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Folge 47-21 vom 26. November 2021 / Winterurlaub / Entdeckung der Langsamkeit / Bis 13. Dezember ist Österreich wieder im Lockdown – Auch die Kelchsau erwartet wieder Winterurlauber

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-21 vom 26. November 2021

Winterurlaub
Entdeckung der Langsamkeit
Bis 13. Dezember ist Österreich wieder im Lockdown – Auch die Kelchsau erwartet wieder Winterurlauber
Judith Kunz

Ob es klug ist, nach dem neuerlichen landesweiten Lockdown, der spätestens am 13. Dezember enden soll, nach Österreich zu fahren, bleibt jedem selbst überlassen. Fakt ist, dass sich dort viele Deutsche trotz hoher Corona-Inzidenzzahlen und 2G-Pflicht zwischen Weihnachten und Neujahr ihren Skispaß nicht nehmen lassen werden. Das gilt besonders für Skigebiete dicht hinter der deutschen Grenze so wie die Kelchsau in den Kitzbüheler Alpen.

In dieser Region wird man im positiven Sinne zur Gemütlichkeit gezwungen. An der Talstation befindet sich ein Parkplatz noch ganz ohne Einweiser und mit viel Platz zum Parken. Im Zweier-Sessellift, der an eine schwebende Holzbank mit Sicherheitsbügel erinnert und gemächlich nach oben zuckelt, fragt man sich, ob der soeben gestartete Tourengeher vielleicht schneller ankommt. So beginnt die Entdeckung der Langsamkeit und ein Skitag in der Tiroler Ferienregion Hohe Salve kurz hinter Kufstein.

Die Kennzahlen sind schnell erzählt: zwei Schlepplifte und der erwähnte Sessel, Baujahr 1972, insgesamt 16 Pistenkilometer, die im unteren Bereich gar nicht mal so einfach sind, höchster Punkt in 1605 Meter Höhe, zwei Hütten. Und überwiegend Einheimische. Denn die Kelchs­au ist zwar nur acht Kilometer von Hopfgarten und dem Einstieg in die legendäre „SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental“ entfernt, aber dennoch ein ruhiges Seitental der Kitzbüheler Alpen, das man erst einmal entdecken muss. 

Man findet es hinter dem Ort Wörgl, der mit seinen 14.000 Einwohnern, Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und Cafés als Tor der Kitzbüheler Alpen gilt. Die Orte Hopfgarten, Itter, Kelchsau, Angath, Angerberg, Mariastein und Kichbichl haben ihren je eigenen Charme – mit dörflichen Strukturen und viel Romantik in intakter Natur, schönen Wirtshäusern und Kirchen. Skifahrer sind in Hopfgarten, Itter und Kelchsau direkt am Pistenparadies. Und hier finden sich Menschen, die nicht auf maximale Pistenkilometer-Leistung aus sind, sondern die den Winter genießen möchten.

„Wir haben viele, die kurz mal zwei, drei Stunden auf die Piste wollen“, sagt Martin Steinbacher, den alle als den Wirt von der Höhenbrandalm kennen. Offiziell ist er Gastronomieleiter des Stiftskellers in Innsbruck, doch seit nunmehr zwölf Jahren verbringt er mit einem eingespielten Team die etwas andere Winterfrische in 1300 Metern Höhe. Auf der Höhenbrandalm im Skigebiet Kelchsau mit ihrer schönen Sonnenterrasse und den 150 Sitzplätzen treffen sich mittags alle. Die älteren Herren, die immer drinnen ihre Karten auspacken und nach ihrer Pressknödelsuppe stundenlang spielen; die Tourengeher-Mädels, die freitags draußen an ihrem Teint arbeiten und sich bei Aperol Spritz die wichtigsten Neuigkeiten austauschen; und die Familien von auswärts, die sich offenbar auch alle kennen. 

Mal eben zur Haagalm gehen

„Die einen sind schon fertig mit Skifahren und gönnen sich den ersten Kaffee danach, die anderen mit Kleinkindern und Schlitten stoßen dazu“, erzählt Martin. Viele sind Stammgäste, und alle bleiben. Denn die Pisten hat man schnell gesehen. Keine Hektik, kein Stress, die Zeit steht still. Der Blick reicht über die Täler „Langer Grund“ und „Kurzer Grund“, in die sich die Kelchsau aufspaltet, zum markanten Lodron (1925 Meter) und bis zum Schwaigberghorn (1990 Meter), hinter dem nachmittags die Sonne untergeht.

Wenn Martin schließt, öffnet Sebastian Astner auf der anderen Seite des Skigebiets die Haagalm. Nur am Wochenende und an Feiertagen hat er auch tagsüber auf. Denn seine Zielgruppe sind hauptsächlich Rodler. Die sich abends noch gern bewegen, eine gute Stunde mit Schlitten im Schlepptau nach oben wandern, bei ihm einkehren und dann zurück ins Tal sausen. Um die perfekte Präparierung kümmert sich Martin eigenhändig. „Das ist Chefsache“, sagt der gelernte Koch. Start und Ziel ist Innerpenningberg, das zu Hopfgarten gehört.

Besonders stolz ist Sebastian auch auf Sachertorte und Kaminwurzen. Beides natürlich selbstgemacht. Das Fleisch stammt aus der Landwirtschaft seiner Ehefrau Andrea und der Speck von Bruder Michael, der seine 70 Stück Vieh im Sommer rund um die Haagalm weiden lässt. Auch Obstler und Vogelbeer-Schnaps kommen aus der Familienproduktion.

„Zur Haagalm gehen“ ist in der Ferienregion Hohe Salve längst ein Synonym für Rodeln mit Genuss. Dabei hat sich alles zufällig entwickelt: Als Sebastians Eltern 1977 das Alpengasthaus eröffneten, musste die Versorgung gesichert und die Forststraße geräumt werden. Sie entpuppte sich nebenbei als perfekte Rodelstrecke. Das neue Freizeitangebot entwickelte sich zum Kult bei den Einheimischen, noch im gleichen Jahr wurde der Club der Rodler Hopfgarten gegründet. Der engagierte Verein pflegt inzwischen nebenan seine eigene vereiste Naturrodelbahn – und hatte bei der Sportrodel-WM im Februar 2020 die internationale Elite am Start.

„Unglaublich, was wir da angestoßen haben“, freut sich Sebastian. Wenn Gäste „zur Haagalm gehen“, wie es so schön heißt, sehen sie jetzt oft Athleten, die sich im Training auf neue Herausforderungen vorbereiten. Und das in der abgeschiedenen und nach dem Lockdown alles andere als überlaufenen Kelchsau.

Ferienregion Hohe Salve Die Tageskarte fürs Skigebiet Kelchsau kostet für Erwachsene 31,50 Euro, für Kinder 16 Euro. Wer erst zwischen 11 und 14 Uhr startet, zahlt noch weniger. Übrigens: Für Gäste mit dem Skipass „SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental“ ist der Ausflug bereits inkludiert. Infos: Tourismusverband Ferienregion Hohe Salve, Innsbrucker Straße 1, 6300 Wörgl, Telefon 0043 57507 7010, Internet: www.hohe-salve.com