28.03.2024

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Folge 49-21 vom 10. Dezember 2021 / Woiwodschaft Ermland und Masuren / Allenstein feiert den 103. Jahrestag der Unabhängigkeit Polens / Nach Corona-Pause im vergangenen Jahr herrschte nun auf dem Platz der Solidarität ein reges Treiben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-21 vom 10. Dezember 2021

Woiwodschaft Ermland und Masuren
Allenstein feiert den 103. Jahrestag der Unabhängigkeit Polens
Nach Corona-Pause im vergangenen Jahr herrschte nun auf dem Platz der Solidarität ein reges Treiben
Dawid Kazański

Am 11. November findet in der Republik Polen der Unabhängigkeitstag mit Demonstrationszügen und verschiedenen Veranstaltungen statt. Da Massenveranstaltungen im Vorjahr wegen der Corona-Auflagen nicht stattfinden durften, freuten sich die Bürger Allensteins umso mehr, dass das 103. Jubiläum der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens 1918. 

An den Feierlichkeiten nehmen keine rechtsradikalen Gruppierungen teil, die wie in der Hauptstadt faschistische Sprüche skandieren oder Transparente mit rassistischen Slogans tragen. Noch nie kam es im südlichen Ostpreußen zu schockierenden Zwischenfällen wie in der Stadt Kalisch, wo Antisemiten auf dem Stadtmarkt auftraten und den Text des Statuts von Kalisch verbrannten, ein Toleranzprivileg für Juden, das im 13. Jahrhundert von Herzog Bolesław dem Frommen erlassen worden war. 

Schätzungen zufolge nahmen mehrere tausend Einwohner der Regionshauptstadt an der Feier teil. Sie begann mit einer heiligen Messe in der Jakobskathedrale in Allenstein, der Erzbischof Józef Górzyński, Metropolitanerzbischof von Ermland, vorstand. Von dort aus marschierten die Teilnehmer, begleitet von Ehrenkompanien, zum Platz der Solidarität (Plac Solidarności). Durch die Straßen zogen Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Viele hielten in ihren Händen weiß-rote Fahnen. Einige ließen sich mit Nationalfarben ihre Gesichter bemalen. Den Festzug eröffneten die aus unterschiedlichen Militäreinheiten bestehenden Soldatenkolonnen, daraufhin folgten Ehrenformationen der Feuerwehr, der Polizei, des Zolls und der Pfadfinder. Dem Menschenzug folgte eine Eskorte von Oldtimern. 

Auf dem Platz der Solidarität in der Kleebergerstraße begann die wichtigste Zeremonie. Am Denkmal für die Freiheit der Heimat wurden weiß-rote Blumenkränze niedergelegt. Traditionelle Bestandteile der Jubiläumsfeier sind das Abspielen der Nationalhymne, das Hissen der Flagge am Mast sowie eine Ehrensalve, nach der die Offiziellen ihre Reden hielten. 

Der Woiwode Artur Chojecki ergriff das Wort als Erster und bezog sich auf die Bedeutung des Begriffs Patriotismus sowie auf die gespannte Situation an der polnisch-weißrussischen Grenze: „Patriotismus bedeutet nicht nur, Blut zu vergießen und sein Leben für die Verteidigung seines Heimatlandes zu geben. Wenn wir jedoch einen Blick in die Vergangenheit unseres Landes werfen, können wir feststellen, dass dies oft der Fall war. (...) Die letzten anderthalb Jahre waren ein Kampf gegen die Pandemie. Um den Auswirkungen von COVID-19 entgegenzuwirken, müssen wir alle eine ehrliche Staatsbürgerschaft und echten Patriotismus an den Tag legen, denn unsere Sorge gilt der Sicherheit der Polen. Der Schutz der Grenzen ist auch ein Indikator für die Sicherheit des Staates und der Nation. Wir alle wissen, was an der Ostgrenze Polens geschieht, die auch die Grenze der Europäischen Union und der NATO ist. Diese dramatischen Ereignisse zeigen, wie sich das Bild der modernen Welt verändert und dass die polnische Souveränität vor unseren Augen bedroht wird.“ Der stellvertretende Marschall der Woiwodschaft Ermland-Masuren, Marcin Kuchciński, betonte den Wert der Einheit. 

Stadtpräsident Piotr Grzymowicz verwies hingegen in seinen Worten auf die berüchtigten Vorfälle der vergangenen Jahre in Warschau während der Feierlichkeiten zum 11. November: „Das kollektive Erinnern an die Ereignisse vor über hundert Jahren sollte uns zum Nachdenken anregen: Wo stehen wir heute als Land (... ). Ich bin froh, dass wir zumindest in Allenstein zeigen können, dass man an diesem Tag eine Sprache sprechen und danach suchen kann, was uns verbindet (...)” 

Ein wesentlicher Bestandteil der Feier auf dem Platz der Solidarität war die Präsentation von Militärausrüstung. Den größten Eindruck auf die Kinder machten ein Transportpanzer sowie ein Panzerwagen, auf die sie kletterten, um ins Innere der Militärfahrzeuge zu steigen. Auch Einsatzkräfte wie Polizei, Grenzschutz, Feuerwehr oder Straßenverkehrskontrolle zeigten ihre Fahrzeuge und Ausrüstung.