25.04.2024

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Folge 48-21 vom 03. Dezember 2021 / Laudatio zum Abschied / Mit viel Liebe zur ostpreußischen Heimat / 20 Jahre lang vermittelte Gudrun Breuer bei den Werkwochen der Landsmannschaft Ostpreußen traditionelle Handarbeitstechniken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-21 vom 03. Dezember 2021

Laudatio zum Abschied
Mit viel Liebe zur ostpreußischen Heimat
20 Jahre lang vermittelte Gudrun Breuer bei den Werkwochen der Landsmannschaft Ostpreußen traditionelle Handarbeitstechniken
Marianne Kopp

Liebe Gudrun, neben Dir bin ich die dienstälteste Werk-Lehrerin der Werkwoche, und so möchte ich das Wort ergreifen. 

An die 20 Jahre bist Du nun schon dabei, und zwar in einer Qualität, die für uns andere wohl unerreichbar ist: Du beherrscht nämlich fast alle Handarbeitstechniken, die bei der Werkwoche vermittelt werden – Deine Samland-Tracht hast Du Dir selbst genäht, Schürze und Bluse mit der allerfeinsten Hohlsaumstickerei versehen, hast genau passende Jostenbänder dazu gewebt, hast eine bildschöne Kollerbluse aus dichtgewebtem Leinen mit Weißstickerei gefertigt, und im Stricken kennen wir von Dir eine unermessliche Vielzahl der schönsten Meisterwerke. 

So hast Du viele Jahre lang die stets besonders große Werkgruppe der Strickerinnen geleitet, und zwar in allen Disziplinen. Ob Doppelstricken von Topflappen, Schals oder Westen und Jacken, ob Musterstricken, knifflige Fingerhandschuhe mit allerdünnster Wolle. Außerdem hast Du noch die Kreuzstickerinnen mit betreut und darauf geachtet, dass die Rückseite des Werkstückes genauso gleichmäßig aussieht wie die Vorderseite, und sogar eine Weißstickerin hast Du aufgenommen, als keine eigene Gruppe dafür angeboten wurde. Wie hast Du diese Vielzahl an Aufgaben nur bewältigt? 

Ich selbst konnte zwar nie als lernende Teilnehmerin in Deine Gruppe kommen, aber wie ich von anderen hörte und nur am Rande selbst miterlebte, hast Du mit wahrer Engelsgeduld Dein hohes Können vermittelt, bei Fehlern beraten und geholfen und tatkräftig dazu beigetragen, dass jede ein schönes selbstgefertigtes Werkstück mit nach Hause nehmen konnte. 

Jahr für Jahr bist Du mit dem Auto über viele hundert Kilometer angereist, mit einer großen Fülle von Anleitungen, Wolle und Werkzeug, damit für alle Projekte auch schwer zu beschaffende Dinge verfügbar waren. 

Viele Male bist Du nach Allenstein zur Werkwoche gefahren und hast dort Dein Können vermittelt. Und auch beim Herbstmarkt in Ellingen, im Kulturzentrum Ostpreußen, hast Du für die Werkwoche geworben, Ostpreußen vertreten und eigene wunderschöne und vorbildlich traditionsreiche Handarbeiten verkauft, die Du in langen Tagen zu Hause gestrickt hast – natürlich ohne den wahren Lohn für Deine mühevolle Arbeit erhalten zu können. 

Bei unserer Werkwoche hier hast Du darüber hinaus auch einmal als Leiterin fungiert – mit so viel Herzenswärme und liebevoller aufwendiger Vorbereitung. Vielleicht hast Du es selbst gespürt, wie sehr Du uns alle damit berührt hast. In all Deinem Tun spüren wir Deine große Liebe zu Deiner ostpreußischen Heimat, Dein großes Anliegen, die überlieferten Traditionen zu pflegen und weiterzutragen. Nie hast Du Dank dafür verlangt – nur dass alles weitergeht und dass andere die Fackel weiterreichen wie beim Staffellauf. Ein „Multiplikator“ für Ostpreußen bist Du seit vielen, vielen Jahren – und hast Dich stets bemüht, andere zur Nachahmung anzuregen, damit jeder das Seine tut, die Traditionen weiter zu pflegen. 

Es ist ja unser aller Anliegen, dass die Handarbeiten, die wir hier bei der Werkwoche erlernen und anfertigen, bald nicht nur noch in Museen zu bestaunen sind, sondern lebendige Tradition bleiben.

Als Du am Ende der letzten Werkwoche Deinen Abschied verkündetest, was Du nur mit Deinen zunehmenden Jahren begründetest, war das ein Schock für alle Anwesenden. Denn Du bist ein Herzstück der Werkwoche, so tätig und engagiert wie sonst niemand hier. Du hast die Latte hoch gehängt für jemanden, der Dir nachfolgen könnte. Und doch hast Du Dir Gedanken darum gemacht, wer die Techniken weiter vermitteln könnte und sollte – denn es soll doch weitergehen. Darum bist Du dieses Jahr doch noch einmal hergekommen, um die Strickerinnen anzuleiten. 

Im Namen aller Teilnehmerinnen danke ich Dir dafür von ganzem Herzen – und nachdem letztes Jahr Betroffenheit und Fassungslosigkeit uns stumm machten, habe ich in diesem Jahr doch wenigstens die Gelegenheit, Deine großen Verdienste zu würdigen, für Deine unermüdliche tätige Liebe für die Werkwochen meinen bescheidenen Dank zu sagen.