25.04.2024

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Folge 48-21 vom 03. Dezember 2021 / Geschichte / Pommern im Strom der Zeit / Verschiedene Bezeichnungen im vergangenen Jahrtausend und ein kurzer geschichtlicher Abriss

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-21 vom 03. Dezember 2021

Geschichte
Pommern im Strom der Zeit
Verschiedene Bezeichnungen im vergangenen Jahrtausend und ein kurzer geschichtlicher Abriss
Manfred Weinhold

Pommern der Neuzeit ist, von der polnischen Administration abgesehen, heute die preußische Provinz Pommern, wie sie bis zum Zweiten Weltkrieg bestand. Vor- und Hinterpommern von der Recknitz im Westen bis an den Zarnowitzer See im Osten und von der Ostsee im Norden bis an die Grenze zur Provinz Brandenburg im Süden.

Der Begriff „Pommern“ war zunächst nicht genau festgelegt. Mitte des 11. Jahrhunderts wurde „Pommern“ erstmals erwähnt. Abgeleitet wird Pommern von den Pomoranen, deren Siedlungsgebiet sich von der Oder bis an die Weichsel erstreckte. Der „Slawentheorie“ zufolge wanderten um das Jahr 600 Slawen ein, die das Land Pomorie (Küstenland) nannten, po morzu (am Meer). Noch um das Jahr 1000 umfasste „Pomorie“ das Land zwischen Ostsee, Oder, Weichsel und Warthe/Netze. 

Übergang an das Heilige Reich

1170 schlossen sich die pommerschen Fürsten dem Heiligen Römischen Reich an, und mit der Belehnung Pommerns an Bogislav I. durch Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) entstand 1181 eine rechtliche Verbindung. Aber bereits vier Jahre später geriet Pommern unter dänische Lehnsherrschaft, die erst mit der geschichtsträchtigen Schlacht von Bornhöved 1227 endete. 

Bereits 1181, als Pommern in den Reichsverband eintrat, war Pommern nicht mehr das Gebiet von der Oder bis zur Weichsel, so wie es um das Jahr 1000 bestand. Zu Pommern gehörten zu der Zeit auch die Uckermark und das Land Stargard, das spätere Herzogtum Mecklenburg-Strelitz, jedoch nicht der westliche Teil mit Rügen. Im Osten reichte das Herzogtum Pommern nur bis an den Gollenberg und schloss die Länder Schlawe und Stolp aus. 

Zur Unterscheidung von dem angrenzenden Herzogtum Pommern, das auch Ostpommern genannt wurde, hieß das westliche Pommern, also unser Pommern, Westpommern oder Herzogtum Slawien. Ostpommern umfasste die Länder Schlawe, Stolp und Pommerellen. Pommerellen ist die Verkleinerungsform von Pommern. Mit dem Aussterben der Ratiboriden, einer Nebenlinie des Greifengeschlechts, fielen 1227 die Länder Schlawe und Stolp mit Rügenwalde an Pommerellen und kamen 1317 an das Herzogtum Pommern (Westpommern). Schlawe endgültig 1347.

Im 16. Jahrhundert hatten sich die Bezeichnungen Vor- und Hinterpommern durchgesetzt. Besonders wurden die Begriffe Hinterpommern und Ost-Pomerania für die nach dem Dreißigjährigen Krieg 1648 an Brandenburg gelangten Gebiete verwandt.

Vorpommern

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Namen Ost- und Westpommern gebräuchlich, Ostpommern für den Regierungsbezirk Köslin und Westpommern für die Regierungsbezirke Stettin und Stralsund. Nachdem 1335 die rügenschen Fürsten ausgestorben waren, fiel das Fürstentum Rügen mit der Insel Rügen und dem Rügenschen Festland (Barth, Stralsund, Grimmen) an das Herzogtum Pommern-Wolgast. Das Herzogtum Pommern erlebte mehrfach Teilungen, aus denen die Herzogtümer Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin als wichtigste hervorgingen.

Heute bildet im deutschen Geschichtsverständnis die Oder zwischen Vor- und Hinterpommern die Grenze, jedoch wird vielfach Vorpommern falsch mit dem pommerschen Anteil des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern gleichgesetzt. Bis ins 19. Jahrhundert wurde Vorpommern auch als Vorderpommern bezeichnet. An Schweden gelangte 1648 das westliche Pommern mit den Städten Cammin, Gollnow, Greifenhagen und Bahn über die Oder hinausgreifend. Es wurde Schwedisch-Pommern beziehungsweise West-Pomerania genannt im Gegensatz zum brandenburgischen Ost-Pomerania.

Pommern und Schweden

Mit dem Frieden von Stockholm 1720, der den Krieg zwischen Schweden und Preußen beendete, musste Schweden Vorpommern südlich der Peene sowie die Inseln Usedom und Wollin an Preußen abtreten. Hierfür bürgerten sich die Bezeichnungen Alt-Vorpommern und Preußisch-Vorpommern ein, für den bei Schweden verbliebenen Teil, der erst 1815 mit dem Wiener Kongress zu Preußen kam, Neu-Vorpommern und Schwedisch-Vorpommern.

Neu-Vorpommern hatte innerhalb Preußens bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine Sonderstellung inne. Neu-Vorpommern oder auch Neu-Vorpommern und Rügen, um Rügen hervorzuheben, war deckungsgleich mit dem 1932 aufgelösten Regierungsbezirk Stralsund.

Schwedisch-Pommern war nicht dem schwedischen Staat eingegliedert, sondern ein Reichslehen, in dem der schwedische König in Personalunion der Herzog von Pommern war. Kurz vor Auflösung des Heiligen Römischen Reiches 1806 schied Schwedisch-Pommern aus dem Reichsverband aus. 

Auch Polen hat für Pommern östlich der Oder verschiedene Bezeichnungen, die aber nicht mit den deutschen gleich sind. 1999 entstanden die 16 heutigen Woiwodschaften, die in ihrem Umfang größtenteils geschichtliche Gebiete umfassen. Davon entfallen allein drei mit „Zachodnia-Pomorskie“ (Westpommern), Pomorskie (Pommern) und Kujawsko-Pomorskie (Kujawnien-Pommern) auf Pommern. „Westpommern“ umfasst alle Gebiete der westlichen Hälfte Pommerns, wie es um das Jahr 1000 bestand. „Pommern“ ist überwiegend Pommerellen ohne den südlichen Teil, der zur Woiwodschaft „Pommern-Kujawnien“ gehört.

Unterschiedlicher Geschichtsverlauf

Nicht nur Schlawe und Stolp zeigen einen anderen Geschichtsverlauf als das übrige Pommern, sondern auch die Länder Bütow und Lauenburg. Lauenburg gehörte ursprünglich zum Herzogtum Pommerellen, das Land Bütow hingen zum Herzogtum Schlawe-Stolp. 

Mit dem Vertag von Soldin 1309 fiel Lauenburg mit Pommerellen an den Deutschen Orden. Das Land Bütow folgte 20 Jahre später, 1329, nach kurzfristiger Zugehörigkeit zu Pommern von 1317 bis 1321. Als pommerellischer Ordensbesitz wurden Bütow und Lauenburg mit dem Zweiten Thorner Frieden 1466 vom Ordensstaat (Nachfolger der Samboriden im Herzogtum Pommerellen) getrennt und gelangten an das Herzogtum Pommern. 

Mit dem Aussterben des Greifengeschlechts 1637 fielen beide Länder an Polen, aber nach 20 Jahren mit dem Vertrag von Bromberg 1657 mit einer Sonderstellung an Pommern zurück. Bevor Bütow und Lauenburg endgültig zu Pommern kamen, gehörten sie ab 1773 für vier Jahre wieder zum alten Ordensgebiet, zur neuen Provinz Westpreußen.