28.03.2024

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Folge 48-21 vom 03. Dezember 2021 / Hinterpommern / Die Tauben von Stargard / Einst waren die Stargarder Zitterhälse, ursprünglich Schwanenhals-Tauben genannt, populär in Pommern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-21 vom 03. Dezember 2021

Hinterpommern
Die Tauben von Stargard
Einst waren die Stargarder Zitterhälse, ursprünglich Schwanenhals-Tauben genannt, populär in Pommern
K.H. Engel

Gehen wir Taubenfüttern auf dem Markt, das sagen sich in Stargard bei Stettin an den Wochenenden gern Taubenfreunde. Mit einer großen Tüte Keksbruch postieren sie sich zwischen Rathaus und Marienkirche, und schon brausen die Vögel schwarmweise herbei. Kopfüber stürzen sie sich auf die Krumen. Tauben zu halten, auch dem Brieftaubensport zu frönen, ist in Polen sehr populär. 

Wie in anderen Städten auch, handelt es sich bei den Stargarder Gurrvögeln vielfach um verwilderte Straßentauben, die der Geborgenheit des Schlagdaseins überdrüssig waren und die Freiheit des Vagabundenlebens wählten. Vater und Sohn werden, wie das Bild zeigt, von ihnen regelrecht bedrängt, häufiger und tiefer in die Kekstüte zu greifen. Passiert das nicht fix genug, tun sie es sogar selbst oder fressen ihren Gabenbringern aus der Hand, was denen durchaus Vergnügen bereitet. Stargarder Zitterhälse, eine bereits im 18. Jahrhundert in der Stadt gezüchtete und in Pommern einst sehr verbreitete Rasse, waren in dem Schwarm aber nicht vertreten. In Deutschland sind Zitterhälse, die durch ihre langen, graziös gebogenen „Schwanenhälse“ auffallen, aber noch immer auf Ausstellungen zu sehen. An den aufwendig restaurierten historischen Bauwerken der Stadt am Ihna-Flüsschen dürften die Tauben jedoch eher ungern gesehen sein, weil ihre Verdauungshinterlassenschaften die Bausubstanz beschädigen können.

Info Wie bei vielen Taubenrassen ist auch beim Stargarder Zitterhals nicht klar belegt, wann und wie sie entstanden sind. Zirka um 1750 trat der Stargarder vermehrt in Pommern um die Stadt Stargard als Flugtaube in Erscheinung und hat daher ihren ersten Teil des Namens. Rasse­typisch wird das Schlagen oder auch Zittern genannt, welche den Rassenamen der Tauben abrundet. Derzeit kommt der Stargarder in zwölf Farbschlägen vor (Farbe auf dem Foto: Rot) und wird auch als kappige und/oder belatschte Strukturvariante gezüchtet. Rassetypisch ist die waagrechte Haltung, die beim Schlagen nicht verändert werden darf. Die Zucht des Stargarders stellt für den Züchter keine allzu große Herausforderung dar, da die Brut und Aufzucht der Jungtiere mit einer fast beispiellosen Zuverlässigkeit und Sorgfalt durch das Taubenpaar erfolgt.www.sv-stargarder.de