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Folge 44-21 vom 05. November 2021 / Lithographie / Was Goethe begeisterte und Goya beflügelte / Ein moderner Gutenberg – Der vor 250 Jahren geborene Alois Senefelder erfand den Steindruck

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-21 vom 05. November 2021

Lithographie
Was Goethe begeisterte und Goya beflügelte
Ein moderner Gutenberg – Der vor 250 Jahren geborene Alois Senefelder erfand den Steindruck
Veit-Mario Thiede

Seine Erfindung begeisterte Goethe, verhalf Mozart zu großer Popularität und beflügelte Goya. Die Rede ist von Alois Senefelder, dem am 6. November 1771 in Prag geborenen Erfinder des Steindrucks. Das auch als Lithografie bezeichnete Verfahren gilt als die revolutionärste Neuerung auf dem Gebiet der Druckkunst seit Gutenbergs Einführung der beweglichen Lettern.

Auf Wunsch seines Vaters studierte Alois Senefelder Rechtswissenschaften. Nach dessen Tod 1792 brach er das Studium ab und verfasste in München Theaterstücke. Die wollte er preiswert selber drucken. Nach langen Versuchen gelang ihm die Erfindung seines Druckverfahrens. Es basiert auf der gegenseitigen Abstoßung von Fett und Wasser. 

Senefelder entwickelte Fettkreiden und Fetttuschen, die er auf Solnhofer Kalkschieferplatten auftrug. Anschließend überzog er die Platte mit einer Lösung, zu deren Zutaten Gummiarabikum und Salpetersäure gehören. Auf die angefeuchtete Oberfläche trug er sodann fetthaltige Farbe auf. Sie blieb nur an den zuvor mit Fettkreide oder Fetttusche behandelten Stellen haften. Der Druck auf Papier erfolgte mit der von Senefelder entwickelten Stangenpresse. Seine Erfindung ist das erste Flachdruckverfahren gewesen: die druckenden und nicht druckenden Zonen liegen auf derselben Ebene.

Senefelder und sein Geschäftspartner Franz Gleißner kamen 1799 in Kontakt mit dem Offenbacher Komponisten und Musikalienhändler Johann Anton André. Den weihten sie gegen 2000 Dukaten in „das Geheimnis, Noten und Bilder von Stein zu drucken“ ein. André eröffnete eine Lithographische Anstalt, in der er Mozarts „Kleine Nachtmusik“ und viele weitere unveröffentlichte Notenhandschriften des Komponisten drucken ließ, die er von dessen Witwe Constanze erworben hatte.

Ein bedeutendes Anwendungsfeld der Lithografie war die Reproduktionsgrafik. In Senefelders Münchener Druckanstalt erschienen ab 1808 „Albrecht Dürers christlich-mythologische Handzeichnungen, in lithographischer Manier gearbeitet von N. Strixner“. Goethe war von der Qualität der Drucke begeistert: „Man hätte mir soviel Ducaten schenken können, als nöthig sind die Platten zuzudecken, und das Gold hätte mir nicht soviel Vergnügen gemacht als diese Werke.“

Die Technik des Steindrucks verbreitete sich schnell in aller Welt. Bevor sie durch den Offsetdruck verdrängt wurde, diente sie der Produktion von Landkarten, Plakaten, Flaschenetiketten und vielen weiteren Druckerzeugnissen. Heute wird die Lithographie vor allem als Kunstgattung geschätzt. Einer ihrer Pioniere war der betagte spanische Maler Francisco de Goya, der 1819 seine ersten Lithografien schuf. Senefelder selbst starb als „gemachter Mann“ am 26. Februar 1834 in München.