25.04.2024

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Folge 47-21 vom 26. November 2021 / Gesundheitspolitik / Plan- und konzeptlos in den nächsten Corona-Winter / Während die Infektionszahlen dramatisch ansteigen, zeigen sich die politisch Verantwortlichen wieder einmal nicht vorbereitet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-21 vom 26. November 2021

Gesundheitspolitik
Plan- und konzeptlos in den nächsten Corona-Winter
Während die Infektionszahlen dramatisch ansteigen, zeigen sich die politisch Verantwortlichen wieder einmal nicht vorbereitet
René Nehring

Fast zwei Jahre nach Entdeckung des neuartigen Coronavirus und rund ein Jahr nach Beginn der Impfungen dagegen erlebt Deutschland in Sachen Corona ein Déjà-vu: Seit Anfang Oktober steigen die Zahlen der täglich registrierten Neuinfektionen scheinbar unaufhaltsam, allein am Freitag vergangener Woche waren es rund 65.000 neue Fälle – wohlgemerkt an einem einzigen Tag. Auch die Zahlen der schweren Krankheitsverläufe und der Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus steigen seitdem, wenngleich nicht so sprunghaft. 

Ein Déjà-vu-Erlebnis bietet auch die deutsche Gesundheitspolitik, allen voran Minister Jens Spahn. Doch auch die anderen Entscheider vermitteln nicht das Gefühl, Herren des Geschehens zu sein – oder nur ein realistisches Bild von der Lage zu haben. So gibt es bis heute keine verlässlichen Angaben darüber, wie viele Menschen ursächlich an Corona gestorben sind und wie viele lediglich mit dem Virus. Dass eine solche Erhebung – die zwingend erforderlich ist, um die Gefahr von Corona endlich fundiert bewerten und bessere Schutzmaßnahmen entwickeln zu können – möglich ist, zeigen die Italiener (siehe die Meldung auf Seite 6). 

Undurchsichtig ist auch die Lage in den Krankenhäusern. So musste die Öffentlichkeit unlängst zur Kenntnis nehmen, dass trotz zusätzlicher Milliarden des Bundes für den Ausbau der Krankenhauskapazitäten heute tausende Intensivbetten weniger zur Verfügung stehen als noch vor einem Jahr (wie viele Plätze genau abgebaut wurden, scheint niemand genau zu wissen, zumindest gibt es in den Statistiken unterschiedliche Angaben). Bleibt die Frage, was aus den vielen Sondermitteln geworden ist beziehungsweise wohin diese geflossen sind. 

Streitthema Impfen

Fatal ist, dass die Gesundheitspolitik aufgrund ihres mangelhaften Wissensstandes noch immer keine spezifischen Schutzkonzepte für die Bedürfnisse der jeweiligen Alters- und Berufsgruppen entwickelt hat – zum Beispiel für Schulen, Betriebe oder die Krankenhäuser und Pflegeheime. Stattdessen drohen abermalige Lockdowns und Ausgangssperren für ganze Bevölkerungsgruppen wie die Ungeimpften – sowie eine gesetzliche Impfpflicht für all jene, die sich bislang einer Immunisierung verweigern. 

Natürlich ist es für die behandelnden Ärzte mehr als ärgerlich zu wissen, dass sich unzählige Infektionen sowie die meisten schweren Krankheitsverläufe und Todesfälle durch eine Immunisierung mit einem Vakzin vermeiden ließen. Gleichwohl ist es erschreckend zu sehen, wie wenig Aufwand in eine überzeugende Aufklärung der Impfskeptiker investiert und stattdessen über administrative Zwangsmaßnahmen nachgedacht wird (siehe hierzu auch den Kommentar auf Seite 8). 

In diesem Zusammenhang ist auch das Wort vom „Wellenbrecher“ zurück. Zwar wird dieses derzeit noch ohne den Zusatz „Lockdown“ gebraucht, doch haben Gesundheitsexperten in den letzten Tagen wiederholt von „Wellenbrecher-Maßnahmen“ gesprochen. Worauf das hinauslaufen kann, zeigte sich Ende Oktober 2020, als Bundeskanzlerin Merkel einen „Wellenbrecher-Lockdown“ verkündete, der zunächst nur vier Wochen dauern sollte, „um Weihnachten zu retten“, letztlich jedoch mehr ein halbes Jahr andauerte und den Deutschen empfindliche Eingriffe in ihre Grundrechte mit teilweise nächtlichen Ausgangssperren und Demonstrationsverboten brachte. 

Das jüngste Beispiel für die Planlosigkeit der deutschen Corona-Politik ist der Umgang mit den Weihnachtsmärkten. Just in der Woche nach Totensonntag, in der die Märkte öffnen dürfen, verfügen zahlreiche Länder und Kommunen auch schon wieder deren Schließung. Die Händler, für die das Advents- und Weihnachtsgeschäft fast immer die wichtigste Einnahmequelle im Jahr ist, erleiden nicht nur drastische Einnahmeausfälle, sondern bleiben auch noch auf den Waren sitzen, die sie gerade erst gekauft haben. 

Für den bevorstehenden Winter verheißt all das nichts Gutes.