29.03.2024

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Folge 46-21 vom 19. November 2021 / Textile Kunst / Die Lebendigkeit ostpreußischer Handarbeit / Ein Bericht zur 67. Werkwoche der Landsmannschaft Ostpreußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-21 vom 19. November 2021

Textile Kunst
Die Lebendigkeit ostpreußischer Handarbeit
Ein Bericht zur 67. Werkwoche der Landsmannschaft Ostpreußen
Gerda Eggers

Wer einmal an einer Werkwoche teilgenommen hat, versucht, wenn immer möglich, an dieser Veranstaltung erneut teilzunehmen. Man schätzt die lockere Atmosphäre mit vielen alten und neuen Gesichtern und vervollkommnet seine Fähigkeiten zum Beispiel in der hohen Kunst der Weißstickerei.

In dieser Werkwoche im Oktober, die aus Mitteln der „Stiftung Zukunft für Ostpreußen“ gefördert wurde, waren folgende Arbeitsgruppen vorgesehen: Musterstricken, Doppelstricken; Weißsticken, Ajour-, Kreuzsticken; Trachtenschneidern und Weben, Knüpfen und Doppelweben.

Wessen Passion die Weißstickerei ist, war auf die Nachfolgerin von Ute Tenzer gespannt. Heidi Friedrich ist eine überzeugende, würdige Werklehrerin. Ihre ruhige, gelassene Art, gepaart mit einem immensen Fachwissen im Bereich der Stickerei, ist eine Bereicherung für die Stickgruppe. Auch für Anfänger in der Sticktechnik wurden Vorlagen anhand von einfachen Arbeiten gezeigt, um den Einstieg in diese Technik zu erleichtern. Es war eine angenehme entspannte Arbeitswoche mit Sitzplätzen an großen Fenstern mit Tageslicht. 

Da Gudrun Breuer die Werkwoche vorzeitig verließ, wurde sie bereits vor Beginn der Ausstellung am Sonnabend würdevoll geehrt und verabschiedet. Eine Vielzahl der Teilnehmerinnen konnte von ihrer Kompetenz, dem immensen Fachwissen, durch ihre geduldige Art die verschiedenen Strick- und Sticktechniken erlernen. 

Nach erfolgreich zurückgelegter Werkwoche eröffnete die Werkwochenleiterin Uta Lüttich eine Ausstellung, bei der die unterschiedlichen Gruppen ihre Handwerkskünste allen Teilnehmenden der Werkwoche zunächst in einer internen herbstlich geschmückten Ausstellung präsentierten, zu der am Nachmittag unter Beachtung der strengen Corona-Regeln externe Gäste begrüßt wurden. 

Die Strickerinnen zeigten ihre „Handschkes“ mit verschiedenen Mustern, wie den Memeler Handschuh, die Schlaufenhandschuhe mit der wärmenden Innenseite, Socken, außerdem in Doppelstricktechnik Topflappen und Schal. Die Stickenden steuerten verschiedenste auf blau hinterlegtem Untergrund gelegte Weißstickerei hinzu, um die Filigranität ihrer Arbeiten mit den Durchbrüchen im Stoff besser kenntlich zu machen. 

Aus der Trachtenschneiderei lagen auf der Ausstellungsfläche zwei fertige Trachtenjacken sowie eine Jacke, die noch in Bearbeitung war, und eine Schürze. 

Die Gruppe der Weber präsentierte am Webrahmen gefertigte Umhängetaschen, Läufer, Mustertücher, Vorleger und einen Schal in Schachbrettmuster. Besondere Beachtung erfuhren die hergestellten farbenfrohen Jostenbänder.

Da Barbara Lorenzen als Werklehrerin für Doppelweben kurzzeitig verhindert war, gab es diesmal keine neuen Doppelgewebe in der Ausstellung zu bewundern. 

Wieder einmal zeigte sich, dass die Werklehrerinnen durch Kompetenz, Geduld und großen Fachverstand die Teilnehmer, die zum Teil eigens zur Werkwoche aus dem südlichen Ostpreußen angereist waren, gut anzuleiten verstanden und ihr Wissen zum Thema „Erhalten und Gestalten“ weitergaben und vermittelten. 

Nach der von externen Gästen gut besuchten Ausstellung eröffnete Lüttich den gemeinsamen Abschlussabend der 67. Werkwoche. Im Gedenken an die langjährige Werkwochenlehrerin Waltraut Bartholomeyczik wurden die Anwesenden darüber informiert, dass sie in diesem Frühjahr im 98. Lebensjahr verstarb. 

Die Laudatio zur Verabschiedung von Lüttich hielt Klaus Rudel. Er fand treffende, dankende und ehrende Worte, die in den kommenden Ausgaben der PAZ mit einer Würdigung der ebenfalls ausgeschiedenen langjährigen Werkemeisterin Breuer veröffentlicht werden. Sie wurden mit einem deutlichen „Wir danken“ aller Anwesenden bekräftigt.

Als Überraschung zeigte Rudel im Anschluss eine kurze Präsentation „Wo alles begann, es war ein Land auf dieser schönen Erde, ein Land, dass man Masuren nennt“. Es war ein mit Herzblut geschaffener kurzer Film von Lüttichs Jugendjahren in Reimannswalde, Kreis Treuburg, bis zur Gegenwart in Stuttgart. 

Als vorerst letzte Handlung durch Lüttich erfolgte die offizielle Stabübergabe an die neue zukünftige Werkwochenleitung Hannelore Mosbacher. Sie hat ihre Wurzel in Ostpreußen und war bereits auf Spurensuche an den Stätten ihrer Vorfahren. Als mehrmalige Teilnehmerin an den Werkwochen haben wir sie als besonnene, umgängliche Teilnehmerin mit ruhigem Wesen kennengelernt.  

Mit Mosbacher wurde eine wesentlich jüngere Person für die Werkwochenleitung gefunden, die mit neuen Impulsen die Werkwoche weiterführen wird. Die Teilnehmerinnen sind gespannt auf eine gemeinsame Zeit mit ihr.  

Es war eine interessante Werkwoche, in der viele Vorhaben umgesetzt wurden. Der Abschiedsabend von Lüttich wird unvergessen bleiben. Die 68. Werkwoche wird vom 10. bis zum 16. Oktober 2022 in Helmstedt stattfinden.