intoleranz angemessen zu bekämpfen.

Von 1932 bis 1946 war der aus dem Saarland stammende Rabbiner Eliezer Berlinger Oberrabbiner der jüdischen Gemeinde von Malmö. 1943 hat er die Aufnahme von 8000 dänischen Juden in Schweden mitorganisiert, die vom deutschen Diplomaten von Duckwitz vor ihrer drohenden Deportation nach Auschwitz gewarnt worden waren. 1945 hat die Stadt wiederum fast 10.000 Holocaustüberlebende aufgenommen, die bis heute den Grundstock der jüdischen Gemeinde von Malmö stellen. 

Unter den Rednern des Malmö-Forums gegen Antisemitismus waren unter anderem UN-Generalsekretär Antonio Guterres, US-Außenminister Antony Blinken, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Auch der schwedische König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia nahmen daran teil. Gerne würden die Israelis auch das schwedische Königspaar zum Staatsbesuch empfangen.