24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 44-21 vom 05. November 2021 / Botanik / Tapfere „Mutter des Waldes“ / Dauerleiden durch Wetterstress – Die Rotbuche ist zum zweiten Mal zum „Baum des Jahres“ gekürt worden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-21 vom 05. November 2021

Botanik
Tapfere „Mutter des Waldes“
Dauerleiden durch Wetterstress – Die Rotbuche ist zum zweiten Mal zum „Baum des Jahres“ gekürt worden
H. Tews

Das Baumsterben scheint gravierender zu sein als angenommen. Gehen uns so langsam die Bäume aus? Diese Frage muss erlaubt sein, angesichts der Tatsache, dass die Rotbuche zum zweiten Mal den ehrenwerten Titel „Baum des Jahres“ erobert hat. Oder ist sie bei dieser Schönheitskonkurrenz schlicht die beliebteste?

Spaß beiseite, es geht natürlich darum, auf bedrohte Baumarten aufmerksam zu machen. Und da ist man nach 1990 in diesem Jahr erneut auf „Fagus sylvatica“, so der wissenschaftliche Name für die Rotbuche, gekommen. Denn der Baum leidet besonders unter der Trockenheit, die in den vergangenen Jahren in den Wäldern geherrscht hat. „Die letzten Jahre haben allen Wald-, Stadt- und Parkbäumen stark zugesetzt. Auch der Zustand der Altbuchen ist kritisch“, erklärte Stefan Meier, Präsident der von dem Naturschützer Silvius Wodarz gegründeten Baum-des-Jahres-Stiftung, die seit 1989 den „Baum des Jahres“ ausruft.

Die Buche befindet sich in Deutschland zwar auch dank des CO₂-Anstiegs, der sich positiv auf pflanzliche Fotosynthese auswirkt, im absoluten Wuchsoptimum. Doch wenn das Regenwasser ausbleibt, kann es zu dauerhaften Schäden bis hin zum Baumsterben kommen. Dabei bringen Rotbuchen viel Geduld auf: Sie können Jahrzehnte im Schatten großer Waldbäume ausharren, bevor sie auswachsen. Und so gibt es auch eine gute Nachricht: „Die alten Bäume sehen nicht gut aus, aber man darf daraus nicht schlussfolgern, dass die jungen es auch nicht packen“, sagt Andreas Roloff, Professor für Forstbotanik an der TU Dresden und Mitglied im Kuratorium „Baum des Jahres“. Hoffnung macht, dass auch die Buche fähig ist, mit Klimaveränderungen umzugehen, wie erste Untersuchungen an Jungwüchsen gezeigt haben.

Die „Mutter des Waldes“, wie die Buche im Volksmund auch genannt wird, ist aber mehr als ein Problemfall. Erwähnt man die Buche, entsteht umgehend Raum für Assoziationen und Emotionen, auch Bilder tauchen in den Köpfen auf: Da formieren sich widerstreitende Lager um alte Buchenbestände, Baumartenanteile und wertvolle Biotope. Dem Nächsten kommen Leimbindebalken aus kleinen Buchenstäbchen in den Sinn, einem anderen sauber geschichtete Brennholzstapel.  Den wenigsten hingegen die im Sommer allgegenwärtigen Eisstiele und all die anderen Alltagsgegenstände, die aus dieser vielseitigen Baumart hergestellt sind.

Die Rotbuche, eine Unterart der Gattung Buche, verdankt ihren Namen nicht der herbstlichen Färbung ihrer Blätter, sondern dem leicht rötlichen Holz. Sie ist der häufigste Laubbaum im heimischen Wald und erreicht eine Höhe von bis zu 45 Metern. Aber nur, wenn ihre Wurzeln im Wald tief genug nach Wasseradern gegraben haben.