23.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 47-21 vom 26. November 2021 / Der grüne Adventskranz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-21 vom 26. November 2021

Der grüne Adventskranz

Der erste Adventskranz wird Johann Friedrich Wichern zugeschrieben. Dieser Kranz bestand aus einem Wagenrad mit vier großen weißen und 20 kleinen roten Kerzen, der erstmals am ersten Advent im Jahr 1839 im Betsaal des Rauhen Hauses in Hamburg-Horn aufgehängt wurde. An jedem Abend vom ersten Advent bis Heiligabend wird eine Kerze angezündet. Die großen weißen Kerzen sind für die Adventssonntage, die kleinen roten für die Werktage. Die Zahl der kleinen Kerzen bis zum Heiligen Abend ist jedes Jahr unterschiedlich. Sie variieren zwischen 18 und 24, weil der erste Adventssonntag jedes Jahr an einem unterschiedlichen Datum beginnt und die Adventszeit damit unterschiedlich lange ist. Kinder konnten so die Zahl der Tage bis zum ersehnten Weihnachtsfest anhand der Kerzen nachverfolgen. Dieser originale Adventskranz wird heute von Diakonie und Evangelischer Kirche in Deutschland (EKD) als Wichernkranz bezeichnet, der seit zirka 1860 auch grün ist. 

Zum grünen Adventskranz fand ich in einer alten pommerschen Schrift folgende Beitrag von Erich Dudy: 

„Entstanden ist der Brauch in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts. In einer kleinen evangelischen Kirche in Hinterpommern dachte ein Pastor an den langen Abenden des Frühwinters, wenn es zeitig finster wurde und nur der Widerschein des früh gefallenen Schnees einen leichten Schimmer an die Wände malte, darüber nach, wie er ein wenig von dem Licht, das die Christen – und nicht nur die – in dieser vorweihnachtlichen Zeit im Herzen tragen, auch nach außen sichtbar machen könnte. Plötzlich kam ihm ein guter Gedanke. Als seine Bauern am nächsten Sonntag in ihre Kirche kamen, blieben sie erstaunt stehen; neben dem Altar stand eine schöne, gerade Tanne und erfüllte das Gotteshaus bis in den letzten Winkel mit ihrem festlichen Duft.

Bald aber erkannte der Pastor, dass er aber doch etwas vorweg genommen hatte, das nur für das Fest bestimmt ist: der Weihnachtsbaum musste als die festliche Krönung des Heiligen Abends erhalten bleiben und durfte nicht schon durch vier Wochen vorher profaniert werden. Von dieser Überlegung bis zur Wahl des grünen Kranzes, des alten Symbols für das ewige Leben, das über Finsternis und Tod triumphiert, war es nur mehr ein kleiner Schritt. Was niemals beabsichtigt war, geschah, aus der seelsorgerischen Idee eines Pastors aus Hinterpommern am Rande Deutschlands wurde ein Brauch, der seinen Siegeszug um die Welt angetreten hat. Wenn wir Pommern in der Vorweihnachtszeit den grünen Kranz mit den vier Kerzen sehen, der nunmehr ein Symbol für ein altes Fest geworden ist so wollen wir an unsere Heimat denken, in der die Kerzen des Adventskranzes zum ersten Male gebrannt haben; so soll uns jeder Adventskranz ein Heimathauch aus unserem lieben Pommern sein.“BS