20.04.2024

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Folge 51-21 vom 24. Dezember 2021 / Für Sie gelesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-21 vom 24. Dezember 2021

Für Sie gelesen

Historische Fundgrube

Das deutsche Reich zählte ab 1884 zu den europäischen Kolonialmächten, verlor seine Überseebesitzungen in Afrika, Asien und Ozeanien jedoch durch den Artikel 119 des Versailler Friedensvertrags an die Sieger des Ersten Weltkrieges. Der koloniale Gedanke blieb  indes sowohl in der Weimarer Republik als dann später auch im Dritten Reich lebendig. 

Was dies im Einzelnen bedeutete, erläutert Wolfgang Reith in den zwei informativen Essays „Eine Frage der nationalen Ehre“ und „Unter dem Hakenkreuz des Südens“, wobei der Schwerpunkt der Darstellung des ehemaligen Lehrers, Schulleiters, Journalisten und Präsidenten der Deutsch-Südafrikanischen Gesellschaft beziehungsweise Afrika-Fördergesellschaft sowie Mitbegründers des Preußeninstituts auf der Zeit von 1933 bis 1945 liegt.

In der erstgenannten Publikation zeigt Reith, dass die NSDAP-Führung nicht nur Pläne für eine Ostexpansion auf dem europäischen Kontinent ventilierte, sondern gleichermaßen auch die Rückeroberung der ehemaligen deutschen Kolonien ins Auge fasste – vor allem wegen deren Rohstoffreichtums. Dabei löste sie sich schließlich von der kolonialen Tradition des Kaiserreiches und propagierte eine neue, genuin nationalsozialistische Kolonialpolitik, in deren Rahmen die Rassenfrage von zentraler Bedeutung war. Allerdings platzten die Träume von dem Kolonialreich unterm Hakenkreuz mit dem Scheitern der deutschen Sommeroffensive von 1942 und des Afrikafeldzuges von Rommel.

In seiner zweiten Schrift, welche als Ergänzung und Fortsetzung des ersten Essays gedacht ist, schildert Reith die Auswirkungen der Kolonialpropaganda und -politik der Nationalsozialisten auf die Situation im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika. Diese Kolonie hatten die Siegermächte bereits vor der Unterzeichnung des Versailler Vertrages zu einem Mandatsgebiet von Südafrika gemacht. Der Autor weist nach, dass die deutschstämmige Bevölkerung im heutigen Namibia den Nationalsozialismus im Allgemeinen und dessen koloniale Pläne im Besonderen mehrheitlich begrüßte und auf eine Wiederherstellung der deutschen Herrschaft in Südwestafrika hoffte, was zu entsprechenden Gegenmaßnahmen der Mandatsmacht führte – bis hin zur Errichtung von Internierungslagern.

Reith untermauert seine Ausführungen mit einer Vielzahl von Quellen, die teilweise auch als Faksimile abgedruckt sind. Ebenso instruktiv sind die reichlich eingestreuten seltenen Fotografien, welche die beiden Publikationen gleichfalls zur kolonialhistorischen Fundgrube machen.W.K.

Wolfgang Reith: „Unter dem Hakenkreuz des Südens. Der Nationalsozialismus in Südwestafrika“, Verlag Brevi Manu, Windhoek 2021, broschiert, 108 Seiten, 24,80 Euro

Wolfgang Reith: „Eine Frage der nationalen Ehre. Nationalsozialistische Pläne für eine neue deutsche Kolonialpolitik“, Verlag Brevi Manu, Windhoek 2019, broschiert, 123 Seiten, 24,80 Euro