20.04.2024

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Folge 44-21 vom 05. November 2021 / Minderjährige / „Long-Pandemie-Syndrom“ / Untersuchungen in London, Dresden und Zürich bestätigen Erkenntnisse der britischen Statistikbehörde ONS

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-21 vom 05. November 2021

Minderjährige
„Long-Pandemie-Syndrom“
Untersuchungen in London, Dresden und Zürich bestätigen Erkenntnisse der britischen Statistikbehörde ONS

In einigen Publikationen zum Thema Häufigkeit von „Long COVID“ bei Kindern ist davon die Rede, dass zwischen einem Viertel und einem Drittel der positiv getesteten Minderjährigen an den Langzeitfolgen von COVID-19 litten. Allerdings basieren entsprechende Untersuchungen ausschließlich auf Interviews mit den Eltern oder wurden zumindest ohne jegliche Kontrollgruppe durchgeführt. Einen Vergleich mit nicht an COVID-19 erkrankten Kindern nahmen außer der im Aufmacher erwähnten britischen Statistikbehörde ONS nur Wissenschaftler aus London, Dresden und Zürich vor. Und deren Ergebnisse fielen recht eindeutig aus.

Das Team von Emma Duncan vom King’s College London (KCL) stellte fest, dass nach 56 Tagen nur noch 1,8 Prozent der vormals kranken Kinder „Long-COVID-Symptome“ hatten, während in der Kontrollgruppe 0,9 Prozent über identische Beschwerden klagten. Einen ähnlichen Fast-Gleichstand konstatierten auch der Kinderarzt Jakob Armann von der Universitätsklinik in Dresden sowie die Epidemiologen Thomas Radtke, Agne Ulyte, Milo Puhan und Susi Kriemler vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention (EBPI) der Universität Zürich. 

Die Untersuchungsergebnisse der Letzteren wurden am 15. Juli 2021 im „Journal of the American Medical Association“ unter dem Titel „Langzeitsymptome nach SARS-CoV-2-Infektion bei Kindern und Jugendlichen“ vorgestellt. Wie die Schweizer Forscher mitteilen, gaben 9,2 Prozent der seropositiven Kinder vier Wochen nach ihrer Testung „Long-COVID-Symptome“ an, wohingegen in der seronegativen Gruppe 9,7 Prozent Beschwerden geltend machten. Allerdings verschwanden die angeblichen Hinweise auf „Long COVID“ bei rund 96 Prozent der positiv getesteten Probanden innerhalb von zwölf Wochen. Dazu passt der Befund des ONS: Nach 16 Wochen hatten noch 3,2 Prozent der testpositiven Kinder zwischen zwei und elf Jahren mindestens ein „Long-COVID-Symptom“, während der Anteil bei der Vergleichsgruppe der negativ Getesteten 4,1 Prozent betrug.

Aus all dem zogen Forscher wie Armann und Radtke den Schluss, dass es sich bei „Long COVID“ eher um ein „Long-Pandemie-Syndrom“ handele. Und tatsächlich dürften die am häufigsten genannten Beschwerden der Kinder wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schlafstörungen wohl sehr viel eher aus den Lockdowns und dem Heimunterricht sowie fehlenden sozialen Kontakten oder innerfamiliären Spannungen resultieren als aus einer COVID-19-Infektion. Aufgrund dessen ist es nachgerade absurd, wegen „Long COVID“ auf einer Impfung von Kindern zu beharren.W.K.