29.03.2024

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Folge 43-21 vom 29. Oktober 2021 / Autobiographie / Grabenkriege und Kabinettstücke / Der 44. Präsident der USA, Barack Obama, erzählt von seiner ersten Amtszeit im Weißen Haus zwischen Erfolg und Intrigen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-21 vom 29. Oktober 2021

Autobiographie
Grabenkriege und Kabinettstücke
Der 44. Präsident der USA, Barack Obama, erzählt von seiner ersten Amtszeit im Weißen Haus zwischen Erfolg und Intrigen
Dirk Klose

Die Popularität des früheren US-Präsidenten Barack Obama scheint ungebrochen. Weltweit wurden von seinen Erinnerungen an seine erste Amtszeit bis jetzt mehr als sieben Millionen Exemplare verkauft. 

Der 1961 auf Hawaii geborene Obama war der 44. Präsident der USA. Heute ist die Faszination, die sich mit ihm verband, schon verblasst. Gleichwohl verbindet sich mit seinem Namen noch immer der selbstbewusste Anspruch, ein besseres Land aufzubauen, seine innere Spaltung zu überwinden und zur Linderung der Not in der Welt beizutragen.

Die hier vorliegenden Erinnerungen „Ein verheißenes Land“ spiegeln die erste Amtszeit von 2009 bis 2013. Der impulsive, oft mitreißende Ton seiner Reden schwingt auch hier nach. Obama ist ein hinreißender Erzähler. Dem Leser werden die rund 1000 Seiten nie zur Anstrengung: Immer wieder wird er mitgerissen von den dynamischen innen- und außenpolitischen Ereignissen dieser ersten Amtszeit. 

Chronologisch wird eins nach dem anderen erzählt: die politischen Lehrjahre als Senator in Illinois und Washington, der bis zu physischer und psychischer Erschöpfung treibende Wahlkampf, die kräftezehrende Arbeit im Weißen Haus, die zermürbende Auseinandersetzung mit den Republikanern im Repräsentantenhaus („ein brutaler, erbarmungsloser parteipolitischer Grabenkrieg“), dann aber auch das Glück mit Ehefrau Michelle und zwei kleinen Töchtern. Mit extrem knappen Mehrheiten brachte Obama ein Konjunkturprogramm, die berühmte Gesundheitsreform („Obamacare“), eine Finanzmarkt- und Steuerreform durch. 

Die Begegnungen mit ausländischen Staatsmännern sind teilweise wahre Kabinettstücke: Putin (arglistig und verschlagen), Sarkozy (selbstverliebt), Angela Merkel („große strahlendblaue Augen“), der indische Premier Singh (die Sanftmut in Person), ein hartes Gespräch mit Ägyptens Mubarak, als die Rebellion begann. Das vielleicht spannendste Kapitel beschreibt die Tötung Osama bin Ladens durch ein Spezialkommando der Navy. 

Obama verschweigt auch Niederlagen nicht, und doch durchzieht ein ansteckender Idealismus den Band. Immer wieder spornt er sich selbst und seine oft geradezu liebevoll geschilderten Mitarbeiter an, trotz aller Hürden im Kongress, in der internationalen Politik oder im Gestrüpp von Lobbyisten nicht aufzugeben, sondern „die besseren menschlichen Instinkte mit Vernunft und einer tragfähigen Politik zu festigen, etwas zu bewegen, ohne auf die Wahrheit zu verzichten“.

Barack Obama: „Ein verheißenes Land“, Penguin Verlag, München 2020, gebunden, 1016 Seiten, 42 Euro