28.03.2024

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Folge 49-21 vom 10. Dezember 2021 / Ausstellung / Beim Malen kam man sich näher / Münchener Lenbachhaus zeigt Wassily Kandinsky und Gabriele Münter als Künstler-Liebespaar

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-21 vom 10. Dezember 2021

Ausstellung
Beim Malen kam man sich näher
Münchener Lenbachhaus zeigt Wassily Kandinsky und Gabriele Münter als Künstler-Liebespaar
Veit-Mario Thiede

Im Sommer 1902 kamen sich Wassily Kandinsky und seine Schülerin Gabriele Münter beim Malaufenthalt im oberbayerischen Kochel am See näher. Daraus resultierte eine problematische Beziehung. Denn Kandinsky war verheiratet. Das hielt ihn nicht davon ab, sich 1903 heimlich mit „Ella“, wie er Münter nannte, zu verloben. Er schrieb an sie: „Dieser vorlegitime Zustand lässt sich auf Reisen am wenigsten spüren.“ 

Ihre mit langen Aufenthalten in Holland, Tunis und Paris verbundene enge künstlerische und persönliche Beziehung der Jahre 1902 bis 1908 steht im Blickpunkt der sehenswerten Schau „Unterwegs mit Kandinsky und Münter“ des Münchener Lenbachhauses. Sie präsentiert zahlreiche Ölskizzen des Künstlerpaares sowie hauptsächlich von Münter (1877–1962), aber auch von Kandinsky (1866–1944) aufgenommene Fotografien.

Den Sommer 1903 verbrachten Kandinsky und Münter in Kallmünz bei Regensburg. Sein Gemälde „Gabriele Münter beim Malen II“ (1903) betont die Ernsthaftigkeit ihrer künstlerischen Ambitionen: Sie steht im Malkittel vor der Staffelei. Münters Antwort trägt den Bildtitel „Kandinsky beim Landschaftsmalen“ (1903) und weist eine komische Note auf. Eine Ölskizze auf den Knien, sitzt Kandinsky auf einem Berg. Er war fest davon überzeugt, dass er der Kunstwelt großartige Neuerungen bescheren werde. An Münter schrieb er 1905: „Es hängt sehr viel von dir ab. Du allein kannst nicht alles, aber nur durch dich kann ich zu wirklich Großem kommen.“ Zu Großem kam er, nachdem er sich ab 1910 zum Pionier der abstrakten Malerei aufgeschwungen hatte.

Ausstellungskuratorin Sarah Louisa Henn urteilt: „Die gemeinsamen Reisejahre sind nicht als kurze, irrelevante Zwischenstation vor der großen Zeit des Blauen Reiters zu sehen, sondern als Zeit des Studiums und der Sensibilisierung.“ Unter dem Etikett „Der Blaue Reiter“ firmieren von Kandinsky und Franz Marc initiierte Aktivitäten, die sie mit anderen Künstlern von 1911 an verwirklichten: Ausstellungen, einen Almanach und Bibelillustrationen. 

Die aktuelle Schau stimmt auf das nächstes Jahr von der „MuSeenLandschaft Expressionismus in Oberbayern“ veranstaltete Ausstellungsprojekt „Avantgarde in Farbe“ ein. An dem beteiligen sich neben dem Lenbachhaus das Franz-Marc-Museum in Kochel, das Schlossmuseum Murnau, das Buchheim-Museum in Bernried und das Museum Penzberg. 

Unterwegs mit Kandinsky und Münter Bis 30. Januar im Lenbachhaus, Luisenstraße 33, München. Für den Eintritt gilt die Regel 2G+. www.lenbachhaus.de. Infos über „Avantgarde in Farbe“: www.museenlandschaft-expressionismus.de