29.03.2024

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Folge 46-21 vom 19. November 2021 / Wirtschaftsklima / Zukunftspläne für die Bundesbank / Nach dem Rückzug von Jens Weidmann: Politische Erwägungen spielen bei der Nachfolge eine Rolle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-21 vom 19. November 2021

Wirtschaftsklima
Zukunftspläne für die Bundesbank
Nach dem Rückzug von Jens Weidmann: Politische Erwägungen spielen bei der Nachfolge eine Rolle
Norman Hanert

Die neue Zentrale der Bundesbank wird möglicherweise noch teurer als das Hochhaus der Europäischen Zentralbank (EZB), das 2015 seiner Bestimmung übergeben wurde. Schon das Hauptquartier der EZB am Frankfurter Mainufer hat knapp 1,3 Milliarden Euro gekostet. Fast ein Drittel mehr als geplant. Trotz offiziell niedriger Inflationsraten hatten gestiegene Preise für Baumaterialien und Bauleistungen einen Anteil an der Kostenexplosion. Auch die Eingliederung einer denkmalgeschützten Großmarkthalle in den EZB-Neubau geriet kostspieliger als gedacht.

Laut einem Bericht des „Handelsblatts“ wird die Sanierung und Erweiterung der Bundesbank-Zentrale in Frankfurt sogar noch „erheblich teurer werden als die Zentrale der Europäischen Zentralbank“. Die Bundesbank teilte inzwischen mit, das Projekt befinde sich noch in der Planungsphase. Fragen zu den zu erwartenden Gesamtkosten könnten noch nicht belastbar beantwortet werden.

Offenbar mit Blick auf die Kosten für den Eurotower der Europäischen Zentralbank heißt es von der Bundesbank zudem, sie halte „plakative Vergleiche mit früheren Bauvorhaben ... für irreführend“.

Noch teurer als EZB-Zentrale

Im Wirtschaftsmagazin „Capital“ hat der Fondsmanager Christoph Bruns inzwischen die Frage aufgeworfen, welche Bedeutung die „einst mächtige deutsche Zentralbank“ überhaupt noch habe, seit die EZB den Kurs der Geldpolitik bestimmt. Dabei nannte Bruns die deutsche Zentralbank eine „überdimensionierte und zugleich unwichtige Bundesbehörde“. Nach den Rücktritten von Axel Weber und Jürgen Stark sieht Bruns auch im angekündigten Rückzug des Bundesbankchefs Jens Weidmann keinen Schritt, der noch eine wichtige Symbolkraft hat. „Die Tradition der Deutschen Bundesbank ist mit der Abschaffung der D-Mark erloschen“, so die Schlussfolgerung des Fondsmanagers. 

Nach Angaben Weidmanns wird er aus persönlichen Gründen zum Jahresende vorzeitig seinen Posten als Bundesbankchef aufgeben. Der Vertrag des 53-Jährigen wäre eigentlich noch bis zum Jahr 2027 gelaufen. Das Vorschlagsrecht für die Neubesetzung des Postens liegt bei der Bundesregierung. Dementsprechend werden bei der Personalentscheidung auch parteipolitische Erwägungen eine gewichtige Rolle spielen. 

Besonders gute Chancen, Nachfolger von Weidmann zu werden, sehen Beobachter für Isabel Schnabel. Die 50-jährige Ökonomin ist bereits seit 2020 Direktorin im EZB-Rat. Sie wäre zudem die erste Frau an der Spitze der Bundesbank. Auf Zustimmung von den Grünen kann Schnabel vermutlich rechnen, weil sie sich für eine stärkere Berücksichtigung von „Klimaschutz“ in der Geldpolitik ausgesprochen hat. Als bevorzugter Kandidat von Olaf Scholz wird regelmäßig Jörg Kukies genannt. Der Scholz-Vertraute ist seit 2018 Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Kukies, der in seiner Jugend Vorsitzender der Jungsozialisten in Rheinland-Pfalz war, hat vor seinem Wechsel ins Bundesfinanzministerium die deutsche Tochter der Großbank Goldman Sachs geleitet.