25.04.2024

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Folge 51-21 vom 24. Dezember 2021 / Heiligabend / Weihnachtliche Jubilare / Texte und Melodien diverser Lieder für die festlichste Jahreszeit haben beziehungsweise hatten 2021 einen runden Jahrestag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-21 vom 24. Dezember 2021

Heiligabend
Weihnachtliche Jubilare
Texte und Melodien diverser Lieder für die festlichste Jahreszeit haben beziehungsweise hatten 2021 einen runden Jahrestag
Manuel Ruoff

Be i diversen Weihnachtsliedern hatten beziehungsweise haben der Text, die Melodie oder auch gleich beide einen runden Jahrestag. Letzteres ist eher bei neueren Liedern ohne komplizierte Entstehungsgeschichte der Fall, in denen Text und Melodie oft von ein und derselben Person, sozusagen in einem Guss, geschaffen wurden und nicht erst über die Jahrhunderte zusammengewachsen sind. 

„Tausend Sterne sind ein Dom“

Zur Gruppe dieser jüngeren Weihnachtslieder, bei denen Text und Melodie von derselben Person stammen, gehört „Tausend Sterne sind ein Dom“. Dieses eher in der ehemaligen DDR bekannte Lied stammt von Siegfried Köhler. Der gebürtige Sachse kam 1927 in Meißen zur Welt. Als er 1984 in Ost-Berlin starb, hatte er es bis zum Präsidenten des Verbandes der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR (VKM) gebracht. Der Mitteldeutsche hatte jedoch nicht immer das Wohlwollen der roten Machthaber genossen. Nach Kriegsende saß er im Speziallager Nr. 4 Bautzen und im Speziallager Nr. 1 Mühlberg ein. Der sowjetische NKWD hatte den Deutschen, der sich im Zweiten Weltkrieg musikalisch in einer Spielschar der Hitlerjugend engagiert hatte, unter dem Vorwurf, ein „Werwolf“ zu sein, verhaftet. An Tuberkulose erkrankt wurde er schließlich 1946 entlassen. Unter diesem Eindruck entstand vor 75 Jahren das getragene „Tausend Sterne sind ein Dom“. Ein halbes Jahrzehnt später machte Köhler daraus eine Weihnachtskantate.

„Guten Abend, schön Abend, es weihnachtet schon“

Noch populärer in der DDR war das Lied „Guten Abend, schön Abend, es weihnachtet schon“. Das Lied passte mit seinem fehlenden Christusbezug sehr gut zur DDR, doch entstand der Text bereits vor der Gründung des Arbeiter-und-Bauern-Staats und die Melodie auch. Unter dem Titel „Ein Kranzsingelied auf die Weihnacht“ wurde es 1931 in der in „Ludendorff’s Volkswarte-Verlag“ erschienenen Sammlung „Lieder der Deutschen“ veröffentlicht. Die beiden ersten Strophen stammen von dem Herausgeber der Sammlung, Fritz Hugo Hoffmann. Eine variierte Fassung von Hoffmanns zweiter Strophe und eine weitere dritte Strophe ließ sich die Trägerin des Preises für künstlerisches Volksschaffen Ilse Naumilkat 1961 urheberrechtlich schützen. Die Melodie wurde mit dem ungleich christlicheren Text „Ave Maria, jungfräuliche Zier“ bereits 1798 von dem Lehrer Joseph Salzwimmer aufgezeichnet.

„Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen“

Ebenfalls eine getrennte Entstehungsgeschichte haben Text und Melodie des Weihnachtsliedes „Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen“. Vor 180 Jahren veröffentlichte der preußische Lyriker, Schriftsteller und Publizist Hermann Kletke den Text in seiner in Berlin erschienenen Sammlung „Phantasus“ mit dem Untertitel „Ein Kinderbuch“. Die Melodie wird rund ein Jahrzehnt älter geschätzt. Vor der Verwendung für das Weihnachtslied wurde die Melodie im sächsischen Raum mit den Texten „Schön ist die Jugend bei frohen Zeiten“ und „Es blühen Rosen, es blühen Nelken“ gesungen. Freikirchen und die Gemeinschaftsbewegung nutzen die Melodie mittlerweile auch gerne mit dem Text „Gott ist die Liebe, lässt mich erlösen“ des lutherischen Pastors, Komponisten und Liederdichters August Rische von 1852.

„Ihr Kinderlein kommet“

210 Jahre ist es her, dass der erfolgreichste Jugendbuchautor seiner Zeit, der 1768 in der mittelfränkischen Reichsstadt Dinkelsbühl geborene römisch-katholischer Priester, Schriftsteller und Dichter von Kirchenliedern Christoph von Schmid, in der zweiten Auflage seiner „Christlichen Gesänge zur öffentlichen Gottesverehrung in Augsburg“ sein ursprünglich achtstrophiges Weihnachtsgedicht „Die Kinder bey der Krippe“ veröffentlichte. 

Dieses Gedicht ist mehrfach vertont worden. Die uns heute geläufige Text-Melodie-Kombination stammt von Friedrich Eickhoff. Der 1807 in Soest geborene Pädagoge und Organist hatte es sich zur Aufgabe gemacht, stimmungsvolle Texte mit eingängigen Melodien zu volkstümlichen christlichen Liedern zu vereinen, die der Verbreitung der frohen Botschaft dienen sollten. So entstand neben der volkstümlichen Fassung von „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ auch die von „Ihr Kinderlein kommet“. 

Für Letztgenannte kombinierte Eickhoff das Gedicht von Schmid mit einer Melodie von Johann Abraham Peter Schulz, die dieser 1794 eigentlich für das Frühlingsgedicht „Wie reizend, wie wonnig ist alles umher“ des Belletristen Wilhelm Gottlieb Becker komponiert hatte. Berühmt wurde Schulz’ Melodie allerdings in der von ihm nicht mehr erlebten Verwendung durch Eickhoff. Von Schulz, der 1800 der Schwindsucht erlag, stammt übrigens auch die wunderschöne Vertonung des „Abendliedes“ („Der Mond ist aufgegangen“) des Dichters Matthias Claudius.

Ende 1829 führte Eickhoff Schmids Text und Schulz’ Melodie zusammen. Das Ergebnis hatte noch im selben Jahr zu Weihnachten Uraufführung in der Gütersloher Apostelkirche, in der Eickhoff Organist war. Drei Jahre später veröffentlichte es Eickhoff in seiner Sammlung „Sechzig deutsche Lieder für dreißig Pfennig“.

„Morgen kommt der Weihnachtsmann“

Ähnlich bekannt wie „Ihr Kinderlein kommet“ ist „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ mit dem 1835 verfassten Text von Hoffmann von Fallersleben. Das deutsche Weihnachtslied bedient sich der Melodie des französischen Volksliedes „Ah! vous dirai-je, Maman“ (Ach! Soll ich Ihnen sagen, Mama). Vor 260 Jahren erschien die Melodie erstmals gedruckt. 

„Herbei, o ihr Gläub’gen“

Bei „Herbei, o ihr Gläub’gen“ verhält es sich in mancher Hinsicht ähnlich wie bei „Morgen kommt der Weihnachtsmann“. Wenigstens der Text ist deutsch. Allerdings handelt es sich beim erstgenannten Liede nicht um eine Neudichtung, sondern um eine Übersetzung des lateinischen Originaltextes, der da mit den Worten beginnt: „Adeste fideles“. Herkunft von Text und Melodie dieses internationalen Weihnachtsklassikers sind unklar. Fest steht wenigstens, dass der englische Notenkopist John Francis Wade Text und Melodie des Liedes in fünf seiner Handschriften aufgenommen hat, und die älteste davon stammt aus dem Jahre 1751, ist also 270 Jahre alt. Ob er das Lied nur niedergeschrieben hat oder es sein Werk ist, ist unbekannt.

„Nun singet und seid froh“

Ebenfalls zu den in der Weihnachtszeit gespielten und gesungenen internationalen Klassikern gehört „In dulci jubilo“. Eine vollständig deutsche Fassung erschien erstmals vor 375 Jahren in einem Hannoverschen Gesangbuch: „Nun singet und seid froh“.