26.04.2024

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Folge 51-21 vom 24. Dezember 2021 / Carl Zuckmayer / Volkstümlich und Teufelsgeneral

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-21 vom 24. Dezember 2021

Carl Zuckmayer
Volkstümlich und Teufelsgeneral
Erik Lommatzsch

Bei dem vor allem für seine Theaterstücke bekannten Schriftsteller Carl Zuckmayer ging es im Ton mitunter recht derb zu. Sein Schweizer Kollege Friedrich Dürrenmatt hat überliefert, als er einst in einem Münchener Nobel-Hotel gesessen habe, sei Zuckmayer an seinen Tisch getreten. Deutlich vom Alkoholgenuss gezeichnet, habe er zu Dürrenmatt gesagt: „Sie halten meine Stücke für Scheiße, und ich halte ihre Stücke für Scheiße.“ Der Schweizer will dem nicht nachgestanden haben, er habe ihn mit dem Satz beschieden: „Herr Zuckmayer, das haben Sie sehr gut formuliert.“ 

Geboren wurde Zuckmayer am 27. Dezember 1896 im rheinhessischen Nackenheim. Als Dramaturg wirkte er am Deutschen Theater in Berlin. Mit der Komödie „Der fröhliche Weinberg“, welches das meistgespielte Theaterstück der 1920er Jahre werden sollte, gelang ihm der große Durchbruch als Dramatiker. Weitere erfolgreiche sogenannte Volksstücke folgten, beispielsweise „Schinderhannes“. Beteiligt war er am Drehbuch des Films „Der blaue Engel“. Sein heute noch populärstes Drama ist der „Hauptmann von Köpenick“ – nicht zuletzt durch prominent besetzte Kinoadaptionen, etwa mit Heinz Rühmann, Rudolf Platte, Harald Juhnke oder Max Adalbert, der bereits in der der Fassung von 1931 in der Titelrolle Maßstäbe gesetzt hatte. 

Im Dritten Reich erhielten Zuckmayers Dramen Aufführungsverbot. Seit 1926 bei Salzburg ansässig, ging er nach dem Anschluss Österreichs ins Exil und lebte in den USA, wo er eine Farm bewirtschaftete. 1943/44 hatte er für den amerikanischen Geheimdienst Office of Strategic Services (OSS) Einschätzungen über Künstler verfasst, die in Deutschland geblieben waren. Die etwa 150 Dossiers wurden 2002 veröffentlicht.

Zuckmayer wirkte nach Kriegsende als Kulturbeauftragter der US-Armee in Deutschland. Großen Widerhall fand sein Stück „Des Teufels General“, das den Konflikt eines vom NS-Staat Umworbenen und dessen Gewissen thematisiert. Orientiert ist es am Schicksal des Luftwaffengenerals Ernst Udet, der 1941 Suizid beging.

In den 1950er Jahren konnte Zuckmayer noch einmal Erfolge feiern, bevor das Interesse an seinen Arbeiten zurückging. Sein „konservativ-humanistisches Weltbild“, so der Zuckmayer-Kenner Gunther Nickel, galt als überlebt. Hohe Auflagen erzielten die Erinnerungen „Als wär’s ein Stück von mir“. In der Schweiz, in der er über zwei Jahrzehnte lebte, ist er am 18. Januar 1977 gestorben.