18.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 43-21 vom 29. Oktober 2021 / Hinterpommern / Ein preußischer General erbaute einst Moritzfelde / Der Madüsee, beliebtes Ausflugsziel – einst und heute

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-21 vom 29. Oktober 2021

Hinterpommern
Ein preußischer General erbaute einst Moritzfelde
Der Madüsee, beliebtes Ausflugsziel – einst und heute
Karl-Heinz Engel

Still ruht der Madüsee. Der Herbst hat auch am Miedwie, wie Pommerns zweitgrößter See in Polen genannt wird, Einzug gehalten. An einem Anleger in Moritzfelde [Morzyczyn] sind nur noch wenige Segelboote vertäut. Die futuristisch anmutende Freilichttheaterbühne ist verwaist. Dennoch lädt die zwei Kilometer lange Promenade am Nordufer des 16 Kilometer langen und trotz seiner ausgedehnten Flachwasserpartien immerhin 46 Meter tiefen Sees zum Spazierengehen und Verweilen ein. 

Ziehende Kraniche und Wildgänse sorgen zusätzlich für eine wunderbare Herbststimmung. Das war auch früher so, wie sich alte Stettiner und Stargarder gern erinnern. Der Madüsee, Moritzfelde zumal, war für die Bewohner beider Städte ein Ausflugsmagnet mit außerordentlicher Anziehungskraft. Das hat sich keineswegs geändert. 

Campingplätze, Badestellen, Anlegestege für Segler und Surfer, Gaststätten, Sport- und Kinderspielplätze ermöglichen auch heute eine mannigfaltige Freizeitgestaltung. Naturbeobachter kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Der See dient zudem als Trinkwasserspeicher für die Stadt Stettin. 

See und Moritzfelde sind von Stettin und Stargard aus günstig zu erreichen. Ortsunkundige rauschen allerdings häufig auf der neuen Schnellstraße Nummer 10 (Stettin-Stargard und weiter) an dem Ausflugsort vorbei, weil sie die Abfahrt bei Kublank [Kubylanka] verpassen. 

Maränenessen, früher wie heute am Madüsee ein Muss

Namensstifter für Moritzfelde war der preußische Generalmajor Moritz von Anhalt-Dessau, der von 1751 bis 1753 im Auftrag Friedrich des Großen den Aufbau des Dorfes leitete. Angesiedelt wurden zunächst 24 Kolonisten, wie man weiß, hauptsächlich aus dem Posener Land und Schwedisch-Vorpommern stammend. 

Zum neuen Dorf gehörte sogleich eine Schule. Die Einwohnerzahl kletterte im Laufe der Zeit auf einige Hundert, vor allem, nachdem gut betuchte Stettiner und Stargarder Bürger den Landstreifen zwischen Nordufer und Straße erwarben, um ihre Anwesen, aber auch Hotels, Cafés und Restaurants zu errichten, was Moritzfeldes Aufstieg zum Ausflugsort begründete. So zahm wie an stillen Herbsttagen zeigt sich der Madüsee, der nicht nur wegen seiner Größe, sondern Fischessern für seine Maränen ein Begriff ist, nicht immer. Süd- oder Nordstürme können sein Wasser heftig in Bewegung bringen. Der See zeigt seine Zähne, heißt es dann. Das mag auch den Architekten des Freilichttheaters inspiriert haben, das Bauwerk einer Woge gleich zu konzipieren. Es ähnelt allerdings auch einem Schutzschirm vor den anrollenden Wellen.