28.03.2024

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Folge 50-21 vom 17. Dezember 2021 / Fernsehen / Eine fast vermasselte Tour / Das ZDF serviert zu Weihnachten eine Neuauflage von Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-21 vom 17. Dezember 2021

Fernsehen
Eine fast vermasselte Tour
Das ZDF serviert zu Weihnachten eine Neuauflage von Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“
Anne Martin

So eintönig wie das immer gleiche Menü mit brauner Soße im Londoner Reformclub, so verläuft auch das Leben des Müßiggängers und Kartenspielers Phileas Fogg. Seine große Liebe ist passé. „Coward“, Feigling, steht auf dem letzten Abschiedsgruß der Freundin. Sein Leben: ein langer, ruhiger Fluss. Aber dann plötzlich die Wende in Form einer Wette gegen den Schulfreund: Ob er es wohl schafft, in 80 Tagen um die Welt zu reisen? Einmal nicht Feigling sein, sondern Abenteurer? 

1872 schrieb Jules Verne seine Geschichte um den schüchternen Engländer, der sich auf eine abenteuerliche Reise begibt und unterwegs ein anderer wird. Mehrfach wurde der Roman verfilmt, nun präsentiert das ZDF in Kooperation mit europäischen Partnern eine moderne Version, die gendergerecht um die erfundene Rolle einer jungen Journalistin ergänzt ist. In acht Folgen, gesendet am 21. (eins bis vier), 22. (fünf bis sieben) und 23. Dezember, begeben sich der steife Gentleman (David Tennant), sein – quotenbedingt – farbiger Diener Passepartout (Ibrahim Koma) und die Tochter des Chefredakteurs des „Daily Telegraph“, Abigail „Fix“ Fortescue (Leonie Benesch als einzige deutsche Darstellerin) auf den Weg. 

Und siehe da: Unterwegs wachsen alle über sich selbst hinaus. Fogg rettet einem schwer verletzten Kind das Leben, indem er einen Zug über eine marode Brücke steuert. Passepartout widersteht den Einflüsterungen eines Spions, der ihn zur Sabotage der Tour verleiten will. Stattdessen steigt er in Indien ins Schlafgemach des Gouverneurs ein und raubt dessen schlafender Gattin ein Amulett, um es zu Geld zu machen, was für die Weiterreise dringend benötigt wird. In der jemenitischen Wüste wiederum kommt es zu einem beeindruckenden Akt von Frauenpower: Die aus schierer männlicher Fürsorge zurückgelassene Fix engagiert eine wüstenerprobte Engländerin, um ihre verschollenen Freunde zu suchen. In letzter Sekunde werden diese vor dem Verdursten gerettet. 

Das Ende ist bekannt: Das Trio erreicht London wenige Minuten zu spät, um dann festzustellen, dass sie bei ihrer Tour gen Osten dank der Datumsgrenze einen Tag gewonnen haben. Wette doch noch gewonnen! Viel mehr noch als eine Wette, haben sie aber an Erfahrungen und persönlichem Profil hinzugewonnen. So darf die ehrgeizige „Fix“ ihren Bericht endlich unter ihrem eigenen Namen veröffentlichen, nicht unter männlichem Pseudonym, wie seinerzeit üblich. 

In schwelgenden Bildern, ausgestattet mit vielen liebevollen Details wird diese in Rumänien und Südafrika gedrehte Weltreise per Ballon, Zug, Schiff und Kamelrücken zum puren Sehvergnügen. Das Ergebnis ist ein praller Bilderbogen, der voll ist mit süßen Zutaten für einen Plumpudding zur Weihnachtszeit.