25.04.2024

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Folge 47-21 vom 26. November 2021 / TV-Kritik / Über das Freundschaftsziel hinausgeschossen / Zu viel Schwarz-Weiß – ARD zeigt zum Advent risikofreie Serie über US-Besatzungssoldaten in den 50ern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-21 vom 26. November 2021

TV-Kritik
Über das Freundschaftsziel hinausgeschossen
Zu viel Schwarz-Weiß – ARD zeigt zum Advent risikofreie Serie über US-Besatzungssoldaten in den 50ern
Anne Martin

Es gibt diese Drehbücher, in denen die Konflikte derart verdichtet und dazu noch mit großen Vorbildern beschwert werden, dass es zum dramaturgischen Overkill führt. Der Mehrteiler „Ein Hauch von Amerika“, den die ARD jeweils in Doppelfolgen am 1., 4. und 8. Dezember ab 20.15 Uhr ausstrahlt, gehört dazu. Gezeigt wird das fiktive pfälzische Dorf „Kalten­stein“ Anfang der 1950er Jahre, dominiert von GIs der US-Armee, die dort stationiert sind. 

Im Mittelpunkt aber stehen zwei junge Frauen, die so gegensätzlich sind wie sonst nur im Märchen. Hier die reine, blonde Jungbäuerin Marie (Elisa Schlott), dort die leichtlebige, rothaarige Erika (Franziska Brandmeier). Die eine wartet brav auf ihren Verlobten Siegfried, der anfangs noch in russischer Kriegsgefangenschaft verschollen ist. Die andere will feiern und tanzen, gern mit den feschen Jungs aus Übersee. „Kaltenstein,“ höhnt sie, „das ist ein kalter Hühnerarsch!“

Erikas Vater (Dietmar Bär) gibt den Baulöwen mit dunkler Vergangenheit, der mit den Amerikanern Geschäfte macht. Seine Frau (Anna Schudt) ist eine frostige Erscheinung, die auf Moral und gesellschaftliche Stellung hält. Und schon häufen sich die Konflikte: Die blauäugige Marie verliebt sich ihrem Heiratsversprechen zum Trotz in einen dunkelhäutigen GI mit dem einfallsreichen Namen George Washington, während Erika Opfer einer Gruppenvergewaltigung wird und in der Folge abtreiben muss. Ihr Vater stellt sich als ehemaliger NS-Mitläufer und Kriegsgewinnler heraus, der nach einem Pogrom das Haus eines enteigneten Juden ersteigert hatte. Aufseiten der Amerikaner agieren ein schneidiger Colonel (Philipp Brenninkmeyer) und seine hoch elegante, aber frustrierte Gattin (Julia Koschitz), die der Jungbäuerin Marie, die ihr im Haushalt hilft, ein wenig Kultur und nebenbei die Idee von einem selbstbestimmten Leben vermittelt. 

Das Drama nimmt seinen Lauf, als Erika für ihre Schande einen Sündenbock sucht und George beschuldigt. Wie im großen Liebesmythos von Romeo und Julia kämpfen George und Marie fortan um ihre Liebe und haben alle gegen sich. Aber da wir uns im Jahre 2021 befinden und im Vorspann beflissen darauf hingewiesen wird, dass einige rassistische Begriffe wie das N-Wort der damaligen Zeit geschuldet sind, darf der Farbige nicht zum Opfer werden. Ein Happy End bahnt sich an in Kaltenstein, und ausgerechnet in der sozialistischen DDR wartet auf das verfemte Paar eine Zukunft. 

„Wenn es schon nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden“, heißt eine Autoren-Weisheit. Hier ist sehr vieles wahr, die Amerikaner in der Pfalz gab und gibt es, die Verbandelungen zwischen farbigen GIs und Pfälzerinnen genauso. Eine etwas weniger klischeehaft ausgedachte Dramatik hätte dieser Geschichte deshalb gutgetan.


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