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Folge 51-21 vom 24. Dezember 2021 / Iran / Der Vater des Gottesstaats / Katajun Amipur schildert Ayatollah Khomeinis Werdegang vom Gegner des Schah-Regimes bis zum Gründer der Islamischen Republik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-21 vom 24. Dezember 2021

Iran
Der Vater des Gottesstaats
Katajun Amipur schildert Ayatollah Khomeinis Werdegang vom Gegner des Schah-Regimes bis zum Gründer der Islamischen Republik
Dirk Klose

Auch mehr als 30 Jahre nach seinem Tod scheint Ayatollah Khomeini (1902–1989) präsent zu sein. Die von ihm bewirkte Islamisierung des Iran prägt die internationale Politik bis heute. Dazu wurden bereits unzählige Monographien geschrieben. Erstaunlich indes ist, dass zum Leben des Revolutionsführers selbst bislang zumindest in Deutschland eine ausführliche Darstellung fehlt. 

Abhilfe bedeutet das Buch „Khomeini. Der Revolutionär des Islam“ der an der Universität Köln lehrenden Autorin Katajun Amipur, einer deutsch-iranischen Islamwissenschaftlerin. Für den deutschen Leser enthält das Buch viel Neues, ebenso Interessantes wie Erschreckendes über einen Mann, der sich schon in jungen Jahren dem geistlichen Studium gewidmet hat, rasch zu einem geachteten Geistlichen (Ayatollah) aufstieg, den es ab Anfang der 1960er Jahre in die Politik trieb, wo er in Gegensatz zum damals herrschenden Schah geriet, inhaftiert, verbannt und exiliert wurde und am 1. Februar 1979 nach Teheran zurückkehrte. Binnen kürzester Zeit errichtete er einen „Gottesstaat“, die Islamische Republik, die bis heute trotz ihrer brutalen Politik im Innern und der aggressiven Politik nach außen Bestand hat. 

Die Autorin hält sich eng an die Lebensdaten und verbindet dies für die Jahrzehnte vor 1979 mit einer gelegentlich etwas weit ausholenden Übersicht zu Studium und Rechtsgelehrsamkeit in geistigen Zentren wie Quom oder Kerbela. Für die Jahre danach thematisiert sie die einerseits schier unversöhnliche, dann wieder überraschend pragmatische Haltung Khomeinis gegenüber dem Westen, auch zum „Teufel“ USA und Israel, dann das ebenso ambivalente Frauenbild Khomeinis. Wie fast alle iranischen Geistlichen war auch Khomeini ein hochgebildeter, in Theologie, Mystik und Dichtung gleichermaßen bewanderter Mann. Heute stehen fast alle Nachkommen Khomeinis dem Regime in schroffer Opposition gegenüber.

Wichtige außenpolitische Ereignisse wie die britisch-sowjetische Besetzung des Landes im Zweiten Weltkrieg, die Mossaddegh-Entmachtung 1953 oder den Krieg mit dem Irak hat die Autorin weitgehend außen vorgehalten, was bedauerlich erscheint, prägten diese doch Haltungen und Einstellungen vieler Menschen im Iran, wovon Khomeinis islamische Revolution dann erheblich profitierte. Dem steht allerdings sehr positiv gegenüber, dass dem deutschen Leser eine Welt schiitischer Geistigkeit und Geistlichkeit vorgeführt wird, die uns fremd erscheint, für Millionen Menschen aber normaler Alltag ist. 

Katajun Amipur: „Khomeini. Der Revolutionär des Islam. Eine Biographie“, C.H.Beck Verlag, München 2021, gebunden, 352 Seiten, 26,95 Euro