25.04.2024

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Folge 45-21 vom 12. November 2021 / J. F. Schmidt / Erfinder von „Mensch ärgere Dich nicht“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-21 vom 12. November 2021

J. F. Schmidt
Erfinder von „Mensch ärgere Dich nicht“
Manuel Ruoff

Josef Friedrich Schmidt ist nicht nur der Erfinder von „Mensch ärgere Dich nicht“, des bis 2004 über 70 Millionen Mal verkauften beliebtesten Spiels der Deutschen, sondern auch Gründer und Namensgeber des Berliner Spieleverlags „Schmidt Spiele“, mit 52,8 Millionen Euro Umsatz (2014) einer der Großen der Branche. 

Der Sohn eines Geometers kam vor 150 Jahren, am 24. November 1871, im oberbayerischen Amberg zur Welt. Einer kaufmännischen Ausbildung folgte erst einmal eine mehrjährige Tätigkeit als abhängig Beschäftigter. Im Jahre 1901 machte sich Schmidt dann in der Landeshauptstadt München mit einem Lebensmittelgeschäft selbstständig. In den darauffolgenden Jahren versuchte er sich auch im Non-Food-Bereich. So befasste er sich mit der Herstellung von „chemischen Bedarfsartikeln“ und Schuhen mit Holzsohlen. 1904 führte er kurzzeitig ein Hotel in Kiefersfelden. Und danach handelte er mit Wein und Spirituosen. 

Nebenbei entwickelte Schmidt 1907/08 für seine drei Söhne ein Brettspiel, das er „Mensch ärgere Dich nicht“ nannte. Dieses Familienspiel geht in seinen Grundprinzipien auf das jahrtausendealte indische Nationalspiel „Chaupad“ zurück. Schmidt vereinfachte jedoch die Regeln und reduzierte das Spiel auf den schlichten Lauf um das Kreuz des Spielplans und das möglichst häufige Schlagen der gegnerischen Figuren. Dem Ganzen gab er einen einprägsamen Namen und ein bis heute kaum verändertes Aussehen.

1910 gilt als das Erscheinungsjahr des Spiels. Erste Exemplare aus Schmidts kleiner Werkstatt in der Münchner Lilienstraße waren zunächst nur für den Bekanntenkreis gedacht. 1912 wurde die Serienproduktion aufgenommen. Während das Spiel in den ersten Jahren nicht sonderlich erfolgreich war, schaffte es im Ersten Weltkrieg den Durchbruch als Landserspiel. Kostenlos ließ Schmidt Armee und Lazaretten 3000 Exemplare des sowohl von den Materialien als auch von den Spielregeln her anspruchslosen Spiels zukommen. 

Durch Mund-zu-Mund-Propaganda machte die Kunde von dem harmlosen Zeitvertreib an der Front und auch in der Heimat die Runde. Nach der Rückkehr der Weltkriegsteilnehmer erlebte das Spiel seinen wirtschaftlichen Durchbruch. 1920 wurden im deutschen Sprachraum bereits eine Million Exemplare abgesetzt. Die Gewinne erlaubten Schmidt, das Angebotssortiment um andere Gesellschaftsspiele, Quartette und Spielemagazine, aber auch Kinderwebstühle und Bauspiele zu vergrößern.

1936 machte sich Schmidts ältester Sohn Franz in Nürnberg mit einer eigenen Spielefabrik selbstständig. Gegen Lizenzgebühren überließ der Vater dem Filius das gesamte Programm – mit Ausnahme von vier Artikeln, darunter „Mensch ärgere Dich nicht“. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Produktionsstätten beider Unternehmen in Nürnberg und München zerstört. 1948 wurden sie in München als selbstständige Betriebe wieder aufgebaut. Fast ein Jahrhundert nach Josef Friedrich Schmidts Geburt fusionierten die Unternehmen, aber da war er längst tot. Der Erfinder und Unternehmer starb am 28. September 1948 in München.