26.04.2024

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Folge 43-21 vom 29. Oktober 2021 / Kommentare / Tricksen bei der Inflation

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-21 vom 29. Oktober 2021

Kommentare
Tricksen bei der Inflation
Norman Hanert

Als das Statistische Bundesamt für den September einen Anstieg der Verbraucherpreise von über vier Prozent meldete, durften erneut Hinweise von Ökonomen und Medien auf statistische Basiseffekte durch das Pandemiejahr 2020 und auf „vorübergehende Effekte“ nicht fehlen. Bei vielen Verbrauchern greift trotz solcher Beruhigungsversuche die Angst vor einem rapiden Anstieg der Lebenshaltungskosten um sich. Einen Anteil daran hat eine Entwicklung, die bereits lange vor der Corona-Pandemie eingesetzt hat. Die Daten zur Entwicklung der Verbraucherpreise liefern mittlerweile ein immer ungenaueres Bild des Verbraucheralltags, sie hinken der wahren Preisentwicklung zumindest hinterher. Schon seit Jahren geben Hersteller nämlich zunehmend ihre gestiegenen Kosten für Energie, Rohstoffe und Vorprodukte nicht mehr durch direkte, auf den ersten Blick erkennbare Preiserhöhungen an die Konsumenten weiter.

Gerade bei Lebensmitteln müssen Verbraucher immer öfter die Erfahrung machen, dass der Preis für ein Produkt unverändert bleibt oder nur moderat steigt. Kaschiert durch größere Umverpackungen verringert sich aber immer häufiger die Füllmenge. Diese Entwicklung hat mittlerweile solche Ausmaße angenommen, dass die Verbraucherzentrale Hamburg regelmäßig eine „Mogelpackung des Monats“ kürt. Nach den Erfahrungen der Verbraucherschützer sind dabei versteckte Preiserhöhungen um bis zu 75 Prozent keineswegs selten. Den Willen vorausgesetzt, können die Statistiker solche Teuerungsschübe relativ einfach erfassen. Etwas schwieriger sieht dies bei der Verschlechterung der Qualität von Waren und Dienstleistungen aus. So wie neue Packungsgrößen immer öfter für weniger Inhalt stehen, kündigen auch Werbebotschaften wie „verbesserte Rezeptur“ aus Sicht der Verbraucher mittlerweile allzu oft an, dass die Hersteller zu BiIligzutaten gegriffen oder Zutaten ganz weggelassen haben. Auch hierbei handelt es sich eigentlich um versteckte Preiserhöhungen, da die Verbraucher tiefer in die Tasche greifen müssen, um gewohnte Qualität zu erhalten.