Weltweit bekommen Frauen im Laufe ihres Lebens immer weniger Kinder. Seit 1990 sank die Geburtenrate von durchschnittlich 3,2 Kindern pro Frau auf heute 2,3 Kinder. Das ist nur noch wenig über der Rate, ab der die Bevölkerungszahl stabil bleibe. Das wäre bei durchschnittlich 2,1 Kindern pro Frau der Fall.
Das Wachstum der Weltbevölkerung hat sich damit in den vergangenen 30 Jahren um etwa ein Drittel verringert. Das gab die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) in Hannover anlässlich der Veröffentlichung des DSW-Datenreports 2021 bekannt. Lediglich ein Kontinent, Afrika, hatte noch ein rasantes Bevölkerungswachstum, aber auch hier variieren die Geburtenraten der einzelnen Länder und Regionen stark. Die höchste Geburtenrate verzeichnet Afrika südlich der Sahara, der ärmsten Region der Erde, mit 4,7 Kindern pro Frau.
Länder mit hohem Einkommen, in Europa und Amerika, verzeichnen eine durchschnittliche Geburtenrate von 1,8 Kindern pro Frau, was die Bevölkerung schrumpfen lässt. Aktuell liegt die Weltbevölkerung bei etwa 7,9 Milliarden Menschen. Auch die beiden einwohnerstärksten Länder der Erde, Indien und China, stagnieren (China) oder wachsen nur noch langsam (Indien).
Besonders hoch sind Geburtenraten in Ländern mit einem ungedeckten Bedarf an modernen Verhütungsmitteln und einer hohen Anzahl an Teenagerschwangerschaften. Jan Kreutzberg, Geschäftsführer der DSW, warnt vor den Folgen für Mädchen und Frauen: „Wenn Jugendliche nicht wählen können, ob sie ein Kind bekommen – sei es, weil ihnen Sexualaufklärung fehlt oder weil Verhütungsmittel nicht vorhanden sind –, wird ihnen ihr Selbstbestimmungsrecht verwehrt.
Problem Teenager-Schwangerschaft
Wegen früher Schwangerschaften geraten Hunderttausende Mädchen jedes Jahr in eine Armutsspirale. In Afrika südlich der Sahara hat jede zweite Frau, die eine Schwangerschaft vermeiden möchte, keinen Zugang zu Verhütungsmitteln. 16 Prozent aller Geburten gehen dort auf Teenagerschwangerschaften zurück. In Deutschland sind es nur ein Prozent aller Geburten.
Dass die Pandemie Auswirkungen auf das Bevölkerungswachstum haben wird, besonders in den überalterten westlichen Ländern, erscheint nicht überraschend, denn sie wirkt sich auf alle drei Faktoren der Bevölkerungsentwicklung aus: Fertilität, Mortalität und Migration. Dass es andererseits 2020 und 2021 auch weniger Geburten gab, war jedoch eine Überraschung. Rückläufige Geburtenzahlen infolge von Krise und Unsicherheit sind üblich, allerdings mit einer neunmonatigen Verspätung.
Der Corona-bedingte Geburtenrückgang konnte sich erst im Jahr 2021 zeigen. Deshalb war man umso überraschter, als schon im Januar drei trendsetzende Länder, China, Russland und Frankreich, historische Geburtentiefstände verkündeten.
Wie sich das Bevölkerungswachstum in Afrika, das verantwortlich ist für den anhaltenden Migrationsdruck weltweit, entwickeln wird, lässt sich kaum vorhersagen. Zu ungenau ist auch in dieser Hinsicht die Datenlage, die schon bei den Corona-Zahlen aus Afrika die meisten Fachleute überrascht hat. Kürzlich machten Meldungen von mehr als 20 Millionen Geburten allein in Afrika die Runde, die in keiner Statistik auftauchen. Diese Kinder werden sicherlich auch die Bevölkerungsstatistik wieder nach oben ausschlagen lassen.