20.04.2024

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Folge 46-21 vom 19. November 2021 / Jubiläum / Sprachakrobat und Löwenbändiger / Schöpfer von „Urmel aus dem Eis“ – Zum 100. Geburtstag des Kinderbuchautors Max Kruse

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-21 vom 19. November 2021

Jubiläum
Sprachakrobat und Löwenbändiger
Schöpfer von „Urmel aus dem Eis“ – Zum 100. Geburtstag des Kinderbuchautors Max Kruse
Christiane Rinser-Schrut

Bundesverdienstkreuz am Bande (1992), Kulturpreis Penzberg (1999), Großer Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur (2000), Werner-Egk-Kulturpreis (2005) und Bayerischer Verdienstorden (2013) – diese Auszeichnungen hat der am 19. November 1921 in dem damals zur preußischen Provinz Sachsen gehörenden Kösen geborene Max Kruse erhalten. Grund genug, um einen Blick auf diesen Autor zu werfen, der durch seine Bücher „Der Löwe ist los“ und „Urmel“ bekannt geworden ist. 

Kruse ist ein Wortschöpfer, der sich nicht nur lustige und skurrile Figuren ausgedacht hat, sondern seine Leser auch durch seine Sprachakrobatik zu unterhalten wusste. „Habakuk Tibatongs Tier-Sprechschule“ ist eine Schatzgrube an Wortkuddelmuddel allein durch die Sprachfehler der Inselbewohner. Dazu zählt Pinguin Ping, der statt „Muschel“ „Mupfel“ sagt, der Waran Wawa, dem kein Z-Laut über die Lippen kommen will und vielleicht am schönsten der melancholische Seeelefant Seele-Fant, der einsam auf seinem Felsen sitzt, traurige Lieder singt, doch statt eines Is ein Ö lautiert.

Dabei muss man sagen, dass Kruses Kindheit weniger lustig gewesen ist. Das siebte Kind der bekannten schlesischen Puppenmacherin Käthe Kruse und des Bühnenbildners und Bildhauers Carl Max Kruse war ein kränkliches Kind, das vom regulären Schulunterricht ausgeschlossen und später auch für den Kriegsdienst als ungeeignet eingestuft wurde. Seine Schulzeit verbrachte er in der Odenwaldschule, in dem Kruse großes Heimweh nach der Mutter hatte, der er jeden Tag einen Brief schrieb. So war, wie er selbst in einem Interview geäußert hat, Schreiben für ihn wie Atmen. Seine Mutter war es auch, die ihn in seinem Wunsch, Dichter zu werden, bestärkte.

So fing Kruse schon 17 Jahre, bevor Urmel 1969 aus dem Eis auftaute, mit einem liebevollen Löwen an, der zunächst alle in Angst und Schrecken versetzt. „Der Löwe ist los“ schrieb Kruse für die Puppen und Stofftiere seiner Mutter. Die Geschichte sollte ursprünglich mit Fotos von ihnen bebildert werden, wurde jedoch mit Illustrationen von Horst Lemke versehen. 

Doch neben seinen Romanen über Kinderzimmerhelden wie Kaspar Lari oder Lord Schmetterhemd hat Kruse auch Kurzgeschichten, eine Autobiographie und viele Gedichte verfasst. Eines davon lautet „Mein Haus“ und ist Titelgeber für „Das große Max Kruse-Buch. Ich und du und Müllers Kuh und 1000 Kaffeebohnen“, das der Boje-Verlag anlässlich von Kruses 100. Geburtstag am 19. November herausbringen wird (125 Seiten, 19,90 Euro). Es versammelt seine Romanhelden, Gedichte, Wortakrobatik und seinen Humor unter dem Aspekt „Fantastisches und Skurriles“. Herausgegeben wurde dieses Sammelwerk von Renate Raecke mit Bildern von Christine Brand.

Der Schriftsteller aus Kösen hat zwar schon immer geschrieben, aber Autor wurde er erst, nachdem er die Puppenfabrik seiner Mutter in der Bundesrepublik wieder aufgebaut und als Werbetexter gearbeitet hatte. Richtig bekannt wurde er erst mit den TV-Aufzeichnungen seiner „Löwen“- und „Urmel“-Aufführungen der Augsburger Puppenkiste. Der Kinderbuchautor starb am 4. September 2015 im Oberbayerischen Penzberg, wo jährlich die Max-Kruse-Tage stattfinden und zweijährlich der „Penzberger Urmel“ vergeben wird.