25.04.2024

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Folge 44-21 vom 05. November 2021 / KGB / Das Ende kam nach dem Augustputsch / Der legendäre In- und Auslandsgeheimdienst der Sowjetunion hörte vor 30 Jahren offiziell auf zu existieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-21 vom 05. November 2021

KGB
Das Ende kam nach dem Augustputsch
Der legendäre In- und Auslandsgeheimdienst der Sowjetunion hörte vor 30 Jahren offiziell auf zu existieren
Wolfgang Kaufmann

Nach dem Tode des sowjetischen Diktators Josef Stalin am 5. März 1953 beschlossen das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) sowie der Ministerrat und das Präsidium des Obersten Sowjets der Sowjetunion auf Initiative des Ersten Stellvertretenden Ministerpräsidenten und Innenministers Lawrentij Berija, das Staatssicherheitsministerium (MGB) dessen Innenministerium (MWD) zuzuschlagen. Nach der Entmachtung und der Erschießung Berijas wurde das frühere MGB mitsamt dessen Abteilung für Auslandsspionage am 13. März 1954 als Komitee für Staatssicherheit (KGB) aus dem MWD wieder herausgelöst. Erster Vorsitzender des KGB wurde mit Iwan Serow ein Vertrauter von Nikita Chruschtschow, dem neuen starken Mann der UdSSR.

Das Aufgabenspektrum dieses bis 1991 bestehenden In- und Auslandsgeheimdienstes der Sowjetunion reichte von der Auslandsspionage über die Spionageabwehr und die Bekämpfung der Opposition im eigenen Lande bis hin zum Personenschutz für die Staats- und Parteiführung sowie der Sicherung der Grenzen der Sowjetunion. Bereits im ersten Kalenderjahr seiner Existenz verhaftete der KGB 2142 Personen wegen „konterrevolutionärer“ Straftaten. 

Gründung nach Berijas Sturz

Nach dem Sturz Chruschtschows durch Leonid Breschnew im Oktober 1964 schlug der Geheimdienst eine noch härtere Gangart gegen vermeintliche Dissidenten ein. Im Juli 1967 entstand in diesem Zusammenhang die schnell wachsende Fünfte Hauptverwaltung des KGB, die jegliche Opposition im Lande ersticken sollte. Hierbei war der Repressionsapparat, der am Ende mindestens 480.000 Mitarbeiter beschäftigte, keineswegs immer erfolgreich, da sein andauerndes Wuchern zu vielfältigen inneren Reibungsverlusten führte. Dazu kamen diverse Korruptionsskandale, die regelmäßig unter den Teppich gekehrt wurden. 

Analoges galt für die Operationen im Ausland. Entgegen vielen Mythen und Legenden unterliefen dem KGB auch auf diesem Gebiet Fehlschläge.     Beispielsweise gelang es ihm zwar, den Ungarischen Volksaufstand von 1956 und den Prager Frühling von 1968 zu sabotieren, im Falle der Arbeiterrevolten in Polen während der 1980er Jahre sah dies dann jedoch anders aus. Großes Geschick bewies der KGB hingegen bei der Rekrutierung von Maulwürfen in westlichen Geheimdiensten wie Aldrich Ames, Chef der Abteilung Gegenspionage UdSSR der Central Intelligence Agency (CIA), oder den Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) Heinz Felfe, um nur zwei zu nennen.

Der KGB war nahezu weltweit präsent. Besonders intensiv engagierte er sich in Bangladesch, Chile, Nicaragua, Vietnam, Syrien, Äthiopien, Angola und Afghanistan. So stürmte ein KGB-Sonderkommando in der Nacht vom 27. zum 28. Dezember 1979 den Tajbeg-Palast unweit von Kabul und liquidierte den beim Kreml in Ungnade gefallenen afghanischen Präsidenten Hafizullah Amin. Hingegen unterstützte er die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO), die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) und die Irisch-Republikanische Armee (IRA). 

Das Ende für den KGB kam in der zweiten Jahreshälfte 1991. Hierfür trug vor allem sein drittletzter Vorsitzender Wladimir Krjutschkow die Verantwortung. Dieser stemmte sich vehement gegen den Reformprozess in der Sowjetunion und zählte zu den Mitinitiatoren des erfolglosen Putsches gegen Michail Gorbatschow vom 19. bis 21. August 1991. Am 22. August folgte auf Krjutschkow für einige Stunden dessen Stellvertreter Leonid Schebarschin. Am 23. August stellte Gorbatschow den sowjetischen Innenminister von 1988 bis 1990, Wadim Bakatin, an die Spitze des Geheimdienstes – mit dem Auftrag, diesen schnellstmöglich abzuwickeln. Und das tat Bakatin dann auch bis zum 6. November 1991. An jenem Tag vor nunmehr drei Jahrzehnten endete offiziell die Existenz des KGB.

Nachfolger sind FSB und SWR

An dessen Stelle trat der vom letzten KGB-Chef geleitete Interrepublikanische Sicherheitsdienst (MSB). Der existierte nur bis zum 3. Dezember 1991. Dann besiegelte ein weiterer Ukas von Gorbatschow mit dem Titel „Zur Neuorganisation der staatlichen Sicherheitsdienste“ auch dessen Schicksal. Angesichts der bevorstehenden Auflösung der Sowjetunion sei der MSB als oberste Koordinierungsinstanz zwischen den Geheimdiensten der Teilrepubliken obsolet geworden.

Gut zwei Wochen später, am 19. Dezember 1991, unterzeichnete der russische Präsident Boris Jelzin das Dekret über die Gründung des Ministeriums für Sicherheit und innere Angelegenheiten der Russischen Föderation (MBWD). Dieses wiederum wurde am 21. Dezember 1993 auf erneute Anweisung von Jelzin in den Föderalen Dienst für Gegenaufklärung (FSK) umgewandelt. Dem folgte dann schließlich am 3. April 1995 noch das ebenfalls von Jelzin auf den Weg gebrachte Gesetz über die Organe des Föderalen Sicherheitsdienstes der Russischen Föderation (FSB). Neben diesem Inlandsgeheimdienst entstand im Dezember 1991 mit dem Dienst für Außenaufklärung (SWR) auch ein neuer Auslandsgeheimdienst der Russischen Föderation.

Die Auflösung des KGB vor drei Jahrzehnten sorgte für einen deutlichen Mentalitätswandel bei dessen Angehörigen. Nachdem diese sich im Laufe ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn als Stütze der Herrschenden im Kreml gesehen hatten, strebten sie nun vielfach danach, selbst wichtige Machtpositionen im postkommunistischen Russland zu besetzen. Dabei waren die Geheimdienstveteranen ausgesprochen erfolgreich, wie nicht zuletzt das Beispiel des einstigen KGB-Oberstleutnants Wladimir Putin zeigt, der es bis zum Präsidenten seines Landes gebracht hat.





Die drei letzten Vorsitzenden des KGB

Wladimir Krjutschkow war ab 1988 Vorsitzender des KGB. Nach dem Augustputsch wurde er zu einer Haftstrafe verurteilt, jedoch später amnestiert.

Leonid Schebarschin wurde am 30. September 1991 im Rang eines Generalleutnants in den Ruhestand versetzt. Anschließend ging er in die Wirtschaft.

Der im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern noch lebende Wadim Bakatin wurde 1997 Direktor bei der Private-Equity-Gesellschaft Baring Vostok.