11.05.2024

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Folge 51-21 vom 24. Dezember 2021 / Omikron / Ansteckender, aber deutlich harmloser / Südafrikas Erfahrungen mit der dort entdeckten Coronavirus-Variante B.1.1.529

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-21 vom 24. Dezember 2021

Omikron
Ansteckender, aber deutlich harmloser
Südafrikas Erfahrungen mit der dort entdeckten Coronavirus-Variante B.1.1.529
Wolfgang Kaufmann

Mittlerweile gibt es einige tausend Abkömmlinge der SARS-CoV-2-Wildtypen Wuhan/WH04/2020 und Wuhan-Hu-1. Dazu zählen auch die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „besorgniserregend“ eingestuften Virus-Varianten Alpha (B.1.1.7), Beta (B.1.351), Gamma (B.1.1.28), Delta (B.1.617.2), Epsilon (B.1.429), Eta (B.1.525) und Omikron (B.1.1.529). Letztere Unterart des Corona-Erregers wurde am 19. November in Südafrika entdeckt. 

Bereits sieben Tage später setzte die WHO Omikron auf ihre Gefährder-Liste. Damit trug sie dem Umstand Rechnung, dass die Variante unglaubliche 60 Mutationen aufweist, was Virologen sofort eine drastische Reduzierung des Immunschutzes nach Impfungen oder durchgemachten Infektionen mit anderen SARS-CoV-2-Formen befürchteten ließ.

Trotz der umgehend verfügten zusätzlichen Reisebeschränkungen breitete sich die Omikron-Variante sehr schnell aus: Bis Mitte Dezember wurden bereits über 8800 Fälle aus 75 Staaten gemeldet, darunter auch viele Infektionen bei Genesenen. Auch stellte sich heraus, dass die bislang verabreichten Impfungen gegen Covid-19 tatsächlich deutlich weniger Wirksamkeit entfalten, wenn es um Omikron geht. 

Das musste auch der neue Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eingestehen, nachdem er am 1. Dezember noch von einer 90-prozentigen Schutzwirkung des Pfizer-BioNTech-Vakzins ausgegangen war. Dennoch wirbt er weiter für die „Grundimmunisierung“ beziehungsweise das „Boostern“ mit den vorhandenen Impfstoffen und prophezeit den Ungeimpften, Omikron werde sie „aber wirklich ganz hart“ treffen.

Dabei zeigen die Erfahrungen aus Südafrika, wo der Anteil der Omikron-Fälle am Infektionsgeschehen im Lande inzwischen bei rund 80 Prozent liegt, dass die Omikron-Variante zwar ansteckender, jedoch deutlich harmloser ist als andere SARS-CoV-2-Formen. So berichtete Angélique Coetzee, die Vorsitzende des südafrikanischen Ärzteverbands SAMA: „Egal, ob die Patienten jung oder alt waren, egal, ob geimpft oder ungeimpft, egal, ob mit oder ohne Vorerkrankungen, wir sehen milde Verläufe, ohne die Notwendigkeit, die Patienten zu hospitalisieren.“ 

„Wir sehen milde Verläufe“

Das ist zwar etwas untertrieben, aber die Fakten sprechen für sich: Obwohl die meisten mit der Omikron-Variante infizierten Patienten nicht geimpft sind, entwickeln sie nur relativ milde Symptome wie Muskelschmerzen, Kopf- und Halsschmerzen sowie Müdigkeit. Deshalb ist die Auslastung der Intensivstationen in Südafrika zurzeit auch deutlich geringer als während der vorhergehenden drei Pandemie-Wellen.

Aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang die detaillierten Zahlen aus dem Steve Biko Academic and Tshwane District Hospital Complex in der Provinz Gauteng. Sie gilt als „Epizentrum“ des Omikron-Ausbruchs. Deshalb tragen dort besonders viele Corona-Patienten die neue Variante in sich. Die Sterberate in der Klinik betrug Anfang Dezember 6,6 Prozent, wohingegen sie während der vorhergehenden Wellen bei bis zu 17 Prozent lag. 

Von den 166 neu Eingelieferten, bei denen das Virus nachgewiesen wurde, kamen lediglich 42 aufgrund von Covid-19-Symptomen ins Krankenhaus, der Rest aus ganz anderen Gründen. In der Gruppe der 42 echten Corona-Fälle benötigten 13 zusätzlichen Sauerstoff, wobei aber nur ein Patient künstlich beatmet und deshalb auf die Intensivstation verlegt werden musste.

Omikron lässt die Kassen klingeln

Parallel zur Entwarnung aus Südafrika vertrat der russische Virologe Anatolij Altstein vom Moskauer Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie, das den Impfstoff Sputnik V entwickelt hat, die Ansicht, dass die Entstehung von Omikron das Ende der Corona-Pandemie ankündige, weil das Virus bei derart vielen Mutationen bald nicht mehr in der Lage sein werde, sich selbst zu reproduzieren. 

Dahingegen geht der BioNTech-Chef Uğur Şahin davon aus, dass wir noch „einen neuen Impfstoff gegen diese neue Variante benötigen werden“. Wegen solcher Aussagen explodieren die Gewinnerwartungen der Vakzin-Hersteller nun geradezu, denn jede Milliarde an zusätzlichen Impfdosen, die wegen der angeblichen Omikron-Gefahr verabreicht wird, könnte bei der derzeitigen Spanne zwischen Herstellungskosten und Verkaufspreisen weitere zwölf Milliarden US-Dollar in die Kassen der Produzenten spülen. 

Deshalb schossen deren Aktienkurse bereits nach dem Auftauchen von Omi­kron um bis zu einem Drittel nach oben. Das könnte jedoch erst der Anfang sein, wenn sich Şahins Einschätzung durchsetzen sollte, dass es wieder drei Impfungen zur maximal möglichen „Immunisierung“ brauche.