25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 48-21 vom 03. Dezember 2021 / Politkrimi um den Krim-Schatz / Ein niederländisches Gericht entschied im Streit zwischen Russland und der Ukraine um das Skythen-Gold

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-21 vom 03. Dezember 2021

Politkrimi um den Krim-Schatz
Ein niederländisches Gericht entschied im Streit zwischen Russland und der Ukraine um das Skythen-Gold
Bodo Bost

Ein niederländisches Gericht hat nach sechs Jahren Rechtsstreit die Rückgabe von archäologischen Schätzen der Krim an die Ukraine angeordnet. Kurz bevor Russland die Halbinsel im Jahr 2014 annektiert hatte, hatten vier Museen auf der damals noch unter ukrainischer Kontrolle stehenden Krim die Sammlung des berühmten Skythen-Goldes für eine Sonderausstellung nach Amsterdam ausgeliehen.

Ein Amsterdamer Berufungsgericht hat das Allard Pierson Museum jetzt dazu verurteilt, die „Krim-Schätze“ an den ukrainischen Staat zu übergeben. „Obwohl die Museumsstücke auf der Krim entstanden sind und in dieser Hinsicht als Teil des Erbes der Krim angesehen werden können, gehören sie zum kulturellen Erbe des ukrainischen Staates, da dieser seit 1991 als unabhängiger Staat existiert“, entschied das Gericht.

Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij begrüßte einen „lang erwarteten Sieg“. Auf Twitter erklärte der Staatschef, er sei „dankbar“ für die „gerechte Entscheidung“. „Nach dem ‚Skythen-Gold‘ werden wir die Krim zurückbekommen“, versprach er.

Die vier Krim-Museen, denen die Schätze eigentlich gehören, sind jedoch „sehr traurig“, so der sie vertretende Rechtsanwalt Rob Meijer. Diese Schätze „gehörten nie zu den Museen in Kiew“ und „müssen auf die Krim zurückgebracht werden“, meinte er. Die russischen Senatoren Wladimir Dschabarow und Andrej Klischas bedauerten das Urteil ebenfalls und warnten, dass Russland diese „voreingenommene Entscheidung“ nicht „unbeantwortet“ lassen werde. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow lehnte es jedoch ab, sich offiziell zu dem Urteil zu äußern, obwohl er im September betont hatte, dass die russischen Behörden „es natürlich begrüßen würden, wenn die Sammlung in ihre Heimat zurückkehrte“.

Im November 2014 hatten vier Krim-Museen eine gemeinsame Klage eingereicht, um das nach dem niederländischen Theologen und Kunsthistoriker Allard Pierson benannte archäologische Museum der Universität Amsterdam zur Rückgabe der Werke an sie zu zwingen. Die Sammlung war für die Ausstellung „Krim: Gold und Geheimnisse des Schwarzen Meeres“ nach international üblichen Verträgen ausgeliehen worden. Bereits im Jahr 2016 hatte ein niederländisches Gericht entschieden, dass diese archäologischen Schätze an die Ukraine zurückgegeben werden sollten, mit der Begründung, dass die Krim nicht als autonomer Staat betrachtet werde.

Museen „in der Zwickmühle“

Die Krim-Museen hatten gegen das Urteil Berufung eingelegt und argumentiert, das Gold gehöre der Region. Im Jahr 2019 hatte das Amsterdamer Berufungsgericht betont, dass es mehr Zeit für seine Entscheidung benötige. In der Zwischenzeit waren die Schätze vom Allard Pierson Museum an einem „sicheren Ort“ aufbewahrt worden. Die reichhaltige Sammlung von Artefakten aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr. bis zum frühen Mittelalter wurde dem Museum weniger als einen Monat vor der Besetzung der Krim durch Russland zur Verfügung gestellt.

Hin- und hergerissen zwischen der Ukraine und der Krim, die beide die Rückgabe der Objekte forderten, habe sich das Allard-Pierson-Museum „in einer Zwickmühle“ befunden, urteilte das niederländische Gericht 2016. Die Entscheidung hatte Moskau verärgert und den damaligen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko erfreut. Ihm zufolge bedeutete die Entscheidung, dass „nicht nur das skythische Gold ukrainisch ist, sondern auch die Krim ukrainisch ist“.

Es war daher Sache des Amsterdamer Appellationsgerichts, darüber zu entscheiden. Da der Fall offenbar weder unter niederländisches oder europäisches Recht fällt noch mit dem Welterbe im Sinne der UNESCO in Zusammenhang stehe, geht es nun darum, „zu entscheiden, wer die stärkeren Rechte hat“, so das Gericht. Andrej Malgin, Direktor des Tavrida-Museums in Simferopol, eine der vier Krim-Institutionen, welche die Klage angestrengt hatten, beschuldigte das niederländische Gericht, den Fall in die Länge zu ziehen. 

„Wir bergen nicht nur Museumsstücke“, sondern auch „Relikte unserer tausendjährigen Geschichte“, kommentierte dagegen der Leiter der ukrainischen Diplomatie, Dmytro Kuleba, in einem Video. Der Prozess sei für Russland eine schwere Niederlage.