26.04.2024

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Folge 47-21 vom 26. November 2021 / Für Sie gelesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-21 vom 26. November 2021

Für Sie gelesen

Warnung vor der „Gelben Gefahr“

„Über Stefan von Kotzes Leben ist wenig bekannt“, vermeldet die Online-Enzyklopädie Wikipedia und stellt damit einmal mehr ihre Insuffizienz beziehungsweise mangelnde Aktualität unter Beweis. Denn durch die ebenso umfang- wie materialreiche Biographie „Stefan von Kotze“ aus der Feder der beiden Historiker und Journalisten Ralf Küttelwesch und Bernhard Knapstein weiß man inzwischen doch recht viel über die verschiedenen Facetten des Lebens und Wirkens des Schriftstellers und Abenteurers, welcher am 23. August 1869 in Klein-Oschersleben in der preußischen Provinz Sachsen geboren worden war.

Aus uraltem Adel stammend

Von Kotze, zu dessen Taufpaten auch sein Großonkel Otto von Bismarck zählte, entstammte einer uralten, bereits im Jahre 1112 erstmals urkundlich erwähnten Adelsfamilie, die zahlreiche höhere Offiziere und Staatsbeamte hervorgebracht hatte. Bei Stefan von Kotze reichte es allerdings weder zum Studium noch zur angestrebten Karriere bei der Marine. Deshalb suchte er ab 1887 sein Glück im Deutschen Schutzgebiet Papua-Neuguinea und in Australien, wo ihn das Goldfieber packte. Gleichzeitig begann von Kotze ab etwa 1895 für verschiedene Zeitungen zu schreiben. Späterhin betätigte er sich zudem als Reiseschriftsteller und entwickelte dabei einen sehr eigenen sarkastisch-humoristischen Stil. Aufgrund dessen sind beispielsweise seine Ausführungen über die naiven Versuche, im steinzeitlichen Neuguinea preußische Verhältnisse einzuführen, noch heute lesenswert.

Schwarzes Schaf der Familie

Im Jahre 1901 kehrte der Autor nach Deutschland zurück, wo er nachfolgend als Redakteur bei der Berliner „Täglichen Rundschau“ tätig war. In dieser Eigenschaft unternahm von Kotze weitere Reisen nach Afrika und auf den Balkan. Desgleichen veröffentlichte er nun auch politische Essays. Der Titel eines dieser Werke von 1904, „Die gelbe Gefahr“, zählte anschließend zu den populärsten Schlagwörtern im späten wilhelminischen Kaiserreich. Im gleichen Jahr publizierte von Kotze die nachgerade visionäre Schrift „Altjungfernkoller. Randbemerkungen zur Feministik“.

Obzwar er nun durchaus als erfolgreich galt, konnte von Kotze nie verwinden, dass er in der Rolle des „Schwarzen Schafes“ der Familie gefangen blieb. Das war einer der Hauptgründe für seinen Suizid am 11. April 1909.

Küttelwesch und Knapstein ist es gelungen, zahlreiche zeitgenössische Quellen zu finden und den Lebensweg von Kotzes akribisch zu rekonstruieren, auch wenn sich nicht jedes Detail abschließend klären ließ. Darüber hinaus besticht die gelungene graphische Gestaltung des Buches.

Wolfgang Kaufmann

Ralf Küttelwesch/Bernhard Knap-stein: „Stefan von Kotze. Biographie“, Verlag Factum-Coloniae, Mittenwalde 2020, broschiert, 252 Seiten, 23,80 Euro