28.03.2024

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Folge 46-21 vom 19. November 2021 / Gustav Noske / „Bluthund“ oder „Retter“?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-21 vom 19. November 2021

Gustav Noske
„Bluthund“ oder „Retter“?

Gustav Noske „war der umstrittenste Politiker der deutschen Sozialdemokratie überhaupt“. So urteilt sein Biograph Wolfram Wette. In den revolutionären Wirren nach dem Ersten Weltkrieg und zu Beginn der Weimarer Republik sorgte er für das konsequente militärische Vorgehen gegen die Aufstände von links. Er gilt den einen damit als „Retter Deutschlands“, den anderen als „Arbeiterschlächter“. Ein weiteres martialisches Stichwort, das oft mit ihm verbunden wird, hat er selbst überliefert. In seinem Buch „Von Kiel bis Kapp“ berichtet Noske über seine Reaktion, als im Januar 1919 die Übertragung der Vollmachten zur Niederschlagung des Spartakusaufstandes zur Diskussion stand: „Einer muss der Bluthund werden, ich scheue die Verantwortung nicht!“ 

Geboren am 9. Juli 1868 in Brandenburg an der Havel, stieß der Korbmacher früh zur Politik. Sein Aufstieg gilt als „Bilderbuchkarriere“, die entsprechenden Kenntnisse hatte er ausschließlich autodidaktisch erworben. Als Redakteur und Kommunalpolitiker wirkte er in Königsberg und Chemnitz. 1906 zog er in den Reichstag ein. Die SPD-Fraktion schätzte seine Kompetenzen in der Haushalts-, Kolonial- und Militärpolitik. 1914 unterstützte er die Bewilligung der Kriegskredite, im Herbst 1918 forderte er in einer Rede die Abdankung des Kaisers. 

Als Gouverneur von Kiel beruhigte er im November desselben Jahres die Matrosenrevolte. Ende Dezember wurde er im Rat der Volksbeauftragten für Heer und Marine zuständig. Den Spartakusaufstand ließ er ebenso zielgerichtet beenden wie die Bremer Räterepublik und die Berliner Streikkämpfe vom März 1919. Vorgeworfen wurde ihm der Einsatz unverhältnismäßiger Gewalt. Auf der anderen Seite steht die Frage, ob die parlamentarische Republik, die etwa auch Friedrich Ebert anstrebte, damals anders auf den Weg hätte gebracht werden können.

Im Februar 1919 war Noske, der selbst nie als Soldat gedient hat, Reichswehrminister geworden. Er war der erste in diesem Amt. Nach dem Kapp-Putsch vom März 1920 musste er zurücktreten. Angelastet wurde ihm, den Umsturzversuch nicht verhindert zu haben. Bis 1933 wirkte er als Oberpräsident von Hannover, nach dem 20. Juli 1944 wurde er inhaftiert, von den Verschwörern war ihm ein Amt nach dem Attentat auf Hitler zugedacht worden. Am 30. November 1946 ist er in Hannover gestorben.

E.L.