26.04.2024

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Folge 45-21 vom 12. November 2021 / Energiekrise / Die nächste Hiobsbotschaft aus Asien / In China und Indien wird die Kohle zur Stromgewinnung knapp – Die Folgen könnten weltweit spürbar sein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-21 vom 12. November 2021

Energiekrise
Die nächste Hiobsbotschaft aus Asien
In China und Indien wird die Kohle zur Stromgewinnung knapp – Die Folgen könnten weltweit spürbar sein
Wolfgang Kaufmann

Die chinesische Wirtschaft leidet unter massiven Engpässen bei der Stromversorgung. Mittlerweile müssen bereits 20 von 34 Verwaltungsregionen Elektroenergie rationieren. Das resultiert in wesentlichem Maße aus dem rasant gestiegenen Bedarf an Kohle, welcher den Preis des Rohstoffs nach oben treibt. Lag dieser im Januar noch bei rund 670 Yuan pro Tonne, mussten im Oktober zeitweise schon fast 2000 Yuan bezahlt werden. Das können sich die Stromerzeuger im Reich der Mitte aber kaum mehr leisten, weswegen sie ihre Produktion drosseln.

Die Folge hiervon sind Stromabschaltungen – auch und gerade bei Industriebetrieben. Im September standen alleine in der Provinz Guangdong in etwa 150.000 Unternehmen zeitweise die Räder still. Darunter bei Zulieferern für Apple und Tesla. Hierdurch dürfte es neben Preissteigerungen bei Artikeln aller Art zu weiteren Lieferengpässen kommen. 

Einen Vorgeschmack hierauf erhielt jetzt die aluminiumproduzierende beziehungsweise -verarbeitende Industrie in Deutschland, Europa und der Welt. Weil in China über 30 der Firmen, welche den unverzichtbaren Aluminiumlegierungszusatz Magnesium herstellen, ihre Produktion aufgrund des Strommangels drastisch herunterfahren mussten, erging ein Ausfuhrverbot für das strategisch wichtige Metall. Und da immerhin 87 Prozent des global benötigten Magnesiums aus China stammen, herrscht jetzt Alarmstimmung in der Automobil-, Flugzeug- und Verpackungsbranche. „Es wird erwartet, dass die jetzigen Magnesiumvorräte in Deutschland beziehungsweise in ganz Europa Ende November 2021 erschöpft sein werden …  Es droht ein europaweiter Produktionsstopp“, schrieb die Wirtschaftsvereinigung Metalle als Sprachrohr der deutschen Nichteisenmetallindustrie und deren Kundschaft sichtlich panisch an das Auswärtige Amt. 

Nun rächt sich bitter, dass das letzte Magnesiumwerk in der Europäischen Union 2001 aus Kostengründen geschlossen wurde und die USA ebenfalls weitgehend aus der Förderung des Rohstoffes ausgestiegen sind, weshalb als Strohhalm momentan hauptsächlich nur noch Lieferungen aus dem Oman bleiben.

Um die Stromknappheit zu lindern, hat die Regierung in Peking eine Ausweitung der Kohleförderung in den 72 Bergwerken der Inneren Mongolei um fast 100 Millionen Tonnen angeordnet. Dazu sollen 153 stillgelegte Zechen reaktiviert werden. Damit lässt sich das Problem jedoch nicht nachhaltig beheben, weswegen die Energiekrise weiter anhalten dürfte. Doch es kommt noch schlimmer.

Nach China verzeichnet nun auch Indien einen wachsenden Kohlemangel, welcher ebenfalls schon zu ersten Stromausfällen geführt hat. Rund die Hälfte der 135 indischen Kohlekraftwerke verfügt nur noch über minimale Brennstoffvorräte. Das liegt am Anstieg der Produktion nach dem Ende der Corona-Krise auf dem Subkontinent sowie an dem hohen Kohlepreis, der die indischen Kraftwerke mittlerweile ebenso sehr belastet wie die chinesischen. Daher drohen in Indien jetzt gleichfalls längere Produktionsunterbrechungen – mit fatalen weltwirtschaftlichen Folgen.