26.04.2024

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Folge 51-21 vom 24. Dezember 2021 / Corona / 19 Fachleute statt nur Christian Drosten / Am vorvergangenen Dienstag tagte er zum ersten Mal: Ein Blick auf den Expertenrat der Ampel-Regierung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-21 vom 24. Dezember 2021

Corona
19 Fachleute statt nur Christian Drosten
Am vorvergangenen Dienstag tagte er zum ersten Mal: Ein Blick auf den Expertenrat der Ampel-Regierung
Peter Entinger

Als sich die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel zu immer härteren Corona-Maßnahmen entschloss, wurde schnell der Vorwurf laut, sie sei den Ratschlägen von Betonköpfen aufgesessen. „Die Kanzlerin lässt sich von immer denselben Leuten beraten. Es ist ein Schmoren im eigenen Saft“, ätzte FDP-Vize Wolfgang Kubicki im vergangenen Frühjahr. 

Merkels Nachfolger Olaf Scholz will dieser Kritik entgehen. Vorletzten Dienstag tagte erstmals der 19-köpfige Expertenrat, der die Bundesregierung in Sachen Pandemie-Bekämpfung beraten soll. Der Expertenrat soll aber keine politischen Entscheidungen treffen. „Die Politik machen wir“ und „Der Expertenrat berät“, sagte der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Der SPD-Mann erklärte jedoch, dass er die wissenschaftliche Expertise sehr viel stärker in seine Arbeit integrieren wolle als bislang üblich. 

Moderate Stimmen sind vorhanden

Unter Merkel war der Berliner Charité-Forscher Christian Drosten quasi Chef-Virologe der Regierung. Mit Hendrik Streeck, Leiter des Virologischen Instituts der Universität Bonn, lieferte sich Drosten medial teilweise erbitterte Auseinandersetzungen. Streeck gilt als FDP-Mann. Es heißt, Christian Lindner habe massiv darauf gedrängt, dass Streeck dem neuen Gremium angehören wird. Neben Streeck gibt es noch weitere moderate Stimmen, wie den Kindermediziner Reinhard Berner, der es nicht für erforderlich hält, jede Infektion in der Schule unterbinden zu wollen. 

Denn auch wenn Scholz und Lauterbauch um den Eindruck bemüht sind, in ihrem Expertenrat seien alle Strömungen vertreten, so geben die Lockdown-Befürworter doch den Ton an. Neben Drosten sind dies vor allem Melanie Brinkmann, Virologin am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, und Viola Priesemann, Physikerin am Max-Planck-Institut, die vor einigen Monaten noch zu den Wortführern der „No Covid“-Strategie gehörte, die flächendeckend Knallhart-Maßnahmen forderte, bis die bundesweite Inzidenz unter zehn liegt. „Es hat klare Vorteile, wenn man das Virus komplett los ist. Man sollte in den kommenden Wochen noch einmal darüber nachdenken, ob das nicht eine Möglichkeit wäre“, sagte Priesemann damals. 

Lockdown-Befürworter dominieren

Auch Brinkmann versieht ihre Beiträge im Kurznachrichtendienst Twitter häufig mit den Zusätzen #nocovid und #niedriginzidenz. In einem Interview malte sie die Aussichten für das kommende Jahr in den düstersten Farben. Die Pandemie werde uns auch 2022 noch beschäftigen, denn das Impfen gehe nicht schnell genug voran. Auch Christian Karagiannidis, Leiter des DIVI-Registers, das die Intensivbetten in deutschen Krankenhäusern verzeichnet, und Lothar Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Institutes, zählen zu jenen, die lieber heute als morgen wieder einen Lockdown hätten. 

Die Berufung des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, gilt als Signal, dass auch langfristige Folgen von Lockdowns berücksichtigt werden sollen. Dafür spricht auch die Tatsache, dass mit dem Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim, Stefan Sternberg, eine Stimme der Kommunen mit am Tisch sitzt.