25.04.2024

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Folge 43-21 vom 29. Oktober 2021 / Geopolitik / Chinas heimliche Schuldner / Ein Großteil der Schwellen- und Entwicklungsländer steht bei Peking tief in der Kreide

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-21 vom 29. Oktober 2021

Geopolitik
Chinas heimliche Schuldner
Ein Großteil der Schwellen- und Entwicklungsländer steht bei Peking tief in der Kreide
Wolfgang Kaufmann

Rund 97 Prozent seiner Entwicklungshilfe vergibt die Volksrepublik als Kredite. Viele der finanziellen Verpflichtungen, welche die Partner Pekings eingehen, tauchen in keiner Statistik auf, da Meldungen an das Debtor Reporting System der Weltbank unterbleiben. Das ist möglich, weil die kreditnehmenden Staaten nicht explizit als Schuldner auftreten, sondern scheinbar private Gesellschaften vorschicken. 

Den Umfang dieser verborgenen Finanzierung von wenig begüterten Nationen durch China enthüllte nun das universitäre Forschungsinstitut AidData in Williamsburg im US-Bundesstaat Virginia. Neben offiziell ausgereichten Krediten in Höhe von rund 800 Milliarden US-Dollar flossen zusätzlich noch versteckte 385 Milliarden in die Schwellen- und Entwicklungsländer, die sich damit teilweise bis über beide Ohren verschuldeten.

Ein typisches Beispiel hierfür ist 

Laos. Die gesamte jährliche Wirtschaftsleistung dieses südostasiatischen Staates liegt bei rund 19 Milliarden US-Dollar. Offiziell steht Laos mit 29 Prozent davon bei Peking in der Kreide. Hinzu kommen weitere 35 Prozent an verdeckten Verbindlichkeiten. 

Ähnliches gilt für Turkmenistan und Kasachstan. Jede der beiden mittelasiatischen Republiken hat in China offizielle Schulden in Höhe von zwei Prozent des jeweiligen jährlichen Bruttoinlandsproduktes und inoffizielle, die elf beziehungsweise acht Mal so hoch sind. Die Liste solcher Fälle ließe sich noch um einiges verlängern.

China fordert bis zu sechs Prozent Zinsen. Als Sicherheit nimmt Peking gerne zukünftige Einnahmen des Schuldners aus Rohstoffverkäufen. Manche der Schuldnerstaaten haben inzwischen für nahezu jeden chinesischen Kredit potentielle Gewinne aus dem Exportgeschäft mit Erdöl und -gas sowie Erzen oder ähnlichen Bodenschätzen verpfändet. 

Im Falle von Venezuela beträgt der Anteil solcher Geldaufnahmen bereits 92,5 Prozent. Ähnlich hoch liegt die Quote von Peru und Turkmenistan mit 90 beziehungsweise 88,6 Prozent. Äquatorialguinea, Uganda, die Republik Kongo, Ecuador und Angola kommen auf Werte zwischen 80,3 und 56,5 Prozent.

Darüber hinaus wiesen AidData und das Institut für Weltwirtschaft in Kiel darauf hin, dass Peking mit seiner Kreditvergabe politische Erwartungen verknüpft. Das brachte eine Analyse von rund 100 eigentlich geheimen, aber auf verschiedenen Wegen offengelegten Verträgen zutage.